Lindemann-Konzert in München sorgt für erneuten Streit: "Feiert sexualisierte Gewalt"

Am Montag (18. Dezember) kommt Rammstein-Frontmann Till Lindemann für ein Solo-Konzert nach München. Die Grünen reagieren darauf mit Besorgnis.
Hagen Schulz |
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Till Lindemann kommt nach München – das sorgt für Kontroversen.
Till Lindemann kommt nach München – das sorgt für Kontroversen. © imago images/STAR-MEDIA

München - Für seine Fans ist es ein absoluter Pflichttermin, seine Gegner rufen bereits zu Protesten auf: Till Lindemann kommt wieder nach München. Der umstrittene Musiker spielt am 18. Dezember ein Solo-Konzert im Zenith, alle Tickets sind längst vergriffen. 

Viele blicken mit Sorge auf den Auftritt. Auch die Münchner Grünen fürchten, dass der Missbrauchs-Skandal, der Lindemanns Band Rammstein im Sommer erschütterte, neu aufflammen könnte. "Wieso unternimmt ein einflussreicher Musiker, dem schwere Vorwürfe entgegengebracht werden, nicht alles in seiner Macht Stehende, um dafür zu sorgen, dass seine Konzerte sicher für alle sind?", fragt die Partei in einer Stellungnahme.

"Row Zero" und Aftershow-Partys sorgen für Kontroversen um Till Lindemann

Doch was ist der Auslöser für die Kontroverse? Im Mai 2023 erhob die Nordirin Shelby Lynn schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Der Rocker habe sie während einer Konzertpause hinter die Bühne führen lassen und Sex mit ihr haben wollen. Auch wenn es dazu nicht kam, sei sie am nächsten Morgen mit Hämatomen am Körper aufgewacht und vermutete, mit Drogen betäubt worden zu sein. 

Schon bald schlossen sich mehrere Frauen den Vorwürfen an und berichteten von dubiosen Praktiken während der Rammstein-Konzerte. So seien sie von der Tourmanagerin für die sogenannte "Row Zero" (ein abgesperrter Bereich direkt vor der Bühne) gecastet und zu speziellen Aftershow-Partys eingeladen worden. Dort seien mit Drogen versetzte Getränke ausgeschenkt worden, während Lindemann sexuelle Handlungen von den Frauen erwartet habe.

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Rammstein-Fans und Demonstranten geraten bei Konzerten in München aneinander

Die Vorwürfe trafen die Band schwer. Im Juni leitete die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Frontmann Till Lindemann ein. Mehrere Partner und Sponsoren des Sängers und der Band stellten daraufhin die Zusammenarbeit ein. Auf den Konzerten in München (8. – 11. Juni) wurde auf die sogenannte "Row Zero" verzichtet, die Musiker verpflichteten sich zudem, "Awareness-Teams" zu organisieren, die für ein sicheres Stadionerlebnis sorgen sollten. Der berüchtigten Tourmanagerin wurde der Zutritt zu den Konzerten verweigert. 

Das – wie auch die Tatsache, dass die Ermittlungen gegen Lindemann kurze Zeit später mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt wurden – beruhigte die Gemüter jedoch nur wenig. Rund um die Rammstein-Konzerte in München kam es zu wilden Auseinandersetzungen zwischen den Fans der Band und Demonstranten

Lindemann-Konzert im Zenith: Initiativen kündigen Proteste an 

Nun also Lindemanns Solo-Rückkehr nach München. Und auch diese wird, der vorweihnachtlichen Jahreszeit zum Trotz, wohl alles andere als besinnlich ablaufen. Gruppen wie "Slutwalk und "KO – Kein Opfer e.V" haben Proteste angekündigt, wollen am Montag ab 18 Uhr auf dem Odeonsplatz demonstrieren – für eine bedingungslose Aufklärung aller Vorwürfe und das Verbot aller Lindemann-Konzerte bis dahin. Die Kundgebung findet unter dem Motto "Keine Show für Täter" statt.

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Unterstützung erhalten die Gruppen von den Münchner Grünen. "Mit Blick auf das nun anstehende Konzert in München, unterstützen wir das wichtige Engagement dieser Initiativen. In Solidarität mit Betroffenen sexualisierter Gewalt fordern wir die Veranstaltenden auf, dafür zu sorgen, dass alle Besucher*innen jederzeit sicher sind", hieß seitens der Grünen.

Grüne in München kritisieren Verhalten von Till Lindemann

Unverständnis äußerte die Partei über das Verhalten Lindemanns: "Wieso reagiert ein Künstler, der sich Vorwürfen dieser ungeheuerlichen Qualität und Quantität gegenübersieht, weiter damit, sexualisierte Gewalt offen zu thematisieren und zu feiern sowie pornografische Videos abzuspielen? Schafft dieses Vorgehen eine sichere Atmosphäre auf dem Konzert?" 

Zwar gelte für den juristisch weder angeklagten noch verurteilten Rammstein-Frontmann die Unschuldsvermutung, jedoch: "In München ist kein Millimeter Platz für Frauenfeindlichkeit und sexualisierte Gewalt! Das gilt für alle Menschen, auch und gerade für bekannte Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit, wie zum Beispiel Musiker. Es ist wichtig, auf das oft gleiche Muster in solchen Fällen hinzuweisen: Machtmissbrauch, Täter-Opfer-Umkehr, Einschüchterung der Klagenden."

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Keine "Awareness-Teams" bei Lindemann-Konzert in München – Rammstein tourt 2024 wieder

Bei dem Solo-Auftritt von Till Lindemann im Zenith in München wird es keine "Row Zero" und keine Aftershow-Party geben, jedoch auch keine "Awareness-Teams". Jedoch versicherte der Veranstalter Global Concerts gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", dass "ausreichend Securitys" vor Ort sein werden, um allen Besuchern ein sicheres Konzert-Erlebnis zu ermöglichen.

Bei den Fans von Till Lindemann ist die Vorfreude so oder so riesengroß: Das Konzert des Brachial-Rockers war in nur wenigen Stunden komplett ausverkauft. Lindemanns Band Rammstein wird zudem ab Mai 2024 wieder auf Europa-Tournee gehen. München wird diesmal nicht zu den Austragungsorten zählen. Wer Rammstein in Deutschland live erleben möchte, hat in Dresden, Frankfurt und Gelsenkirchen die Gelegenheit dazu. Auch zwei Konzerte im österreichischen Klagenfurt stehen auf dem Plan. 

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49 Kommentare
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  • gaspi am 19.12.2023 13:18 Uhr / Bewertung:

    Nun ja, die Grünen mit der grünen Moral wird es bald nicht mehr in der Stärke geben. Es ist schon interessant wie wir Deutschen unsere wenigen Asse mental und wirtschaftlich kaputt machen. Das fängt beim Auto an und hört bei Rammstein auf. Man bedenke, egal ob man die Gruppe mag oder nicht, dass Rammstein über 20 Millionen Tonträger verkaufte. In der internationalen Wahrnehmung zählt Rammstein zu den größten „Kulturexporten“ Deutschlands. In 14 Ländern stehen sie an der Spitze: in Deutschland, Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Finnland, Estland, Portugal, Schweiz, Russland, Polen, Kanada und Mexiko. Wobei die Mexikaner am meisten in Deutsch mitsingen.

  • BBk am 17.12.2023 12:59 Uhr / Bewertung:

    Ausgerechnet die Grünen sind jetzt plötzlich so empfindlich und gegen sexuellen Missbrauch. Bei den Kommunalwahlen 1981 forderte die Grünen-Liste in Göttingen (AGIL), die Strafbarkeit von Sexualkontakten zwischen Erwachsenen und Kindern einzuschränken. Trittin wird in dem Wahlprogramm als „Verantwortlicher im Sinne des Presserechts“ genannt.

  • Analyst am 18.12.2023 09:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von BBk

    Jetzt kommt der nach sage und Schreibe nach 42 Jahren daher mit einem Pamphlet von 1981.
    Zu jener Zeit Saßen die Abgeordneten noch strickend im Bundestag.
    Und du willst uns jetzt sagen,das seit dieser Urzeit ,an der Einstellung und der Gesetzgebung nichts verändert hat?

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