Haidhausen in den 70ern: Ein Viertel mit Schwung

Von "Kohlrabi-Aposteln" und Schwingseilen: So war es im Haidhausen der später 70er.
Von AZ-Leserin Betina Pflaum |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Foto zeigt AZ-Leserin Betina Pflaum beim Fasching 1979.
privat/AZ Das Foto zeigt AZ-Leserin Betina Pflaum beim Fasching 1979.

Für mich, Jahrgang 1969, ist Haidhausen immer noch das Viertel meiner Kindheit und Jugend. Dort bin ich von 1976-1980 in die Grundschule an der Kirchenstraße gegangen, auf meinem Schulweg bin ich über den Johannisplatz gelaufen. Dort gab es damals eine sogenannte "Tarzanbahn", mit ihr konnte man sich an einem Seil von der einen zur anderen Seite schwingen, das ging sehr schnell und deshalb sind auch einige Unfälle passiert. Als Kinder fanden wir das abenteuerlich, den Eltern hat es wohl nicht so gefallen und so wurde sie später wieder weg gemacht.

Den Spielplatz gibt es immer noch. Damals war auch die Zeit der "Trimm Dich Pfade" und die ersten Bioläden entstanden im Viertel. So etwa das Kasladl in der Steinstraße. Meine Eltern meinten dazu aber, dass dort nur die "Kohlrabi-Apostel" einkaufen. Das Umweltbewusstsein kam erst langsam. Auch an viele Marken kann ich mich noch gut erinnern und die bunten "Prilblumen" von der Spülmittelflasche, die auf den Kacheln in der Küche den 70er-Jahre-Flair verbreiteten.

Gewohnt haben wir in der Schiltbergerstraße gleich beim Johannisplatz. Dort gibt es seit Jahrzehnten das Café, in dem schon mein Opa spät abends nach dem Ausgehen war. Auch heute sind dort viele junge Leute, die nach dem Biergarten oder der Disco noch dort hingehen, weil es lange offen hat.

Momentan Freude ich mich auch besonders über die Wiederholung der Serie aus den 70er Jahren "Polizeiinspektion 1" im Bayerischen Fernsehen, eine nostalgische Erinnerung an die Zeit und natürlich tolle Schauspieler.

Haidhausen hat sich besonders in den 80er Jahren sehr verändert, es wurde das Gasteig-Kulturzentrum gebaut. Ich weiß noch, als ich als Kind mit meiner Oma über das ehemalige Bürgerbräugelände gegangen bin. Die Gebäude standen schon leer und trotzdem spürte man die Geschichte des Ortes und die kommende Veränderung.

Durch die Sanierung der Altbauten sind leider auch viele Handwerksbetriebe aus den Hinterhöfen und Rückgebäuden verschwunden. Auch die alten Coca-Cola Lagerhallen an der Steinstraße, in denen einige Partys und Feste stattfanden, mussten weichen. An manchen Ecken ist das Viertel sehr "schick" geworden, aber trotzdem verbinde ich immer noch viele schöne Erinnerungen mit dem Viertel, in dem auch meine Eltern und Großeltern fest verwurzelt waren. Seit 1994 wohne ich in Schwabing-West in der Nähe vom Olypark, doch die Verbundenheit mit Haidhausen ist geblieben.


Und was haben Sie erlebt? Schreiben Sie an die AZ!

Die AZ wird Sie in diesen Sommertagen unterhalten mit Geschichten aus den Zeiten, in denen München doch noch münchnerischer war als heute. Als Stenze durch die Stadt strawanzten – und Striezis und Schandis aneinandergeraten sind.
Haben Sie selbst auch solche Münchner Gschichten erlebt?
Schreiben Sie sie auf – und schicken sie diese, gern mit Fotos (falls vorhanden) – an leserforum@az-muenchen.de

Oder per Post an:
Abendzeitung
Kennwort: Gschichten
Garmischer Straße 35
81373 München

Die AZ wird ausgewählte Gschichten veröffentlichen.

Lesen Sie hier Teil 1 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Erst ein Ohnmachts-, dann ein Tobsuchtsanfall"

Lesen Sie hier Teil 2 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Sie legten uns Achter an, dann ging's in die Löwengrube"

Lesen Sie hier Teil 3 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Straßenschlägereien, Einzelhaft und ein Wahnsinnsgeschoss"

Lesen Sie hier Teil 4 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "An Zwickl-Fünfer mit de kurzn Kartn"

Lesen Sie hier Teil 5 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": Wie Fierek zum Film kam: Mit der Dogge im Commodore

Lesen Sie hier Teil 6 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Ich war nie ein Striezi oder ein Stenz"

Lesen Sie hier Teil 7 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Einsatz am Max-II-Denkmal" und "Schlaraffenland im Keller"

Lesen Sie hier Teil 8 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Küsse hinter der Dult, Tauchkurs im Nordbad"

Lesen Sie hier Teil 9 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Rainer Weiss - ein Unikum und Urgestein"

Lesen Sie hier Teil 10 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Wilde Nächte in den 70ern: ’s Nannerl vom Land"

Lesen Sie hier Teil 11 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Münchner Freiheit, die ich meinte"

Lesen Sie hier Teil 12 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Schwabinger Krawalle - Und plötzlich eine Heidenangst"

Lesen Sie hier Teil 13 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Lebhafte Jahre in München - Als die letzten Hüllen fielen"

Lesen Sie hier Teil 14 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Die 60er und 70er - Alles, was verboten war"

Lesen Sie hier Teil 15 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Schwabinger Gisela: Warum ist die Laterne krumm?"

Lesen Sie hier Teil 16 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": Erotische Poster: Gotteslästerung im Herzen von Schwabing?

Lesen Sie hier Teil 17 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": Kreuzstraße - Heimat im damaligen Rotlichtviertel

Lesen Sie hier Teil 18 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": Die 50er Jahre: "Damals war man toleranter"

Lesen Sie hier Teil 19 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Ein Jahr Milchkännchen"

Lesen Sie hier Teil 20 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": Die 60er: "Wie anders doch die Wiesn damals war!"

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.