Mit Spezialkran: Bergung nach S-Bahn-Unfall in Schäftlarn

Nach dem schweren S-Bahn-Unfall in Schäftlarn beginnt der Abtransport der Züge. Routine in einer ganz und gar nicht routinemäßigen Situation.
Conie Morarescu |
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Gar nicht einfach zu lösen am Abhang: Ein Spezialkran hievt die zerstörte Zugspitze an und versucht, die Waggons zurück auf die Schienen zu bringen.
Gar nicht einfach zu lösen am Abhang: Ein Spezialkran hievt die zerstörte Zugspitze an und versucht, die Waggons zurück auf die Schienen zu bringen. © Uwe Lein/dpa

Schäftlarn - Die Poststraße in Ebenhausen führt direkt auf die Unfallstelle zu und endet dort als Sackgasse. An diesem dritten Tag nach dem S-Bahn-Unglück ist noch lange keine Ruhe eingekehrt. Die Bergung der Züge hat morgens um 6 Uhr begonnen, die Arbeiten an der Unfallstelle werden wohl noch viele Tage andauern.

Aufwendige Bergung nach S-Bahn-Unfall

Lastwagen des Technischen Hilfswerks manövrieren durch die enge Straße, Einsatzkräfte sortieren Werkzeuge, Pressevertreter sammeln sich, um das aufwendige Bergungsverfahren zu beobachten. Es tröpfelt, hin und wieder gibt es Windstöße. Äste liegen auf dem Boden. Doch keine Trümmer und Gegenstände mehr, sie wurden am Vortag beseitigt.

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In einem S-Bahnwaggon zeugen noch Scherben von dem schrecklichen Unglück. Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn und des Technischen Hilfswerks laufen daran vorbei. Sie haben keine Zeit, über den Unfall nachzudenken, sie arbeiten konzentriert, bereiten den Bergungseinsatz vor. Blaue und orangene Anzüge vermischen sich.

Scherben im S-Bahn-Waggon lassen noch erahnen, was passiert ist.
Scherben im S-Bahn-Waggon lassen noch erahnen, was passiert ist. © mor

Spezialkran in Schäftlarn im Einsatz

Mit einem Spezialkran, neun Meter breit und mit einer Traglast von 120 Tonnen, sollte später eine der Zugspitzen auf einen Tieflader gehoben werden. Ein Bahnsprecher wird den erfolgreichen Transfer am Abend bestätigen. Am Freitagmorgen transportiert der Tieflader den Zugteil auf der Bundesstraße 11 ab. Die Zugspitzen sind die vordersten Wagen der S-Bahnen. Die Teile, die zusammengeprallt sind. Der Kraneinsatz wird aufwendig, denn der Wagen muss über eine steile Böschung gehoben werden.

Der Kran, der 120 Tonnen heben kann, an der Unfallstelle.
Der Kran, der 120 Tonnen heben kann, an der Unfallstelle. © Matthias Balk/dpa

Doch so weit ist es am Donnerstagmorgen noch lange nicht. Erst müssen die beiden zertrümmerten Zugspitzen voneinander getrennt und wieder auf die Gleise zurückgehoben werden.

Ketten des Krans an dem entgleisten Drehgestell einem Zug.
Ketten des Krans an dem entgleisten Drehgestell einem Zug. © mor
Eine der Zugspitzen wird an diesem Freitag abtransportiert.
Eine der Zugspitzen wird an diesem Freitag abtransportiert. © Thomas Gaulke

So läuft die Bergung der verunglückten S-Bahnen

Werner Bögl (62) vom Notfallmanagement der Deutschen Bahn erklärt den Ablauf der Bergung. "Es sind keine besonderen Schwierigkeiten zu befürchten", sagt er mit sicherer Stimme. Trotz des zunehmend stürmischen Wetters, durch Sturmtief "Ylenia", das glücklicherweise aber nicht die erwartet hohen Windstärken mitbringt. Zwei Drehgestelle, das sind die Laufwerke der Züge, stehen auf dem Gleis.

Werner Bögl (DB) erklärt den Ablauf der Bergung.
Werner Bögl (DB) erklärt den Ablauf der Bergung. © Matthias Balk/dpa

Die Zugspitzen sind nach dem Aufprall entgleist, die Drehgestelle zurückgeblieben. Eines ist noch verwendbar, das andere muss mit dem Kran weggehoben werden. Die Mannschaft packt an, schiebt das Drehgestell ein Stück vorwärts, dann ist es am Kranführer, das tonnenschwere Teil hochzuhieven und hinter der Böschung abzusetzen.

Das Ziel der Einsatzmannschaft ist, nur die eine Zugspitze, die der S-Bahn, die von stadtauswärts gekommen war, mit dem Kran wegzuheben und die übrigen Fahrzeugteile alle über die Gleise wegzuschleppen. Dafür sind allerdings noch viele Zwischenschritte notwendig.

Erst soll die eine Zugspitze, dann die andere auf das Gleis zurückgehoben werden. Wenn die Wagen wieder geradestehen, kann man sie vom Rest abtrennen. "Sonst ist die Spannung zu groß", erklärt Bögl und deutet auf das geknickte Gelenk – auch ein Drehgestell – zwischen dem ersten und zweiten Wagen. Um die Zugspitzen zu trennen, muss erst einer der Züge sorgfältig gesichert werden.

Die einzelnen Arbeitsschritte dauern mehrere Stunden. Mittlerweile ist das Tröpfeln zum Regen angewachsen, der Wind wird stärker. Es steht noch ein langer Tag bevor, in der Poststraße in Ebenhausen.

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