Riesiges Briefwahlzentrum in München: Wo über 4.000 Wahlhelfer die Stimmen auszählen

München - Gibt es einen Minusrekord für die bayerische CSU? Wird München trotzdem wieder schwarz statt grün? Können die Freien Wähler auch in der Großstadt von der Flugblatt-Affäre profitieren?
Es gibt viele spannende Fragen für den Wahlabend am Sonntag. Eine Antwort zeichnet sich aber schon in den Tagen zuvor deutlich ab: Es dürfte eine Rekordwahl werden, was die Zahl der Briefwähler betrifft.
4.000 Wahlhelfer zählen kommenden Sonntag im MOC-Center in München die Stimmen aus
Mehr als eine halbe Million Wahlbriefe erwartet man beim Kreisverwaltungsreferat (KVR). Sehr viele haben ihre Stimme schon abgegeben, Mitte letzter Woche hatte man 343.125 in der Stadt gezählt – im Vergleich zu 259.392 im Vergleichszeitraum bei der Landtagswahl 2018. Die Briefe selbst werden natürlich erst am Wahlabend geöffnet. Und zwar in sehr vielen Fällen im MOC-Center der Messe München in Freimann.
"Es bietet mit rund 30.000 Quadratmetern Fläche die größte Räumlichkeit", betont man bei der Messe. Am Wahlabend sollen hier 280.000 Wahlbriefe geöffnet und mehr als eine Million Stimmen ausgezählt werden. Im MOC sind am Wahltag insgesamt 4.000 Wahlhelfer in vier Hallen und zwei Atrien in insgesamt 140 Räumen im Einsatz. Damit ist es das größte Briefwahlzentrum, weitere Flächen hat die Stadt zum Beispiel in der Motorworld, im Zenith und im Kesselhaus angemietet.
Auszählung der Briefwahl-Stimmen ist mittlerweile eine Großveranstaltung
Bei der Messe ist man sehr stolz auf das große Briefzentrum. Die Landeshauptstadt habe hier "einen erfahrenen Partner" an der Seite, heißt es in einer Mitteilung, schon bei Bundestags-, Europa- und Migrationsbeiratswahlen wurde in Messehallen ausgezählt. "Weil die Briefwahl immer populärer wird, ist inzwischen in einer Millionenstadt auch die Auszählung der Briefwahl eine Großveranstaltung", heißt es von der Messe.
Die bietet eine gute Infrastruktur für das Ereignis: große Hallen, WLAN, Personal für Sicherheit und Sanitätsdienst. Bei der Stadt gibt man sich insgesamt kurz vor der Wahl gut gerüstet. Nach der Panne in der Isarvorstadt, wo auf Wahlbenachrichtigungen fälschlicherweise "Harlaching" stand (aber die Unterlagen trotzdem gültig sind), habe es keine weiteren Probleme gegeben, heißt es auf Nachfrage der AZ.
Söder, Aiwanger, Schulze und Co.: Spitzenkandidaten im AZ-Interview
Vor der Wahl hat die AZ die Spitzenkandidaten der großen Parteien zum Interview getroffen:
- Markus Söder (CSU): "Die Grünen haben uns eine Liste mit völlig absurden Bedingungen diktiert"
- Hubert Aiwanger (Freie Wähler) über Flugblatt-Affäre: "Interessant, welche Rolle die SPD gespielt hat"
- Florian von Brunn (SPD) fordert: "Hubert Aiwanger muss entlassen werden"
- Schulze und Hartmann (Grüne) attackieren Bayerns Regierung: "Was Söder behauptet, ist unanständig"
- Martin Hagen (FDP): "Wir brauchen mehr Kompetenz und weniger Populismus"
- Adelheid Rupp (Die Linke) zur IAA in München: "Protz, Protz, Protz!"
AZ-Serie vor der Wahl: Unterwegs in den neun Münchner Stimmkreisen
Insgesamt neun Stimmkreise zur Landtagswahl gibt es in München. Im Vorfeld der Wahl hat die AZ jeden einzelnen von ihnen genauer beleuchtet. Hier finden Sie einen Überblick:
- Stimmkreis 101 München-Hadern: Siekmann fordert Justizminister Eisenreich erneut heraus
- Stimmkreis 102 München-Bogenhausen: Hier heißt es Alt gegen Jung
- Stimmkreis 103 München-Giesing: Hart umkämpft – fällt Giesing zurück an die CSU?
- Stimmkreis 104 München-Milbertshofen: In diesem Stadtteil tritt bei der Landtagswahl eine Besonderheit auf
- Stimmkreis 105 München-Moosach: "Was macht ihr eigentlich?" – Kippt die Stimmung in Moosach?
- Stimmkreis 106 München-Pasing: Ex-Bürgermeister muss sein Amt gegen Grünen-Kandidaten verteidigen
- Stimmkreis 107 München-Ramersdorf: Blume gegen Kurz – Kulturkampf im Südosten
- Stimmkreis 108 München-Schwabing: Nach Wahlschlappe 2018 – Erobert Spaenle Schwabing zurück?
- Stimmkreis 109 München-Mitte: Unterwegs im Bahnhofsviertel – "Seit Jahren wird alles schlimmer"
Nach Panne bei der letzten Landtagswahl in Bayern soll es in diesem Jahr besser laufen
Nun muss es nur noch am Wahltag so bleiben. Bei der letzten Landtagswahl 2018 wurde es ein peinlicher Abend fürs KVR. Dort meldete man zunächst eine viel zu hohe Wahlbeteiligung, veröffentlichte Schätzungen, ohne kenntlich zu machen, dass es sich um noch keine Ergebnisse handelte. Der Landeswahlleiter zeigte sich "irritiert" über die Münchner, OB Dieter Reiter erklärte, er nehme das Problem "sehr ernst".
Dieses Mal soll es glatter laufen. Immerhin gut möglich, dass es in den Wahllokalen selbst gemächlicher zugeht – weil noch viel mehr Münchner bereits vorab per Brief abgestimmt haben.
Noch keine Briefwahl beantragt? Das ist zu beachten
Die Briefwahl kann mittlerweile nicht mehr online beantragt werden, das war bis vergangenen Mittwochvormittag möglich. Alternativ können alle Wahlberechtigten bis Freitag im KVR oder in einer der fünf Bezirksinspektionen auch direkt vorab wählen. Personalausweis oder Reisepass nicht vergessen.
Aus dem Kreisverwaltungsreferat heißt es, dass die Wahlbriefe noch bis Freitag mit der Deutschen Post versandt werden können. "Wichtig ist nur, dass der Wahlbrief vor der letzten Leerung des Briefkastens eingeworfen wird", teilt das KVR mit. Außerdem können die Wahlbriefe persönlich in den Wahlbüros zu den Öffnungszeiten abgegeben werden.
Briefwahl in München: Hier können die Stimmzettel eingeworfen werden
Daneben stehen die Briefkästen am KVR, Ruppertstraße 19 und Ruppertstraße 11, sowie der Briefkasten am Rathaus rund um die Uhr zur Verfügung.
Welche Fehler sollten Briefwähler vermeiden, damit die Stimmen nicht ungültig werden? "Der Wahlschein muss unbedingt unterschrieben sein", betont man im KVR, "die Stimmzettel müssen in dem richtigen Stimmzettelumschlag sein (weiß für die Landtagswahl, blau für die Bezirkswahl).
Die Umschläge müssen alle verschlossen sein. Naheliegender Tipp von den Experten der Stadtverwaltung: "Am einfachsten ist es, man folgt den Hinweisen auf dem Merkblatt zur Briefwahl." Da stehe nochmal alles drauf, was man wissen muss – um keine Fehler und damit die eigene Wahl ungültig zu machen.