TSV 1860 München: Hunderte Millionen für Konzertsaal, und das Grünwalder Stadion?
Der Stadtrat von München billigt eine Sanierung der Westkurve im Grünwalder Stadion - und erhält dafür viel Lob. Es drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass die Stadt und das Land Bayern zu gut wegkommen. Schließlich werden in die Sanierung des Gasteigs und in den künftigen Konzertsaal hunderte Millionen Euro gesteckt. Das Engagement fürs Grünwalder ist vergleichsweise winzig.
München - Es ist wichtig, genau hinzuschauen und zu trennen. Wie so oft im Leben, gilt das auch für die Stadionfrage rund um den TSV 1860 - und die Hilfe durch die Stadt München.
Diese stimmte dem Spielbetrieb der Löwen in der Regionalliga Bayern im (städtischen) Grünwalder Stadion zu. Soweit, so gut. Als Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) dann Anfang November im Gespräch mit der AZ erklärte, die Westkurve könnte noch im Winter saniert werden, gab es Lob von allen Seiten. Auch von Sechzig-Coach Daniel Bierofka und Noch-Geschäftsführer Markus Fauser.
15.000 im Grünwalder Stadion
Zur kommenden Saison sollen letztlich 15.000 Zuschauer ins Grünwalder Stadion passen, bislang dürfen 12.500 Zuschauer rein. Reiter bekräftigte, dass genügend Geld für die Sanierung vorhanden sei, erklärte aber auch, nicht zu wissen, wo denn eigentlich bisher das Problem gelegen habe. Offenbar klappte damals die Kommunikation mit dem zuständigen Sportreferat doch nicht so gut, wie nach außen kommuniziert.
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Jenes Referat also, das lange Zeit darauf hinwies, dass eine Kapazitätserweiterung im Grünwalder Stadion wegen statischer Bedenken gar nicht möglich sei. In jenem Stadion, das zwischen 2010 und 2014 für geschätzt 10,8 Millionen Euro renoviert und drittligatauglich gemacht worden war. Bis eben auf die Westkurve.
Heidschi Bumbeidschi im Grünwalder Stadion
Es bleiben Fragen. Etwa, warum sich die Stadt derart sträubt, mehr Geld für eine Ausweitung und weitere Sanierung des altehrwürdigen, aber in die Jahre gekommenen Sechzgerstadions in die Hand zu nehmen. Ein Vergleich: Noch im Frühjahr billigte der Stadtrat eine Komplettsanierung des Kulturzentrums Gasteig für satte 450 Millionen Euro. Die Stadt trägt dieses Investment komplett selber.
Bis zu 370 Millionen Euro für den Konzertsaal
Und in Zukunft soll für geschätzt 300 bis 370 Millionen Euro der neue Konzertsaal am Ostbahnhof gebaut werden. Dieser wird zwar hauptsächlich durch den Freistaat Bayern und den BR finanziert, aber auch die Stadt würde sich mit einem kleinen Anteil beteiligen. Etwa, sollte eine angedachte Fußgängerbrücke von Haidhausen aus über das Gleisbett ins Werksviertel gebaut werden.
Jetzt lässt sich trefflich darüber streiten, ob auch der Fußball zur Kultur einer Stadt gehört. Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit sei jedoch erlaubt. Und sicher ist, dass für zehntausende Menschen in dieser Stadt der TSV 1860 wahrlich "Münchens große Liebe" ist, wie auch der Vereinsslogan lautet. Mehr noch: Die Löwen stehen für das Arbeiterviertel Giesing und Giesing ist tiefblau.
Die Menschen dort und in vielen Teilen der Landeshauptstadt bangen, leiden und feiern mit den Sechzgern. Ihnen ist eines gemein: Sie sind Münchner und oft, wenn nicht Student oder zu jung, Steuerzahler. Und das Grünwalder Stadion ist ihr Sehnsuchtsort. Viele tausende Fans kommen ferner aus dem benachbarten Umland oder anderen Gegenden aus Bayern, um dem Löwen die Treue zu halten.
Der TSV 1860 gehört zu München
Dieser hat bei der Stadt, das lässt sich wohl kaum bestreiten, einen schweren Stand. Reiter verwies darauf, dass selbst ein Einwand eines einzelnen Anwohners einen Ausbau des Grünwalder Stadions verhindern könnte. Das mag so sein. Doch eins ist auch klar: Sechzig gehört für viele einzig nach Giesing; Sechzig gehört allemal zu München; und Sechzig ist ein Standortfaktor.
Durch die Stadt und das Land findet das kaum Berücksichtigung, schließlich werden auch keine Subventionen durch den Freistaat diskutiert. Die städtische Verwaltung wird sich jedenfalls Fragen gefallen lassen müssen, warum die Stadionfrage der Löwen in ihren millionenschweren (Kultur-) Investitionen so wenig berücksichtigt wird.
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