Mit Spezialkran: Bergung nach S-Bahn-Unfall in Schäftlarn
Schäftlarn - Die Poststraße in Ebenhausen führt direkt auf die Unfallstelle zu und endet dort als Sackgasse. An diesem dritten Tag nach dem S-Bahn-Unglück ist noch lange keine Ruhe eingekehrt. Die Bergung der Züge hat morgens um 6 Uhr begonnen, die Arbeiten an der Unfallstelle werden wohl noch viele Tage andauern.
Aufwendige Bergung nach S-Bahn-Unfall
Lastwagen des Technischen Hilfswerks manövrieren durch die enge Straße, Einsatzkräfte sortieren Werkzeuge, Pressevertreter sammeln sich, um das aufwendige Bergungsverfahren zu beobachten. Es tröpfelt, hin und wieder gibt es Windstöße. Äste liegen auf dem Boden. Doch keine Trümmer und Gegenstände mehr, sie wurden am Vortag beseitigt.
In einem S-Bahnwaggon zeugen noch Scherben von dem schrecklichen Unglück. Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn und des Technischen Hilfswerks laufen daran vorbei. Sie haben keine Zeit, über den Unfall nachzudenken, sie arbeiten konzentriert, bereiten den Bergungseinsatz vor. Blaue und orangene Anzüge vermischen sich.

Spezialkran in Schäftlarn im Einsatz
Mit einem Spezialkran, neun Meter breit und mit einer Traglast von 120 Tonnen, sollte später eine der Zugspitzen auf einen Tieflader gehoben werden. Ein Bahnsprecher wird den erfolgreichen Transfer am Abend bestätigen. Am Freitagmorgen transportiert der Tieflader den Zugteil auf der Bundesstraße 11 ab. Die Zugspitzen sind die vordersten Wagen der S-Bahnen. Die Teile, die zusammengeprallt sind. Der Kraneinsatz wird aufwendig, denn der Wagen muss über eine steile Böschung gehoben werden.

Doch so weit ist es am Donnerstagmorgen noch lange nicht. Erst müssen die beiden zertrümmerten Zugspitzen voneinander getrennt und wieder auf die Gleise zurückgehoben werden.


So läuft die Bergung der verunglückten S-Bahnen
Werner Bögl (62) vom Notfallmanagement der Deutschen Bahn erklärt den Ablauf der Bergung. "Es sind keine besonderen Schwierigkeiten zu befürchten", sagt er mit sicherer Stimme. Trotz des zunehmend stürmischen Wetters, durch Sturmtief "Ylenia", das glücklicherweise aber nicht die erwartet hohen Windstärken mitbringt. Zwei Drehgestelle, das sind die Laufwerke der Züge, stehen auf dem Gleis.

Die Zugspitzen sind nach dem Aufprall entgleist, die Drehgestelle zurückgeblieben. Eines ist noch verwendbar, das andere muss mit dem Kran weggehoben werden. Die Mannschaft packt an, schiebt das Drehgestell ein Stück vorwärts, dann ist es am Kranführer, das tonnenschwere Teil hochzuhieven und hinter der Böschung abzusetzen.
Das Ziel der Einsatzmannschaft ist, nur die eine Zugspitze, die der S-Bahn, die von stadtauswärts gekommen war, mit dem Kran wegzuheben und die übrigen Fahrzeugteile alle über die Gleise wegzuschleppen. Dafür sind allerdings noch viele Zwischenschritte notwendig.
Erst soll die eine Zugspitze, dann die andere auf das Gleis zurückgehoben werden. Wenn die Wagen wieder geradestehen, kann man sie vom Rest abtrennen. "Sonst ist die Spannung zu groß", erklärt Bögl und deutet auf das geknickte Gelenk – auch ein Drehgestell – zwischen dem ersten und zweiten Wagen. Um die Zugspitzen zu trennen, muss erst einer der Züge sorgfältig gesichert werden.
Die einzelnen Arbeitsschritte dauern mehrere Stunden. Mittlerweile ist das Tröpfeln zum Regen angewachsen, der Wind wird stärker. Es steht noch ein langer Tag bevor, in der Poststraße in Ebenhausen.