Robert Brannekämper gegen Fabian Sauer: Alt gegen Jung bei der Landtagswahl im Stimmkreis Bogenhausen
Bogenhausen - Robert Brannekämper, der CSUler, der gegen das Dieselfahrverbot klagt, radelt in Anzug und Krawatte zu seinem Infostand am Rosenkavalierplatz in Bogenhausen. Er tritt dort als Direktkandidat an, an diesem Donnerstag ist Wochenmarkt.
"Das Fahrrad", sagt Brannekämper, "ist das entspannteste und schnellste Verkehrsmittel." Bei Regen ziehe er sich sein Cape über. "Dann hat man halt ein paar Stunden nasse Füße, was soll's. Es ist doch ein Privileg, auch an einem Novembertag durch den Englischen Garten zu radeln."
CSU-Politiker Robert Brannekämper packt im Wahlkampf in Bogenhausen an
Bevor man ihn fragen kann, ob er mit solchen Lobeshymnen auf das Rad nicht besser bei einer anderen Partei aufgehoben wäre, spricht ihn ein Herr, weißes Haar und weißer Bart, an. Brannekämper soll etwas gegen die Container tun, die die Stadt gleich neben seinem Zuhause aufstellen und dort fast 200 Asylbewerber einquartieren will. Die Nachbarschaft sei in Aufregung. "Das ist abgewendet", antwortet Brannekämper. Er ist nicht nur CSU-Landtagsabgeordneter, sondern auch Chef der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss in Bogenhausen.
Die Container sollen nun neben einen Wertstoffhof kommen, der aber besser an den ÖPNV angebunden ist. So erklärt es Brannekämper und berührt den Mann immer wieder am Unterarm, dann lässt er sich noch die Handynummer geben. "Sie können Ihren Nachbarn sagen: Das ist erledigt." "Und wählt Brannekämper", antwortet der Mann.
"In Rom wäre ich ja irgendwer" – doch in Bogenhausen ist der "Branne"
"All politics is local", sagt Brannekämper, nachdem sich der Herr verabschiedet hat. Also: Politik ist immer lokal. "Jede Entscheidung, die die EU, die Berlin, die der Landtag trifft, kommt irgendwann bei den Leuten an." Seit 1994 sitzt Brannekämper deshalb im Bezirksausschuss Bogenhausen und trat nie aus, auch nicht, als er Stadtrat wurde oder Landtagsabgeordneter.
Wenn eine Landtags-Delegation eine Papst-Audienz bekäme und gleichzeitig hier vor Ort ein wichtiger Termin wäre – er würde sich gegen den Papst entscheiden, meint Brannekämper. "In Rom wäre ich ja irgendwer." Und hier ist er der "Branne", der, der gegen das Dieselfahrverbot klagt, der, der gegen Hochhäuser Unterschriften sammelt und der seit Jahren gegen die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme, eine große Bebauung im Münchner Nordosten, wettert.
Der Kandidat der Grünen moderierte früher bei Antenne Bayern
Trotzdem lag bei der Wahl 2018 der Kandidat der Grünen Andreas Baier nur zwei Prozentpunkte hinter ihm. Baier tritt nicht mehr an. Könnte ihm der neue grüne Kandidat gefährlicher werden? Brannekämper gibt sich recht optimistisch: "Er ist sympathisch, aber er taucht hier nirgends auf." Ein politisches Amt hatte Fabian Sauer – so heißt der Grüne Direktkandidat – tatsächlich noch nie. Den Landtag kennt er aber: Seit zwei Jahren arbeitet er in der Pressestelle der Grünen-Landtagsfraktion, er ist gelernter Journalist und moderierte früher bei Antenne Bayern.

An einem Dienstag zur Mittagszeit steht Fabian Sauer mit seinem Infostand in der Prinz-Eugen-Kaserne. Die Siedlung ist so neu, dass ein paar Meter weiter noch die Bagger graben. Sauer verteilt grüne Spielzeug-Windräder und Kressesamen in Tütchen mit der Regenbogenfahne drauf. Eine Mutter mit zwei Kindern, drei und sieben Jahre alt, nimmt alles gerne.
Dann erzählt sie, dass hier in der Nachbarschaft in letzter Zeit ständig die Bordcomputer von den Lastenrädern geklaut würden (nur die richtig teuren mit E-Antrieb sind damit ausgestattet). Sie sagt, dass sie sich Bio-Essen in allen öffentlichen Kantinen und Solar auf allen öffentlichen Gebäuden wünscht.
Fabian Sauer will "nicht nur laut aufstapfen und dagegen sein"
Beides, antwortet Sauer, steht so ähnlich im Grünen-Wahlprogramm. Geht es nach den Grünen, soll jedes Schulkind ein kostenloses Bio-Mittagessen bekommen. "Das musst du dir mal überlegen: Im Landtag fahren alle BMW, weil das eine Münchner Marke ist, aber beim Essen ist allen egal, wo's herkommt”, meint Sauer noch. Sie nickt, lacht und erzählt, dass ihr Sohn jetzt auf eine Waldorfschule geht. In Neubausiedlungen, so scheint es, lässt es sich als Grüner entspannt Wahlkampf machen.
Und es scheint auch, als wäre die Leidenschaft fürs Rad das Einzige, was Brannekämper und Sauer verbindet. Bei Brannekämpers Stand beim Wochenmarkt bleiben die Senioren stehen. Sauer will bei jungen Familien punkten: Er fordert mehr Betreuungsplätze und mehr digitale Bildung – und auch mehr Optimismus. "Machen statt Motzen" lautet sein Wahlkampf-Motto.
"Ich will nicht nur laut aufstapfen und dagegen sein", sagt er. Politik mache er, damit sein zweieinhalbjähriger Neffe eine gute Zukunft hat. Eigene Kinder hat Sauer nicht, irgendwann würde er aber gerne mit seinem Ehemann eines adoptieren. Aber erst, wenn das Projekt Landtagswahl abgeschlossen ist.
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