In München sind immer mehr Mega-Konzerte geplant - was das für die Stadt bedeutet

Superstars wie Taylor Swift und Adele sollen nach München kommen. Nicht nur die Künstler verdienen kräftig an den Konzerte: Hotels, Restaurants und Einzelhandel können sich auf einen warmen Geldregen einstellen.
Bernhard Hiergeist |
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Robbie Williams trat 2022 an der Messe München auf.
Robbie Williams trat 2022 an der Messe München auf. © IMAGO/Stefan M. Prager

München - München, der Ort für Mega-Stars? 2024 hat es in sich, zahlreiche Superstars kommen in die bayerische Landeshauptstadt.  Im kommenden Juli schwebt die wohl berühmteste Sängerin der Welt für zwei Konzerte ins Münchner Olympiastadion herab. Taylor Swift spielt dann zwei Shows ihrer The Eras Tour in der Stadt, für viele der popkulturelle Höhepunkt des Jahres. Aber das ist noch längst nicht alles: Auch an der Messe München sollen – wie 2022 Helene Fischer und Robbie Williams – Stars Mega-Konzerte veranstalten. So soll auch die britische Sängerin Adele dort auftreten.

Abgesehen von Pomp und Glamour sind die Auftritte der Superstars allerdings auch ein gigantsiches Konjunkturpaket. Swift zum Beispiel sei nicht nur als erfolgreiche Künstlerin zu sehen, sondern auch als "Gelddruckmaschine für alle, die zufällig in ihre Umlaufbahn geraten", schrieb das US-amerikanische "Forbes Magazine" einmal über die Sängerin.

Konzertbesucher geben nicht nur Geld für Tickets und Fanartikel aus. Auch andere profitieren: Hoteliers, Gastronomen, Einzelhändler, Busunternehmer, die Tagesausflüge organisieren, bis hin zum Bootsverleih am Olympiasee, bei dem sich Konzertbesucher die Wartezeit bis zum Einlass vertreiben. Laut dem US-amerikanischen Marktforschungsunternehmen "QuestionPro" gaben Fans von Taylor Swift bei der USA-Tour im Schnitt 1.300 Dollar pro Show aus (wobei übrigens 91 Prozent der Befragten angaben, dass sie wieder ein Swift-Konzert besuchen würden).

Die internationale "The Eras Tour" von Taylor Swift startete im März 2023 und endet im Dezember 2024. Auch in München wird der US-Superstar Station machen.
Die internationale "The Eras Tour" von Taylor Swift startete im März 2023 und endet im Dezember 2024. Auch in München wird der US-Superstar Station machen. © getty/Kevin Mazur/Getty Images for TAS Rights Management

Wegen Taylor Swift: Unternehmer in München dürften sich die Hände reiben

Der größte Batzen dürfte dabei für Anreise, Übernachtung und natürlich die Ticketpreise selbst drauf gehen. Letztere reichen in Deutschland auch von 80 bis 600 Euro für die VIP-Kategorie. Und bei den Wiederverkäufern, etwa auf dem Portal "Viagogo", kann es sogar noch mehr werden. 

Trotzdem: Münchner Unternehmer dürften sich die Hände reiben. Laut einer Studie des Common Sense Institute haben zwei Swift-Konzerte im vergangenen Jahr im US-amerikanischen Denver die Wirtschaftsleistung des Bundesstaats Colorado um 140 Millionen Dollar angekurbelt. Bei ihrem Konzert in Chicago im März 2022 waren dort die Hotels so sehr ausgelastet wie niemals zuvor, wie das Magazin "Fortune" berichtete. Und Las Vegas verzeichnete die höchste Zimmerauslastung seit Beginn der Coronapandemie.

Goldgräberstimmung also auch in der bayerischen Landeshauptstadt? Der städtische Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner berichtete jüngst der AZ von einem Hotelier, demzufolge sich die Buchungen für den Zeitraum der Swift-Konzerte verachtfacht habe. Deutet das auf einen Trend hin oder handelt es sich um einen anekdotischen Ausreißer?

Hotelzimmer werden zu Großevents in München immer teurer

"Großevents sind von großer Bedeutung für den Tourismus in München", sagt Susanne Mühlbauer vom Wirtschaftsreferat auf AZ-Anfrage. Die Bedeutung kann man an den Übernachtungszahlen ablesen. So waren zu den beiden Konzerten von Pink im Olympiastadion Anfang Juli des Jahres die städtischen Hotelzimmer zu 90 Prozent ausgelastet, wie das Referat mitteilt. Bei Bruce Springsteen Ende Juli immerhin noch 89 Prozent. 

Nicht nur die Hotelauslastung zeige zu den Großevents Spitzen, auch die Einnahmen pro Hotelzimmer, erklärt Michael Höflich. Er ist Geschäftsführer der Tourismus Initative München, einem Zusammenschluss aus Gastronomie und großen touristischen Playern, etwa dem Flughafen und der BMW-Welt. "Tatsächlich lassen sich die Auswirkungen von großen Events in der Stadt recht gut beziffern", schreibt er in einer Mail an die AZ. Allerdings konkret nur in der Hotellerie. 

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Zum Oktoberfest, bei Messen, Kongressen und bedeutenden Heimspielen des FC Bayern – immer steigen dann auch die Zimmererlöse an, veranschaulicht Höflich an Daten des Hotelberatungsunternehmens "STR Global". Für den Einzelhandel oder die Gastronomie gebe es zwar keine vergleichbaren Erhebungen, sagt Höflich. "Die Tendenz ist aber tatsächlich absolut vergleichbar."

Natürlich werden die Übernachtungen teurer, wenn Taylor Swift nach München kommt, bestätigt Martin Stürzer. Er ist Inhaber des Hotels Marc am Hauptbahnhof und Mitglied im Kreisvorstand des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). "Man zahlt höhere Raten", sagt Stürzer. Schwankungen seien normal, jeder kenne das, etwa zu Hoch- und Nebensaison im Urlaub. Und darum stehen im Kalender des Hotels Marc auch immer Veranstaltungen wie die Konzerte von Taylor  Swift oder Ed Sheeran, die Spieltage der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr oder Messen und Veranstaltungen wie der Weltaidskongress.

Noch sind Hotelzimmer in München verfügbar: "Der wirkliche Run wird im März, April losgehen" 

"Das ist der Nachfrage geschuldet, wie es in der gesamten Wirtschaft der Fall ist", sagt Stürzer. Und der Konkurrenz: Wenn alle der 500 Hotels in München zu einem Zeitpunkt die Preise anzögen, wäre es unwirtschaftlich für ein einzelnes Haus, nicht mitzuziehen. Und umgekehrt. 

Sind Konzerte angekündigt, gebe es regelmäßig eine höhere Buchungsanfrage, sagt Stürzer. Wie im Moment bei Taylor Swift oder bei Metallica im kommenden Mai und bei Coldplay im August 2024. Allerdings sei es noch immer früh, und beispielsweise im Hotel Marc immer noch viele Zimmer für den Zeitraum verfügbar. "Jetzt kriegen sie noch locker was", sagt er. "Ich schätze, der wirkliche Run wird im März, April sowas losgehen."

Beliebig steigen könnten die Preise aber nicht, sagt Stürzer. Die Konkurrenz sorge dafür, dass sich der Preis immer in einem Bereich einpendele, der mehr oder weniger in Ordnung sei. Auch gibt er zu bedenken, dass die Bettenzahl in München in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen sei: von gut 65.000 im Jahr 2015 auf im Moment ca. 95.000. Offizielle Zahlen der Stadt bestätigen das. Besucher hätten deutlich mehr Auswahl, die Konkurrenz um die Gäste sei größer, so Stürzer.

An einen Ausnahmezustand bei Taylor Swift glaubt der Hotelier darum nicht. Dazu sei die Stadt viel zu oft großen Andrang gewöhnt, Stichwort Oktoberfest. Und auch die Messen und Kongresse mit ein paar tausend Besuchern seien dabei nicht zu verachten. Schließlich sei das Publikum bei einem Kongress oft internationaler, sagt Stürzer, und damit mehr auf Übernachtungen angewiesen. "Ein Konzert im Olympiastadion an einem Samstagabend hat einen viel größeren Einzugsbereich", so Stürzer. "Da fährt man in der Nacht vielleicht auch mal noch 200 Kilometer heim und spart sich das Hotel."

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Eine Messe bescherte der Stadt München die höchste Hotelauslastung

Aber Konzerte von Swift oder Metallica (im Mai zweimal im Olympiastadion) haben Seltenheitswert – sie spielen nur eine Handvoll davon in Europa. Das steigert das Interesse, wie man etwa bei Swift am unglaublichen Andrang auf die Tickets gesehen hat oder immer noch an den Mondpreisen auf dem Zweitmarkt erkennen kann. Und es vergrößert den Einzugsbereich, macht Übernachtungen erforderlich. Bringt Taylor Swift München doch an seine Grenzen? Und wie weit treibt es die Preise?

Vielleicht bleibt alles im moderaten Rahmen, da sich Stadt, Hotels und Konzertbesucher bei einem Popstar wie Taylor Swift auf den Andrang einstellen können. Manchmal ist selbst der größte Besucherandrang nicht vorherzusehen. Oder wer hätte darauf gewettet, dass die höchste Hotelauslastung 2023 gar nichts mit Pop- oder Rockmusik zu tun hatte? Zur "Intersolar Europe", der weltweit größten Fachmesse der Solarindustrie – also durchaus weniger glamourös als Swift oder Helene Fischer – waren im Juni die Hotels sogar zu 96 Prozent ausgelastet, wie das Wirtschaftsreferat der AZ mitteilt.

Nicht Pink, nicht Rammstein, nicht Gabalier: "Zur 'Intersolar' war München wirklich sowas von voll", sagt Martin Stürzer von Dehoga. "Das war der einzige Termin dieses Jahr, an dem gar nix mehr ging." Messebesucher mussten ins Umland ausweichen, zu teils noch höheren Preisen als in der Stadt. Schutzschalter, Funkempfänger, Solarpanele – gegen deren Appeal muss Taylor Swift erst einmal ankommen.

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