Immer mehr Enthüllungen: So läuft das "Row Zero"-System bei Rammstein-Konzerten wirklich ab
Seit ihrem Europa-Tourauftakt am 22. Mai häufen sich Vorwürfe gegen die Band Rammstein, die vor allem von weiblichen Fans ausgehen. Auslöser dafür war ein Post einer jungen Frau, Shelby Lynn, auf Instagram und Twitter. Ein Begriff, der seitdem immer wieder fällt, ist die sogenannte "Row Zero".
Auch in München, die Band spielt gleich vier Konzerte: am 7., 8., 10. und 11. Juni im Olympiastadion, wird Rammstein zu Gast sein. An einer Konzertlocation, die der Stadt gehört. Kommt es hier auch zur Reihe Null? Und was ist die "Row Zero" eigentlich?
Casting-Direktorin sucht Gäste für "Row Zero" akribisch aus
"Row Zero" bezeichnet ein System, nach dem bestimmte junge Frauen ausgewählt werden, um bei einem Konzert ganz vorne, direkt vor der Bühne, zu stehen. Wie die "Neue Zürcher Zeitungb (NZZ)" berichtet, die mit zwei dieser auserwählten Frauen gesprochen hat, soll das immer ähnlich, aber nicht immer gleich ablaufen.
Demnach funktioniere das System bei Rammstein so, dass nicht etwa die Band selbst beim Konzert Fans für die "Row Zero" aussucht, sondern das Ganze bereits Wochen vorher durch die Casting-Direktorin abgewickelt wird.
Potenzielle "Row Zero"-Gäste werden über Instagram angeschrieben
Sie schreibe potenzielle "Row Zero"-Gäste über Social Media an und füge sie dann, bei entsprechender Zusage, einer WhatsApp-Gruppe hinzu. Wonach die Frauen genau ausgewählt werden, ist unklar. Im Falle der "NZZ"-Auserwählten postete sie eine zuvor ein Foto von Rammstein-Konzerttickets, bei der anderen deutet nach außen allerdings nichts darauf hin, dass sie ein Fan der Band sei.
Pre-Party soll "Row Zero" Zeit mit Rammstein ermöglichen
Am Tag der Tage ginge das Spektakel dann schon weit vor dem eigentlichen Konzert los. Und zwar mit der sogenannten Pre-Party. Laut "NZZ" werden dabei alle "Row Zero"-Gäste in einen extra Bereich geführt, um dort ein wenig Zeit mit der Band rund um Frontmann Till Lindemann verbringen zu können. Dazu gebe es selbstverständlich auch ein paar Drinks.
Klares Ziel: "Row Zero"-Frauen sollen alles auf Social Media posten
Beim Konzert selbst heiße es dann: "Posten, posten, posten!". So sei die Anweisung der Casting-Direktorin ganz klar, so viel wie möglich aus der vordersten Reihe auf den Social Media-Profilen zu teilen. Nach dem Konzert gebe es noch eine After-Show-Party, dieses Mal aber nicht alleine, sondern gemeinsam mit den VIP-Konzertbesuchern.
Von Drogen haben beide "Row Zero"-Gäste nichts mitbekommen
Dass es bei dieser Party auch Alkohol gegeben habe, sei klar. Von Drogen oder ähnlichem, wie es jetzt auch in den aktuellsten Vorwürfen heißt, hätten die beiden allerdings nichts mitbekommen. Am Ende der Party sei allen Anwesenden dann noch angeboten worden, mit der Band ins Hotel zu fahren.
Was da alles passiert, konnten die beiden Frauen allerdings nicht erzählen. Denn diesen Teil haben sie beide ausgelassen. Schließlich wisse man eigentlich schon, was einen da erwarten würde.
Immer mehr weibliche Rammstein-Fans äußern sich
Auf Twitter und Instagram berichten nun immer mehr Frauen, dass sie vor den Konzerten unter anderem von der Tourmanagerin für exklusive Partys gecastet worden seien, bei denen Lindemann angeblich Sex von ihnen erwartet habe.
Wer sich mit Fotos für die Pre- oder Aftershow Party von Rammstein "qualifiziert" habe, dürfe in der ersten Reihe beim Konzert stehen und werde mit Getränken versorgt – die angeblich mit Drogen versetzt seien.
Veranstalter und Olympiapark GmbH halten sich zu Rammstein-Vorwürfen bedeckt
Hat dieser Wirbel aber nun Konsequenzen für die großen Rammstein-Konzerte in München? Die Konzerte finden im Olympiastadion statt, das der Stadt gehört. Sie verdient also über die Olympiapark GmbH, eine städtische Tochtergesellschaft, an den Konzerten mit. Die sagt auf AZ-Anfrage: "Sollten sich die von der 24-jährigen Irin erhobenen Vorwürfe bestätigen, wäre dies natürlich furchtbar und verachtenswert", so die Sprecherin der Olympiapark GmbH Mitte der Woche.
Die Angelegenheit sei aber "im Moment offensichtlich noch ungeklärt". Die Olympiapark GmbH gehe "derzeit davon aus, dass die vier Rammstein-Konzerte im Olympiastadion stattfinden werden" und möchte festhalten, dass sie lediglich Vermieterin des Stadions ist. "Für die Security und Zugangsberechtigungen in Backstage-Bereich ist der Veranstalter zuständig".
Auch der Münchner Konzertveranstalter Propeller beantwortet eine AZ-Anfrage lediglich mit einem Verweis auf das offizielle Statement der Band - zur "Row Zero" gibt es kein Statement. Eine erneute AZ-Anfrage an den Veranstalter dazu blieb bislang (Freitag, 2.6., 18.00 Uhr) unbeantwortet.
Rammstein wendet sich erstmals an ihre Fans
Am Samstag wies die Band die Vorwürfe in einem zweiten offiziellen Statement erneut entschieden von sich. "Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans, Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst", heißt es in der Mitteilung, die via Social Media veröffentlicht wurde.
Der Band sei es wichtig, dass sich die Fans "bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne", heißt es dort weiter. Man verurteile jede "Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden".