Landtagswahl im Stimmkreis München-Ramersdorf: Kulturkampf im Südosten
München – Es widerspricht dem Klischee von Ramersdorf, diesem Stimmkreis, der einerseits die sehr migrantisch geprägte Messestadt und auch Neuperlach beinhaltet, dass hier die CSU und mit ihr der Spitzenkandidat Markus Blume vor fünf Jahren das münchenweit beste Resultat gemacht haben. Aber es gehören eben auch Trudering und Altperlach dazu, eher dörflich geprägte Gegenden.
Seit 2008 holt hier Markus Blume für die CSU den Sieg und verteidigte den ersten Platz auch vor fünf Jahren gegen seine grüne Herausforderin Susanne Kurz – wenn auch mit ziemlich massiven Verlusten (-12,6 Prozent). Bei der Landtagswahl 2018 war Blume Generalsekretär der CSU und damit qua Amt auch dafür verantwortlich, rhetorisch auch mal den Zweihänder anzulegen.
"Wir investieren nicht nur in Steine, sondern auch in Köpfe", verspricht Kunstminister Markus Blume
Seit 2022 ist er Kunst- und Wissenschaftsminister und hat damit Dossiers auf dem Schreibtisch, die weniger im Fokus einer breiten Öffentlichkeit stehen, die aber trotzdem Zündstoff in sich tragen. Die ewige Debatte um marode Münchner Kulturleuchttürme oder Konzerthäuser, zum Beispiel. Da hat Blume zuletzt mit seiner "Kulturkaskade" zu punkten versucht, also einem Plan, wann welches Haus saniert werden soll.
Der zeige klar und transparent, "was in den nächsten Jahren gebaut oder saniert wird". Zuletzt hat Blume mit den Plänen für ein bayerisches Naturkundemuseum anstelle des umstrittenen "Biotopia"-Projekts für versöhnliche Stimmung gesorgt – zumindest bis nach der Wahl, wenn die Pläne dann auch dem Haushaltsausschuss vorgelegt werden sollen.
"Wir investieren aber nicht nur in Steine, sondern auch in Köpfe", so Blume. Darauf werde es ankommen in einer Kunst- und Kulturlandschaft, die sich wandle. Apropos Bauprojekte: Da wünscht sich Blume künftig mehr Bürgerbeteiligung. Er macht sich stark für die Bürgervariante der Truderinger Kurve, lehnt den U-Bahnbetriebshof Neuperlach Süd ab und will sich für den Erhalt von Frischluftschneisen einsetzen.
Warum Grünen-Kandidatin Susanne Kurz stolz auf das Erreichte ist
Das wiederum ist ein Thema, bei dem Blume sich mit seiner Verfolgerin, Susanne Kurz von den Grünen, wahrscheinlich noch am ehesten einig werden könnte. Ansonsten ist die Filmemacherin in vielen Punkten eher uneins mit Blume und der CSU.
Sie ist als Quereinsteigerin 2018 mit einem starken Resultat auf Platz zwei im Stimmkreis Ramersdorf gelandet, hat dann insbesondere während der Corona-Pandemie mit ihrer persönlichen Erfahrung als künstlerisch tätige Soloselbstständige dafür gekämpft, dass Kulturschaffende Unterstützung erhalten. "Dass uns das gelang, darauf bin ich schon ein wenig stolz", sagt sie.

In Bezug auf die vielen Münchner Kulturbaustellen wünscht sich Kurz ein besseres Zusammenspiel zwischen Freistaat und Stadt, so wie es zum Beispiel beim NS-Dokuzentrum, bei der Messe oder beim Filmfest auch funktioniere.
Die vielzitierte Södersche "Denkpause" in Sachen Konzerthaus im Werksviertel kritisiert sie, weil die auch Wohnungsbau verhindere. Direkt neben der Brache "gibt es Baurecht für 125 GWG-Wohnungen auf städtischem Grund", so Kurz. Das koste jedes Jahr "einen einstelligen Millionenbetrag".
Markus Rinderspacher von der SPD will vor der 10.000 Haustürbesuche machen
Ebenfalls im Ramersdorfer Landtagsrennen ist Markus Rinderspacher von der SPD – kein Unbekannter: Er ist Landtags-Vizepräsident und war von 2009 bis 2018 SPD-Fraktionschef.
Wie Markus Blume sitzt auch Rinderspacher seit 2008 im Landtag. Vor der Wahl vom 8. Oktober hat er sich vorgenommen, 10.000 Haustürbesuche in seinem Stimmkreis zu machen – vor einer Woche hat er nach eigenen Angaben den 7.000. absolviert.

Und er geht auch neue Wege im Wahlkampf, stellt sich zum Beispiel in einem Livestream auf der Streaming-Plattform "Switch" den Fragen anderer Spieler. Inhaltlich setzt sich Rinderspacher für kostenfreie Kitas, Bildungsgerechtigkeit und die Energiewende ein. Einig ist er sich lokalpolitisch mit seinem CSU-Konkurrenten, was die Truderinger Kurve betrifft: Auch Rinderspacher will die Bürgervariante.
Diese Kandidaten treten bei der Landtagswahl in München-Ramersdorf außerdem an
Für die Freien Wähler stellt sich Rudolf Schabl zur Wahl, der auch schon im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach sitzt, für die FDP die 21-jährige Jurastudentin Kerry Hoppe und für die AfD Rene Dierkes.