Weihnachtsgeschenke: 24 Tipps der Abendzeitung

Die Redaktion der Abendzeitung hat ganz persönliche Geschenktipps zusammengetragen: Von skurrilen Einfällen bis klassischen Buchtipps.
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Weihnachtsgeschenke (Symbolbild)
Weihnachtsgeschenke (Symbolbild) © imago/PhotoAlto/Michele Constantini

Carmen Merckenschlager: Dinge zum Verzehren sind einfach die besten Geschenke, Pralinen aber freilich nicht sonderlich einfallsreich. Ich hingegen wurde vor ein paar Jahren von einem lieben Freund mit der Patenschaft für ein steirisches Kürbisfeld beschenkt. Funktioniert so: Der Schenkende bezahlt für ein Jahr Patenschaft.

Der Beschenkte wiederum erhält je nach Produkt einen Teil der Ernte. Das können Kürbiskerne aus Österreich, Orangen aus Spanien oder Käsesorten aus Norddeutschland sein. Die Vielfalt ist groß, die Produkte werden direkt nach Hause geliefert. In meinem Fall konnte ich das Kürbisfeld in der Steiermark sogar besuchen und mir noch eine Flasche Kernöl mitnehmen. Das Ganze funktioniert über die Plattform www.crowdfarming.com/de

Weihnachtsgeschenke: 24 Tipps der Abendzeitung: Gegen den deprimierenden Zeitgeist

Mathias Hejny: Das wird viele Gespräche über die Feiertage bestimmen und Zwietracht in Familien und Freundschaften säen: Heute ist alles so schlimm auf der Welt, und früher war doch alles viel besser. Das Gegenmittel zu diesem zeitlos erzählten Märchen liefert Henning Schmidtke mit seinem Buch "Es ist nicht immer so scheiße, wie du denkst" (Riva, 288 Seiten, 15 Euro).

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Darin nennt der frisch gekrönte Träger des Scharfrichter-Beils "30 Gründe, warum die Welt heute besser ist als früher". Anders als die Medien "dahin schauen, wo es stinkt", begründet der Kabarettist mit starken Pointen und liebevoll gecheckten Fakten seinen unerschrockenen Optimismus.

Warum Helene Fischer für Kinder nichts taugt

Florian Koch: Heavy-Metal für Kinder? Wer jetzt denkt: Ohren zu und durch, liegt falsch. Die 2017 gegründete Band Heavysaurus bringt vor allem live sowohl Eltern als auch Kinder zum Headbangen. Im ausverkauften Circus Krone stellten die charmant als Lederjacken-Dinos verkleideten Metaler zuletzt ihr erfrischendes neues Album "Pommesgabel Reload" (Sony, 14 Euro) vor.

Dabei erklärten sie den Jüngsten auch noch frech, warum Helene Fischer einfach nicht rockt. Den Kids waren diese Musik-Tipps aber letztlich egal. Sie feierten ausgelassen ihre vergnüglich harte Lieblingsband und dinostarke Hits wie den "haarigen Kobold".

Bücher sind ein Klassiker unter den Weihnachtsgeschenken – und können trotzdem ein kreatives Geschenk sein.
Bücher sind ein Klassiker unter den Weihnachtsgeschenken – und können trotzdem ein kreatives Geschenk sein. © Boris Roessler/dpa

Wie Max Frisch uns bis heute befragt

Michael Schilling: Wie alt möchten Sie werden? Was fehlt Ihnen zum Glück? Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Als welches? Bereits vor über 50 Jahren hat der Schweizer Schriftsteller Max Frisch seinen "Fragebogen" (Suhrkamp, 11 Euro als Taschenbuch) zusammengestellt – der bis heute (fast) nichts an Aktualität eingebüßt hat.

Das Büchlein lässt sich in ruhigen Momenten – vorm Meditieren, Einschlafen oder beim Kaffee – immer wieder in die Hand nehmen. Sich den moralischen Grundsatzfragen zu stellen, nordet den eigenen Werte-Kompass immer wieder neu ein.

Sechzgerkultur pflegen ‒ Löwen trösten 

Felix Müller: Auch in diesem Jahr hatte man als Löwe nicht viel Vergnügen. Mal wieder. Klar, Spieltage bleiben in Giesing Feiertage, aber sportlich wie vereinspolitisch sind Gegenwart und Zukunftsaussichten düster, so dass es oft einige Helle braucht, um alles zu ertragen. Wie schön, dass rund um die Löwen viele Münchner die Sechzgerkultur pflegen.

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Zum Beispiel in der Abteilung Vereinsgeschichte. Heuer haben Thomas Bohlender und Claus Melchio zum 125-jährigen Jubiläum der Fußballabteilung das fantastische Buch "57, 58, 59, SECHZIG!" (Werkstatt Verlag 34, 90 Euro) herausgebracht. Das perfekte Weihnachtsgeschenk für Sechzger, die stolz auf ihre Tradition sind. Oder nur die Gegenwart verdrängen wollen.

Wie man sich an den Frauen abarbeitet

Anne Fritsch: Munk, ein Mann um die 50, hat einen Herzinfarkt. In der Reha muss er sich auch mit einem Psychotherapeuten treffen – und weiß auf die Frage, wer er sei, auffallend wenig zu sagen. Also soll er sich Gedanken machen über die Menschen, die in seinem Leben wichtig sind und waren.

Munk erstellt eine Liste mit allen Frauen, die er auf verschiedene Weise geliebt hat, und erinnert sich an jede der 13, an die Phasen seines Liebens und Lebens und Werdens. Jan Weilers neuer Roman "Munk" (Heyne, 384 Seiten, 24 Euro) basiert auf einer Serie, die er als "Die Summe aller Frauen" in der "NZZ" veröffentlicht hat. Mit Humor zeigt der Autor den Mann als einen, der sich an Frauen abarbeitet, vor allem aber an ihnen wächst.

Wo sich in der Münchner Altstadt ganz besondere Geschenke finden.
Wo sich in der Münchner Altstadt ganz besondere Geschenke finden. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber (www.imago-images.de)

Ein Münchner Ort zum Stöbern 

Moses Wolff: In einer hübschen Passage zwischen Platzl und Hofspielhaus befindet sich ein herrliches Geschäft zum Kruschteln, Shoppen und gemütlichen Verweilen bei einem guten Getränk am wohlsortierten Tresen mit reichhaltiger Biervielfalt von Hefepils vom Winklerbräu aus Lengenfeld bis Märzen vom Giesinger Bräu. Gibt es hier bei aller Gemütlichkeit auch Weihnachtsgeschenke?

Freilich! Angefangen von hochwertigen Espressomaschinen und edlen Kaffeesorten finden sich im Gut Löweneck (Genusswerkstatt, Pfisterstr. 7, wirklich im Herzen der Altstadt) hochwertige Gourmet-Grills, Siebträgermaschinen, Milchkännchen, Schneidebretter und scharfgeschliffene japanische Profi-Messer. Inhaber Andy berät gern und gründlich. Stöbern Sie jetzt!

Heinrich, mir graut vor Dir!

Volker Isfort: Die Geschichte von Heinrich VIII. und Anne Boleyn ist schon häufig erzählt und verfilmt worden. Aber Julia Fox und John Guy liefern nun mit "Jagd auf den Falken" (C.H. Beck, 604 Seiten, 34 Euro) ein neues Standardwerk, das keine Fragen offen lässt.

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Sie trennen Legenden von Fakten und machen plastisch deutlich, wie ein völlig verliebter König, der keine Stunde von Anne getrennt sein wollte, innerhalb von neun Jahren zu einem Mann wird, der in aller Seelenruhe ihr Todesurteil unterschreibt. Das Buch über eine Ehe, die die Welt erschütterte, zeigt auch erstmals, wie politisch einflussreich Anne zeitweise agierte.

Jazz-Klassiker der nahen Zukunft

Ssirus Pakzad: Zum Durchseufzen schön ist diese intime Balladensammlung, auf der der Sänger Kurt Elling und der Pianist Sullivan Fortner die hohe Kunst des Duos pflegen. Sie verzichten auf jede Artistik und doch ist ihr Dialog hoch virtuos – weil sie in Vollendung delikate zarte Details austauschen.

Die Nuancen, die Ellings knorrig-knarziger und doch so warmer Bariton beim sanften Gleiten durch die Stimmlagen intoniert, sind zum Niederknien, und Sullivan schafft die Balance, fast orchestral zu kolorieren, gleichzeitig aber Zurückhaltung zu üben. "Wildflowers Vol. 1" könnte ein Klassiker werden (Edition Records, 17 Euro).

Gestatten, hier sitzt das älteste Model der Welt: Iris Apfel (94), deren Markenzeichen ein exzentrischer Look ist, in der neuen Herbstkampagne der Münchner Modefirma Aigner.
Gestatten, hier sitzt das älteste Model der Welt: Iris Apfel (94), deren Markenzeichen ein exzentrischer Look ist, in der neuen Herbstkampagne der Münchner Modefirma Aigner. © AIGNER

Was trägst du denn da? 

Christa Sigg: Wer ihren Fummel trägt, braucht keinen Christbaum. Der stellt sich bloß mitten ins Wohnzimmer. Fertig. Und der Nikolaus kann auch wieder einpacken. Doch Iris Apfel ist lange nicht nur ein Weihnachts-, sondern ein Ganzjahres-Großereignis. War, muss man leider sagen. Die unfassbar schrille Mode- und Einrichtungs-Ikone – ausnahmsweise passt das reichlich strapazierte Wort – starb am 1. März mit sagenhaften 102 Jahren.

Als "ältester lebender Teenager". Und ehrlich: Man muss sich nicht einmal für Mode interessieren, kann wacker sein Blau-Schwarz-Grau anbehalten, um sich von dieser Frau inspirieren zu lassen. Iris hat einfach ihr Ding gedreht, das ist in einem knallbunten Bildband schön zu verfolgen. Wie der Titel schon sagt, bringt "Colorful – Welche Farbe hat das Glück?" (Prestel, 288 Seiten, 36 Euro) den gewissen Kick in den Alltag.

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Iris ist mit all ihren Monturen und Interieurs so anregend, dass man mindestens gute Laune bekommt. Zumal es nicht nur um die Show geht. Im Buch lässt sie ihr Leben Revue passieren, vom Aufwachsen in Queens auf der Farm ihrer Großeltern über die unzähligen Reisen bis zu den Einsätzen als Oldie-Model mit 97 Jahren. 

Dazwischen gründet Iris Apfel mit ihrem Mann Carl ein Textilunternehmen, das sich auf die Reproduktion antiker Stoffe spezialisiert, und berät auch das Weiße Haus. Sie liebt das Leben und die Arbeit. Er (immer mit Herzzeichen) ist ihr "Sonnenschein", freut sich mit Iris und gönnt ihr alles und noch mehr. Das ist es doch.

Sex sells! 

Michael Stadler: Man lernt im Leben nie aus, was den Sex angeht sowieso nicht. Der US-amerikanische Sexualforscher David Schnarch hat mit "Die Psychologie sexueller Leidenschaft" (Klett-Cotta, 512 Seiten, 20 Euro) ein Standardwerk zu dem Thema vorgelegt, das jeder auf seinem Nachttischchen liegen haben sollte. Schnarch schöpft aus seiner Psychologenpraxis, um uns Lesenden mitzuteilen, wie man eine sexuell erfüllte Partnerschaft haben kann.

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Wer mit seinem Lieblingsmenschen möglichst verschmelzen will, ist dabei auf der falschen Spur. Vielmehr sollte man erstmal zu sich selbst stehen, um in eine wohl differenzierte Verbindung mit dem anderen treten zu können. Gerade nach Weihnachten könnte sich ja ein bisschen Zeit ergeben, um das und ein paar andere Dinge aus dem Buch auszuprobieren...

Staatsopernnostalgie als Weihnachtsgeschenk

Robert Braunmüller:  Ein Theaterfotograf muss es sehr vielen Menschen recht machen: Regisseuren, Sängern, Schauspielern, Pressesprechern, Intendanten, Journalisten. Die weibliche Form aller dieser Primadonnen ist übrigens immer mitgemeint. Wilfried Hösl, der zwischen 1993 und 2024 mindestens 500 Aufführungen der Bayerischen Staatsoper fotografisch begleitet hat, ist das aufs Vorzüglichste gelungen.

Und das Wichtigste: Seine Bilder fingen nicht nur den flüchtigen Theater-Moment meisterlich ein, man musste ihnen auch nie umständlich hinterhertelefonieren, denn sie lagen noch dazu auch immer verlässlich pünktlich im Maileingang oder im Download, was keine Selbstverständlichkeit ist. Im Sommer beendete Hösl nach 30 Jahren seine Arbeit für die Bayerische Staatsoper, wo im Freunde-Foyer noch bis zum Ende der gegenwärtigen Spielzeit eine Retrospektive seiner Bilder zu sehen ist.

Daniel Gutmann als Piratenkönig Richard mit dem Ensemble, dem Chor und der Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz.
Daniel Gutmann als Piratenkönig Richard mit dem Ensemble, dem Chor und der Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz. © Anna Schnauss

Zum Beginn des (Un-) Ruhestands widmet ihm der Verlag Schirmer/Mosel außerdem den opulenten Bildband "Through the Looking Glass" (232 S., 49,80 Euro), dessen Bildauswahl er selbst zusammengestellt hat. Das Buch dokumentiert zugleich die Intendanzen von Sir Peter Jonas, Nikolaus Bachler und Serge Dorny.

Auch das Bayerische Staatsballett ist angemessen berücksichtigt, die letzten Fotos erinnern an eine legendäre Castorf-Inszenierung des Residenztheaters, für das Hösl vor seiner Staatsopern-Zeit fotografierte. Eine wunderbare Gelegenheit also, beim Blättern in diesem Buch von dem Weihnachtsquatsch in die Zauberwelt des Theaters zu fliehen.

Tracht in Lack und Leder

Julia Wohlgeschaffen: Kann man gute Gespräche verschenken? Es gibt zumindest Geschenke, die optimale Voraussetzungen dafür bieten. Ein Besuch der Operette "Der Vogelhändler" im Gärtnerplatztheater etwa. Die Handlung lässt den Zuschauer schmunzeln, die Leichtigkeit der Musik passt hervorragend zu einem unbeschwerten Jahresauftakt.

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Für ausreichend Gesprächs- und Zündstoff sorgt die Inszenierung von Bernd Mottl, gebürtig aus Nordrhein-Westfalen, über die sich im Nachhinein vortrefflich diskutieren lässt. Was halten Sie zum Beispiel von Tracht aus Lack und Leder? Wie viel Bayern-Satire verträgt das weiß-blaue Zuschauerherz? Herausfinden können Sie das bei den Aufführungen am 9.,11.,16.,18.,30. Januar und am 1. Februar (gaertnerplatztheater.de).

Deutschland dreht am Rad 

Philipp Seidel: Hasnain Kazim, im Alten Land bei Hamburg aufgewachsener Ex-"Spiegel"-Redakteur, jetzt freier Autor in Wien, schwingt sich aufs Rad und fährt durch: Deutschland! – insgesamt 3000 Kilometer entlang von Elbe, Ruhr, Rhein, Oder/Neiße, Neckar und Donau. Sein Buch "Deutschlandtour" (Penguin, 352 Seiten, 25 Euro) trägt den Untertitel "Auf der Suche nach dem, was unser Land zusammenhält — Ein politischer Reisebericht". Kazim redet mit Menschen, die er zufällig trifft, über Themen wie Extremismus und Rassismus. Der Radler behält einen kühlen Kopf in überhitzten Zeiten.

Es ist immer Eiszeit!

Adrian Prechtel: Vor vielen, vielen Jahren hatte ich eine russische Freundin, mit der ich öfter – noch in Spätsowjetzeiten – in ihre Heimat gefahren bin. Mir fiel als lustige Nebensache auf: Die Speiseeis-Hauptsaison ist dort nicht etwa in sommerlicher Hitze, sondern eher im Winter als Beilage zum Schlittschuhlaufen und als Abschluss einer Schneeballschlacht. Was also bringt in diesem Jahr Väterchen Frost, beziehungsweise mir und meiner Tochter hier natürlich das Christkind: eine Eismaschine.

Erst die Arbeit, dann die Abkühlung: Für ein 1,70 Euro teures Speiseeis müssen die Deutschen im Schnitt 4 Minuten und 57 Sekunden lang arbeiten.
Erst die Arbeit, dann die Abkühlung: Für ein 1,70 Euro teures Speiseeis müssen die Deutschen im Schnitt 4 Minuten und 57 Sekunden lang arbeiten. © Friso Gentsch/dpa

Als verantwortungsvoller Mensch habe ich ein deutsches Fabrikat gewählt, auch wenn der Markenname nach "Make America great again" klingt: Springlane. Hier gibt es welche mit Kompressor (kühlt selbst, ab 100 Euro). Nimmt man eine ohne, muss man die Anrührschüssel ins Eisfach tun.

Kino als Lustort

Margret Köhler: Traumwelten mit Sternenhimmel, Kandelaber, Plüsch zum Hineinsinken: Es gibt sie noch, die Kinojuwelen in kleinen Städten und auf dem Land – früher mal Tanzsaal, Gaststätte oder Scheune, heute mit bester Technik ausgestattet und kultureller Treffpunkt. Katrin Schneider stellt sie in "Cinema Provinziale" (Schüren, 309 Seiten, 34 Euro) liebevoll mit Texten und Fotos vor.

Andreas Dresen hat das emotionale Vorwort geschrieben. Hinter der oft einfachen Fassade verstecken sich magische Orte, wie das "Casablanca" im bayerischen Ochsenfurt. Ein prächtiger Bildband zum Blättern und Staunen, der Lust auf Kino und tolle Filme macht.

Prag ist besser als Berlin

Irene Kleber: Falls Sie zu den Fans von "Babylon Berlin" gehören: Prag im Jahr 1910, glänzend und abgründig und nervös den Halleyschen Kometen erwartend, dessen Schweif die Erde kreuzen soll, hat kaum weniger finstere Spelunken und irre Nachtgestalten aufzubieten. Eine Mordserie erschüttert die Metropole an der Moldau. Nur einer ahnt die Verschwörung: Egon Erwin Kisch, Reporter der "Bohemia".

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In "Die Schatten von Prag" (Kanon, 260 Seiten 24 Euro) lässt das Autorenduo Martin Becker und Tabea Soergel den 1885 in Prag geborenen Polizeireporter auferstehen, der später als "rasender Reporter" in Deutschland zur Legende wurde. Auch Franz Kafka schleicht durch den Kriminalroman.

Schwarze Tränen tanzen 

Vesna Mlakar: Wer statt weißer Weihnacht lieber von der Karibik träumt, kann getrost zuhause bleiben und muss sich nur ein wenig in Geduld üben. Noch nie gab es am Deutschen Theater einen Choreografen, der mit biografischen Tanzrevuen – zu fulminanter Live-Musik – regelmäßig Triumphe feiert.

Das Deutsche Theater in München.
Das Deutsche Theater in München. © Felix Hörhager/dpa

Vom 11. bis 13. Februar kehrt Enrique Gasa Valga mit seiner Limonada Dance Company nach München zurück, um mit "Lágrimas Negras" an das ungewöhnliche Leben des Jazzmusikers und Exilkubaners Bebo Valdés zu erinnern. Noch gibt es Karten, die unter dem Weihnachtsbaum bestimmt mehr als bloß eine CO²-neutrale Alternative für einen Havanna-Trip sind.

Atemberaubende deutsch-deutsche Flucht

Natalie Kettinger: Rüdiger von Fritsch war Botschafter in Moskau und hat über seine Erfahrungen empfehlenswerte Bücher verfasst. Was weniger bekannt ist: Als junger Mann half er seinem Cousin und zwei Freunden bei der Flucht aus der DDR. Dieses Jahr erschien die Neuausgabe von "Endspiel 1974. Eine Flucht in Deutschland" (Aufbau Verlag, 250 Seiten, 22 Euro).

Denn ursprünglich war die Flucht der Drei von Bulgarien in die Türkei während des Finales der Fußball-WM geplant. Die Grenzbeamten, so hoffte von Fritsch, wären durch das Spiel abgelenkt und könnten die gefälschten Pässe übersehen. Doch der erste Versuch scheitert. Diese spannende Geschichte über Verzweiflung, Mut und Erfindergeist liest sich wie ein Thriller aus den Zeiten des Kalten Krieges.

Ein Mann schiebt sein kaputtes Auto durch eine Straße in der kubanischen Hauptstadt.
Ein Mann schiebt sein kaputtes Auto durch eine Straße in der kubanischen Hauptstadt. © Ernesto Salazar/ZUMA Wire/dpa

Sich selbst eine Meinung bilden

Christina Hertel: Falls Sie jemand beschenken wollen, der das Theater liebt und für den Sie bereit sind, etwas mehr auszugeben, ist ein Geschenk-Abo sicher eine gute Idee. Die Münchner Kammerspiele bieten zum Beispiel für 100 Euro einen Gutschein für vier Vorstellungen an. Der Vorteil liegt darin, dass man sich die Vorstellungen selbst aussuchen kann. Ausgenommen sind allerdings Premieren.

Auf der Homepage www.muenchner-kammerspiele.de kann man ihn bestellen. Auch das Residenztheater verkauft ein Geschenk-Abo, immer für drei Vorstellungen. Zum Beispiel kann man den "Sommernachtstraum", "Sankt Falstaff" und "Romeo und Julia" sehen. Die Preise liegen je nach Kategorie zwischen 51 und 138 Euro.

Lenny schwelgt in München

Michael Bastian Weiß:  Leonard Bernstein wird auch heute noch geschätzt. Sogar Nachwuchsdirigentinnen und -dirigenten hören die Einspielungen des 1990 Verstorbenen und lassen sich von seiner analytischen Partiturkenntnis, seiner überbordenden Klangsinnlichkeit und seinem existenziellen Ernst inspirieren. Seit 1983 war er alljährlich zu Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Wie sehr er diese Besuche genoss, erfährt man auf einem neu erschienenen Doppel-Album: Es enthält neben dem Mitschnitt der großen C-Dur-Symphonie von Franz Schubert von 1987 auch Aufnahmen von den Proben – auf Deutsch (BR-Klassik, 30 Euro). Im übrigens wunderbar klingenden Kongresssaal des Deutschen Museums atmet "Lenny" diese Musik in München mit ganzer Seele.

Eritrea ist auch keine Lösung

Roberta De Righi: Giada träumt vom "großen A" - Afrika, wo ihre Mutter lebt. Weit weg von Krieg, Hunger und Faschismus, von der bösen Tante und Mailands Nebel. In ihrem Roman "Das große A" (Wagenbach, 24 Euro) erzählt Giulia Caminito die Coming-of-Age-Geschichte eines Mädchens zwischen den Welten in den 1940er-Jahren in Italien.

Nach Kriegsende holt die Mutter sie wirklich nach Eritrea, das zwischen 1890 und 1941 italienische Kolonie war. Hier arbeitet sie in einer Bar. Doch am Rande der Wüste, in einem Kontinent im Umbruch, ist nichts, wie Giada es sich träumerisch vorgestellt hatte. Caminito beschreibt die neue Lebenswirklichkeit Giadas und den Kampf um Selbstbestimmung in einer Sprache voller Bilder, die man nicht mehr vergisst. Dann taucht Giacomo auf – und mit ihm ändert sich manches.

Boxhandschuhe Everlast, Sonderedition Muhammad Ali.
Boxhandschuhe Everlast, Sonderedition Muhammad Ali. © Museen für Industriekultur. Westfälisches Landesmuseum

Komm, schwarzer Vogel!

Dominik Petzold: Ihr Konzert in der Muffathalle vor zwei Wochen war gut, aber wegen ein paar technischer Schwierigkeiten nicht ganz so triumphal, wie es wohl hätte werden können. Aber unüberhörbar war: Lady Blackbird hat eine unfassbare Stimme und ihre Songs sind allesamt gut bis großartig.

Auf ihrem neuen, zweiten Album "Slang Spirituals" (bei BMG Rights Management/Universal, 16 Euro) erstrahlen sie in voller Pracht, und wenn der oder die Beschenkte einen Sinn für Soul hat, ist das Album ein wunderbares Geschenk zu Weihnachten. Auch wenn das allerbeste Lied "Whatever His Name", nun ja, das genaue Gegenteil von fromm und staad und heilig ist: Es ist sinnlich, nicht besinnlich.

Box Dich durch!

Daniel von Loeper: Ich verschenke dieses Jahr Boxhandschuhe an Weihnachten. Eine besonders schöne Variante bietet das Boxwerk in der Schwindstraße 14 in der Maxvorstadt. Und zwar zum Beispiel eine limitierte Boxwerk-Edition "Float like a Butterfly – Sting like a Bee" oder welche von Adidas (69 Euro). Und Wertgutscheine zu Training oder Hoodies und anderem lassen sich ebenfalls gut verschenken.

Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Und wenn Herausforderungen anstehen, gilt es, dranzubleiben. Zusammenhalt zählt in diesen Zeiten. Yogalehrer und Buchautor Patrick Broome sagt: "Darauf fokussieren, was alles super läuft." Und schon Boxer Muhammad Ali sagte: "Ich habe nie gegen jemanden gekämpft, sondern immer nur für etwas."

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