Darum schießen bayerische Lehrer jetzt hart gegen Markus Söder: "Schluss mit lustig"
Nach den schockierend schlechten Ergebnissen der PISA-Studie, wurde die Gestaltung des Grundschulunterrichts in Bayern hitzig diskutiert. Demnächst will Bayerns Kultusministerin Anna Stolz ihr Förderkonzept vorstellen. Jedoch geht die Debatte laut Simone Fleischmann, der Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), weit an der Realität der Schulen vorbei. Besonders Markus Söder nimmt sie dabei scharf ins Visier.
Lehreverband kritisiert bayerische Politik: "Sinnlose Diskussion"
Zuletzt war diskutiert worden, ob zur Förderung der Mathe- und Deutsch-Kompetenzen Englisch gekürzt werden solle. Dieser Vorschlag kam von Ministerpräsident Markus Söder. Anna Stolz hingegen schlug vor, am Religionsunterricht zu sparen. Das kommt für den CSU-Chef natürlich nicht in Frage. Für Simone Fleischmann ist das laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" eine sinnlose Diskussion.
Denn: Bei ausfallenden Lehrerstunden aufgrund von Personalmangel bleibt keine Zeit für Fördermaßnahmen. Laut offiziellen Berichten des vergangenen Schuljahres sind 0,9 Prozent aller Schulstunden ersatzlos ausgefallen. Der BLLV berichtet jedoch von deutlich höheren Zahlen. Bis zu acht Prozent der Schulstunden fielen in den exemplarisch untersuchten Kalenderwochen fünf und sechs komplett aus.

Lehrerverband-Präsidentin Simone Fleischmann ledert gegen Markus Söder: "Hat keine Ahnung"
In Anbetracht dieser Zahlen kritisiert Fleischmann die "Applauspolitik" und "Pressekonferenzen von Menschen, die keine Ahnung" von der Situation an den Schulen haben. Zwar nennt sie laut der SZ keine Namen, aber es wird deutlich wen sie meinen könnte. Bei der CSU-Klausurtagung im Kloster Banz hatte Markus Söder vorgeschlagen, dass bayerische Lehrer mehr Vollzeit arbeiten sollen, um den Lehrermangel auszugleichen.
"Wir könnten überlegen, Familienarbeitszeit auch an das Alter der Kinder zu knüpfen. [...] Man kann diskutieren, ob Beamte gleich zu Beginn in Teilzeit gehen oder nicht doch erst eine gewisse Zeit in Vollzeit arbeiten sollten. Und ob nicht eine Höchstdauer von Teilzeitjahren vertretbar ist", sagte der CSU-Chef laut Berichten der "tz" auf der Tagung.
Auch bei der Klausur des Ministerrats Ende Januar in Gmund legte Söder seine Ideen in Sachen Bildungspolitik dar. "Bei Religion wird nicht gekürzt", sagte der bayerische Ministerpräsident. Wenn irgendwo gekürzt werden soll, dann lieber bei Fächern wie Englisch. "Ich glaube, erst mal muss man gut Deutsch können, bevor man über Englisch nachdenken kann", so Söder.
Simone Fleischmann: "Schluss mit lustig"
Fleischmann hat für solche Aussagen kein Verständnis: "Jetzt ist Schluss mit lustig, wir brauchen keine politisch-polemischen Aussagen, keine scheinbar einfachen Lösungen für Probleme". Sie lehnt Streichungen im Lehrplan ab, denn die Kinder bräuchten eine ganzheitliche Bildung, die ihnen von Profis vermittelt wird, sagt sie in der SZ. Dies scheitert jedoch häufig am Lehrkräftemangel. Fleischmann findet, dass der Beruf attraktiver werden muss.
Ihr Vorschlag: Das Piazolo-Paket muss weg. Der Vorgänger von Stolz, Michael Piazolo, hatte vor vier Jahren die Teilzeitmöglichkeit deutlich beschränkt und zusätzliche Arbeitsstunden für alle Grundschullehrer angeordnet. Dadurch stieg die Zahl von dienstunfähigen Lehrern massiv an. Ende Februar wird Kultusministerin Stolz ihr Pisa-Paket vorstellen, für das sie bereits mehr Eigenverantwortung für Schulen angekündigt hatte. Wie und in welchem Rahmen wird sich noch zeigen.