Letzte Aussprache ging schief: Wie Tuchel seine Gunst bei FC-Bayern-Führungsspielern verspielte

Die Differenzen zwischen Trainer Thomas Tuchel und Sechser Joshua Kimmich sowie anderen Führungsspielern gelten mit als Ursache für den Abschied im Sommer beim FC Bayern.
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch,
Krischan Kaufmann
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
19  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt 11
Teilen  AZ bei Google News
Auf diese Auswechslung beim 2:3 gegen Bochum folgte die Kimmich-Explosion. Das Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und dem defensiven Mittelfeld-Spieler gilt als belastet.
Auf diese Auswechslung beim 2:3 gegen Bochum folgte die Kimmich-Explosion. Das Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und dem defensiven Mittelfeld-Spieler gilt als belastet. © imago

München - Nicht einmal elf Monate ist es her, dass Thomas Tuchel bei seiner Vorstellung an der Säbener Straße davon sprach, dass er sich in den FC Bayern "schockverliebt" hätte. Eine ähnlich schwärmerische Liebesbekundung würde dem 50-Jährigen heute sicher nicht mehr über die Lippen kommen. Denn neben zahlreichen weiteren Problemen ist Tuchel in München auch an den persönlichen Differenzen mit einigen seiner Führungsspieler gescheitert – allen voran Joshua Kimmich (29).

Die Kimmich-Explosion in den Katakomben des Bochumer Ruhrstadions, als er sich lautstark mit Tuchels Co-Trainer Zsolt Löw zoffte, war nur der finale Höhepunkt einer monatelangen Negativentwicklung im Binnenverhältnis zwischen Tuchel und seinem Sechser, die bereits im vergangenen Sommer begonnen hatte. "Das muss mir einer von euch mal erklären", hatte Kimmich laut "Sport Bild" in Bochum gefordert. Bayerns Sechser war sichtlich erbost über seine frühe Auswechslung im Spiel. Auch eine Aussprache zwischen Tuchel und Kimmich am vergangenen Montag konnte die angespannte Atmosphäre angeblich nicht verbessern.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Thomas Tuchel stellte die Qualitäten von Joshua Kimmich als Abräumer öffentlich in Frage

Dazu schwelt der Konflikt wohl schon zu lange zwischen den beiden. Während der Vorbereitung hatte Tuchel Kimmich und dessen Qualitäten als Abräumer vor der Abwehr öffentlich in Frage gestellt, als er seinem Mittelfeld-Chef die Qualität zur "holding six" absprach und stattdessen bei den Bossen vehement eine Verstärkung für diese Position forderte. Die aber kam nicht.

Wunschspieler Deaclan Rice wechselte lieber für 126 Millionen Euro von West Ham United zum FC Arsenal, der bayerische Transferausschuss macht sich zudem mit dem geplatzten Last-Minute-Wechsel von Joao Palhinha vom FC Fulham zum Gespött. Dass der Premier-League-Klub nun bereit ist, den Portugiesen für den richtigen Preis zu verkaufen, wie Vize-Boss Tony Khan gegenüber "talkSPORT" bestätigte, ist eine Ironie des Schicksals.

Ob die Bayern-Verantwortlichen nach dem Abschied von Tuchel bei Palhinha im Sommer einen neuen Anlauf unternehmen, ist zumindest fraglich.

FC Bayern: Auch Leon Goretzka, Serge Gnabry und Matthijs de Ligt zählen zu den Gewinnern

Vor diesem Hintergrund zählen Kimmich, aber auch prominente Kollegen wie Leon Goretzka (29) und Serge Gnabry (28) und Matthijs de Ligt (24) womöglich zu den Gewinnern dieser Entwicklung.

Goretzka war wie Kimmich ("Wenig Herz, wenig Liebe") ein Kritiker der Entlassung von Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann und hatte in den vergangenen Monaten immer wieder einen schweren Stand beim Trainer. Sogar über einen Verkauf des 29-Jährigen war letzten Sommer intern bei Bayern diskutiert worden.

Lesen Sie auch

Bosse um kommenden Sportvorstand Max Eberl werden FC-Bayern-Stars genau beobachten

Auch de Ligt, der von Ex-Sportvorstand Hasan Salihamidzic für rund 67 Millionen Euro von Juventus Turin als künftiger Abwehrchef geholt worden war, ist unter Tuchel bislang nicht gesetzt. Der Bayern-Trainer sieht beim Niederländer unter anderem Schwächen in der Spieleröffnung.

Aber: Trotz des Tuchel-Abschieds im Sommer werden die Bayern-Bosse nach AZ-Informationen die Entwicklung von Kimmich und Co. in den kommenden Wochen genau beobachten. Gehen Sie jetzt als Leader voran – oder tauchen sie ab? Es ist eine Bewährungschance, vielleicht die letzte. Vor allem der neue Sportvorstand Max Eberl, der am 1. März seinen Job in München antreten soll, wird hier massiv gefordert sein.

Der 50-Jährige muss zusammen mit Sportdirektor Christoph Freund bewerten, ob ein größerer Umbruch der zuletzt leblosen Mannschaft im Sommer nötig ist, oder die zuletzt so gehemmten Leistungsträger ohne Tuchel wieder zu alter Führungsstärke zurückfinden. Was allerdings auch schon bei den Tuchel-Vorgängern Nagelsmann und Hansi Flick sowie in der deutschen Nationalmannschaft viel zu selten der Fall war. Eine echte Mammutaufgabe also für Neu-Boss Eberl – besonders wenn man gleichzeitig noch einen passenden Trainer finden muss.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
19 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • MPTED am 24.02.2024 22:30 Uhr / Bewertung: 0

    Jetzt Kimmich vorwerfen, er wäre Schuld an der Entlassung halte ich ehrlich gesagt für dumm. Es lag wie bei den anderen vor Tuchel schon gescheiterten daran, dass der Trainer viele Spieler schlecht machte mit seinem ständigen schlecht machen! Er und sein Vorgänger experimentierten und fanden kein Weg. Wohl auch zu den Spielern nicht! Ich denke sie hatten keinen Plan. Aber zu Stress in der Kabine, Leistungsträger wurden Schritt für Schritt demontiert. Das Zusammenspiel ging immer mehr verloren, auch weil man dem Trainer zeigen wollte, dass man besser ist wie der Trainer sich äußert! Kimmich spielte auf einmal gehemmt und defensiver, das jedoch war auch nicht recht! Die Medien bekamen immer mehr Munition! Was für einige wieder gut war, damit sie ihre Munition bekamen. Heute machen immer mehr taktische Fehler und im Passspiel. Es wurde geschafft, dass man ein Team, welches viele gute Kombinationen in ihrem Spiel hatten!

    Antworten lädt ... Antworten
  • Haan am 23.02.2024 02:06 Uhr / Bewertung: 2

    VfB Stuttgart, letzte Saison fast abgestiegen. Leverkusen immer im Mittelfeld der BL und plötzlich spielen die vorne mit. Warum? Seht euch mal die Trainer an, die hüpfen nicht wie Clowns am Spielfeldrand herum, sondern geben taktisch richtige Anweisung an die Spieler.

    Antworten lädt ... Antworten
  • Tonio am 22.02.2024 18:42 Uhr / Bewertung: 3

    Wahrscheinlich wird auch der nächste Trainer Probleme mit Kimmich haben.

    Antworten lädt ... Antworten
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.