TSV 1860: Hat sich Daniel Bierofka vercoacht?

Unter Fans der Löwen werden Stimmen laut, die das Coaching von Daniel Bierofka kritisieren. Auch in Foren und bei Social Media gibt es Kritik. Zuletzt traf der Sechzig-Trainer tatsächlich vereinzelt schwierig nachvollziehbare Entscheidungen.
München - Sonntagnachmittag im Grünwalder Stadion: Es wurde hektisch im Grünwalder Stadion. Daniel Bierofka nahm Kristian Böhnlein wieder runter. Nachdem er den Kronacher erst eine halbe Stunde zuvor eingewechselt hatte, brachte er Alessandro Abruscia für die Offensive. Eine taktisch unausweichliche Maßnahme, so die spätere Erklärung.
Wieder kein Sieg für Sechzig
Kurz darauf folgte das 2:2 durch Doppelpacker Sascha Mölders gegen Sonnenhof Großaspach - es war die 82. Spielminute. Sechzig hätte noch die Chance auf den Sieg gehabt. Doch Bierofka zögerte, brachte Joker Benjamin Kindsvater erst mit Ende der regulären Spielzeit (90.)
Am Ende stand wieder kein Sieg für Sechzig. Mehr noch: Die Giesinger gewannen nur eines der vergangenen sieben Spiele in der Dritten Liga. Auf der Haupttribüne moserte mancher Fan ob der Auswechslungen und Umstellungen. Auch defensive Nachlässigkeiten wurden angemahnt. Aus der Fanperspektive, wohl gemerkt.

Derzeit wird auch in Foren und bei Social Media eifrig über eine etwaige Verantwortung Bierofkas für die Ergebnis-Stagnation debattiert. Zur Einordnung: Die Auswechslungen Bierofkas waren nicht das erste Mal in dieser Saison Thema unter den Löwen-Anhängern.
Ein AZ-User forderte nach dem Großaspach-Spiel gar die "Note 6 für die Trainerleistung" und schrieb "bei allem Verständnis für seine Belastungen" von "gravierenden Wechselfehlern". Harsche Worte. Ein anderer AZ-User kommentierte ein "ernüchterndes Fazit nach 13 Spieltagen" sowie eine "Latte an Fehlern" in einer angeblichen "Wohlfühloase".
Vereinzelte Kritik an Bierofka
Nun sind Statements mitunter auf Stammtisch-Niveau in sozialen Netzwerken nichts Neues. Die Diskussionen, die aber zweifelsohne zunehmen, spiegeln jedoch ebenso die Stimmung in vereinzelten Teilen der Basis wieder.
Kritik war etwa auch zu einem frühen Zeitpunkt der Saison nach dem verspielten Sieg beim VfL Osnabrück zu vernehmen. Beim Stand von 2:0 hatte Bierofka zuerst Stürmer Adriano Grimaldi runtergenommen, dann beim Stand von 2:1 (für Sechzig) Sascha Mölders für Abwehrmann Jan Mauersberger ausgewechselt - den Giesingern war die offensive Power genommen. Grimaldi musste verletzt runter, Mauersberger sollte mithelfen, die hohen Bälle der Westfalen zu verteidigen.
Osnabrück glich schließlich durch ein Traumtor aus - und der Vorwurf stand im Raum, die Sechzger hätten sich taktisch viel zu weit hinten reindrängen lassen.
Im Video: Grimaldi über Mölders und die Westkurve
"Wir hatten nicht die Überzeugung, den Ball in die Spitze zu spielen, haben viele Querpässe gespielt", meinte Bierofka nach dem wenig begeisternden Remis gegen Großaspach: "Wir müssen die Konter besser verteidigen, das haben wir nicht gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir zu viele Chancen gebraucht, um das Tor zu machen. Das ist noch ein Ansatz."
Er kritisierte ferner, dass beim 2:1 für die Schwaben der Ball niemals hinter die Kette der Sechzger kommen dürfe, und dass "die Schnittstellen in der Mitte zu offen waren". Sein Job ist es indes freilich auch, Lösungen dafür zu erarbeiten und anzubieten.
An dieser Stelle kommt die Doppelbelastung des 39-Jährigen ins Spiel, die Kombination aus Fußballlehrer-Lehrgang und Bierofkas Beruf als Drittligatrainer. Eine Hypothek, die der Sechzig-Coach im Verbund mit seinem Staff und Sportchef Günther Gorenzel bestmöglich kompensieren möchte. Was einzelne Spieler dennoch bemängeln, wie jüngst Adriano Grimaldi. (Lesen Sie auch: Adriano Grimaldi: "Daniel Bierofka ist halt nicht oft da")
"Fußballlehrer muss Bierofka irgendwann machen"
Auch dazu diskutieren die Fans eifrig. AZ-User "Shark" spricht von einem "Kardinalfehler, Bierofka als Trainer mit einem Vierjahresvertrag zu verpflichten, obwohl er kaum da ist". AZ-User "FanM" verteidigt Bierofka indes (nicht als einziger) entschieden: "Biero gehört mit wenigen Spielern zum Herzstück dieser Mannschaft!" Und auf Facebook meint AZ-User Jannik Groß zum Beispiel verteidigend: "Den Fußballlehrerschein muss Biero irgendwann machen. Und 'Irgendwann' bedeutet nunmal jetzt. Darüber zu diskutieren, bringt nichts."
Festzuhalten bleibt: Die leise Kritik unter den Fans und im weiteren Umfeld des TSV 1860 nach nur einem Sieg aus sieben Liga-Spielen geht in diesen Tagen nicht am Aufstiegshelden vorüber.
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