Die 60er und 70er: Alles, was verboten war
Geboren bin ich 1946. Sehr lebhaft und aufgedreht, konnte ich nicht stillsitzen und bekam so des Öfteren eine mit dem Rohrstock verpasst, was mich aber überhaupt nicht beeindruckte.
Beim Turnen mussten die Mädchen hinter dem Rücken der Buben mitmachen, damit wir sie nicht ausgezogen sehen konnten. Aber wir haben unsere Köpfe verrenkt und so bemerkt, dass sie im Winter mit Strümpfen und Strapsen turnten. Wenn die Lehrerin einen beim Schauen ertappte, gab es eine Nuss auf den Kopf.
Angebandelt wurde später. Wenn die Dult aus war, suchten alle Kinder nach Eisen und Papier; was gesammelt wurde, verkauften wir dann. Hinter den Dultständen wurden die ersten Küsse getauscht. An der Schiffschaukel warteten die Jungs, dass sie mal unter die Röcke sehen konnten: Petticoats und Strapse. Ich überlegte: Wann komme ich dran?
Im Sommer traf man die Mädchen am Flaucher, wo man sich in den dichten Büschen näher kommen konnte. Im Winter ging man ins Kino, was aber nicht so ergiebig war. In die Hosentaschen machten wir uns Löcher, damit die Mädchen unauffällig fummeln konnten.
Wenn man aus dem Mathäser kam, war man in der Zweigstraße. Dort war ein Puff und daneben ein illegales Spielcasino, bei dem die Türen immer offen standen. Auf der Straße konnte man öffentlich und ohne Versteckspiel alles kaufen, was verboten war.
Einmal um die Welt – aber am liebsten in München
In den 70er Jahren baute ich einen Autohandel auf, bei dem ich mit geringem Zeitaufwand sehr viel verdiente. Für einen jungen Mann ein Traum. Ich fuhr jeden Monat mit einem anderen Auto vor. Corvette, Jaguar und Ferrari wechselten sich ab. Ich schickte Autos nach Amerika und kaufte dort Autos, die ich nach Deutschland brachte. So verdiente ich sogar im Urlaub Geld.
In Mühldorf konnte man ohne große Ausbildung solo Fallschirm springen, was wir natürlich ausprobierten. Tauchkurse machte man im Nordbad, bevor es in die Karibik ging. Als Globetrotter erkundete ich die Welt. Ich fuhr mit alten Autos durch Wüste und Dschungel nach Togo, mit dem Hundeschlitten durch Grönland, es ging auch durch Asien und Amerika. Es war der Wahnsinn! Aber am liebsten war ich dann doch immer wieder in München.
Die Geschäfte liefen gut, und so fuhr ich mit einem Rolls Royce im "Maximilians" vor oder ging ins "Charly M" gegenüber. Ein Aufreißerschuppen war auch das "Lenbach", in dem etwa Dieter Bohlen (Modern Talking) sang. Die Jahre flogen nur so dahin.

Dieter Scholz als fescher 14-Jähriger. Foto: privat
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Lesen Sie hier Teil 4 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "An Zwickl-Fünfer mit de kurzn Kartn"
Lesen Sie hier Teil 6 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Ich war nie ein Striezi oder ein Stenz"
Lesen Sie hier Teil 9 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Rainer Weiss - ein Unikum und Urgestein"
Lesen Sie hier Teil 11 der AZ-Serie "Münchner Gschichten": "Münchner Freiheit, die ich meinte"
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