S-Bahn-Unglück: Triebkopf per Tieflader nach Gräfelfing transportiert
München/Schäftlarn - Die Aufarbeitung des S-Bahn-Unglücks von Schäftlarn dauert an. Während die Ermittler Zeugen befragen und Datenberge durcharbeiten, wurde an der Unfallstelle im Landkreis München weiter aufgeräumt. Am Freitagnachmittag wurde dann die Bergung der beiden Züge abgeschlossen.
Skurrile Bilder: Abtransport eines Triebkopfes mit Spezial-Tieflader
Bis in den Abend hinein waren die Trupps am Donnerstag bei Wind und Regen mit der Bergung der Züge beschäftigt. Mit Hilfe von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk schlossen die Teams am Freitag die Bergungsarbeiten dann ab.
Am Samstag wurde dann das Wrack des südlichen Triebkopfes auf einen Spezial-Tieflader verladen und über die Bundesstraße 11 respektive durch München nach Gräfelfing transportiert.
Die Strecke führte in München über die Siemensallee, Aidenbach-, Boschetsrieder- und Fürstenrieder Straße auf die Autobahn 96 bis Gräfelfing und dauerte knapp zwei Stunden. Das Technische Hilfswerk (THW) München-Land sicherte die Fahrt ab.
Nachdem am Donnerstag bereits eines der beiden kollidierten S-Bahn-Fahrzeuge komplett aufgegleist und auf der Schiene in ein DB-Werk geschleppt worden war, wurden am Freitag die restlichen noch auf der Strecke verbliebenen Zugteile aufgegleist und anschließend zurück in den Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn gezogen.
Schäden an der Infrastruktur werden untersucht
Außerdem hob ein Spezialkran die Zugspitze des anderen Fahrzeuges auf die benachbarte Bundesstraße B11. Der Abtransport erfolgte dann am Samstag mit besagtem Spezial-Tieflader.
"Durch die Kollision sind Schäden an der Oberleitung sowie an Gleisen, Schwellen und Schotter entstanden. Das genaue Ausmaß der Beschädigungen wird durch Spezialisten der DB begutachtet", teilte die Bahn mit.
Anschließend werde die Instandsetzung geplant und schnellstmöglich durchgeführt, hieß es. Ersten Einschätzungen zufolge wird die Strecke mindestens noch die nächste Woche gesperrt bleiben müssen. Für Fahrgäste der S7 besteht zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen weiterhin einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Die Busse verkehren in einem festen Fahrplan und sind auf die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der S7 in Höllriegelskreuth abgestimmt.
S-Bahn-Unglück: Menschliches oder technisches Versagen?
Unterdessen konzentrieren sich die Ermittlungen nach dem S-Bahn-Zusammenstoß zunehmend auf ein auf Rot stehendes Haltesignal – und auf einen der Triebwagenführer. Der 54-Jährige, der noch schwer verletzt im Krankenhaus behandelt wird, habe vermutlich ein Haltesignal überfahren, erläuterten Ermittler. Es sei aber noch zu früh zu sagen, ob es sich dabei um menschliches oder technisches Versagen gehandelt habe.
Der Triebwagenführer des S-Bahn-Zuges aus Wolfratshausen war am Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn Richtung München losgefahren, obwohl die verspätete S-Bahn aus München noch auf der eingleisigen Strecke war.
Warum ein Sicherungssystem die Fahrt nicht stoppte, ist offen. Die Ermittlungen werden Wochen, vielleicht auch Monate dauern. Bei dem Unfall am Montagnachmittag war ein 24-jähriger Fahrgast getötet worden, 18 Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Zu den Schwerverletzten zählt auch der 21-jährige Triebwagenführer der S-Bahn aus München.