TSV 1860 mit vergebenen Chancen: Die größte Schwäche der Löwen
Nico Karger steht sinnbildlich für die größte Schwäche des TSV 1860: "Wir brauchen einfach zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen", sagt Trainer Daniel Bierofka. Doppelpacker Sascha Mölders scheint seine Flaute überwunden zu haben.
München - Ob Stefan Lex mit Teamkollege Nico Karger schon Tacheles gesprochen hat? "Wenn wir nicht gewonnen hätten, dann hätte ich nochmal ein ernstes Wörtchen mit Karges reden müssen, warum er meinen Querpass nicht reinmacht", sagte der Neulöwe über sein Pendant auf dem anderen Flügel.
Lex sagte das nach dem 2:0 gegen Eintracht Braunschweig. Ein Satz, der nach dem jüngsten 2:2 des TSV 1860 am Sonntag gegen Sonnenhof Großaspach neue Aktualität erlangt.
TSV 1860: Die Verballer-Meister der 3. Liga
Der linke Außenangreifer Karger ist unfreiwillig zum Sinnbild eines Problems der Sechzger geworden: die Chancenverwertung. "Wir brauchen momentan einfach zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen", hatte Trainer Daniel Bierofka nach nur einem Pünktchen trotz vieler bester Möglichkeiten erkannt. Was ja noch lange nicht heißt, dass der TSV keine Tore erzielen würde: Mit 22 Treffern zählt Sechzigs Offensive zu den besten der Dritten Liga. Nur der kommende Auswärts-Gegner Preußen Münster (Samstag, 14 Uhr) und der SV Wehen Wiesbaden (je 23) sind besser. Aber: Die Löwen zählen zum Leidwesen des Punktekontos auch zu den größten Verballer-Meistern.
Alleine Karger versiebte gegen Braunschweig drei, vier Großchancen. Das gleiche Bild gegen Großaspach: Ein ums andere Mal lief der fleißige Flügelflitzer an, ein ums andere Mal wollte der Abschluss nicht gelingen: Diesmal blieb der gebürtige Kronacher zwei Mal am letzten Gegenspieler (58., 68.) hängen, schoss knapp drüber (54.) und - anstelle in den Winkel - in die Wolken (59.).
Bilder: Mölders rettet den Löwen einen Punkt
Bierofka: Karger muss sich auch mal belohnen
Bierofka bescheinigte seinem Dribbler hinterher ein "gutes Spiel", erklärte aber auch: "Für den Aufwand, den er betreibt, und die Chancen, die er sich erarbeitet, muss er sich auch mal belohnen." Der 39-Jährige wollte zudem nicht unausgesprochen lassen, dass Karger die Kunst des Toreschießens grundsätzlich beherrsche – hauptsächlich die Vollendung der vielfach gezeigten Aktion, nach einem Haken in die lange Ecke zu zielen: "Im Training haut er sie alle rein. Da hat er eine Super-Quote." Einziges Manko: Training ist bekanntlich nicht gleich Ernstfall, weshalb Kargers karges Torkonto erst zwei Treffer in 13 Partien ausweist.
Während gegen Großaspach auch der scherzhafte Karger-Kritiker Lex und Innenverteidiger Simon Lorenz schon in der Anfangsphase große Einschussgelegenheiten vergaben, hat ein anderer Löwe seinen Tor-Fluch endlich überwunden: Sascha Mölders. In den letzten Partien mit einer Handvoll Hundertprozentiger, die er nicht verwerten konnte, klappte es nun gleich doppelt. Wie? "Ich habe ja auch länger nicht getroffen, aber ich mache mir nie Druck. Ich bin schon so lange dabei", erklärte Mölders lediglich über die lange Wartezeit auf seine Saisontreffer Nummer zwei und drei. Seinen zuvor einzigen Treffer hatte er beim 5:1-Schützenfest gegen die Sportfreunde Lotte erzielt.
Grimaldi fällt aus – und Mölders trifft doppelt
Rechtsverteidiger Herbert Paul wusste Mölders' Doppelpack jedenfalls zu schätzen und lobte den Routinier überschwänglich. "Der Topscorer fällt aus, doch der andere Stürmer trifft zwei Mal, ist sofort da", sagte Paul über den Ausfall von Torjäger Adriano Grimaldi, den der 33-Jährige Ex-Bundesligaspieler auffing: "Auf Sascha ist immer Verlass. Wir wissen, was er kann. Er ist einfach Gold wert." Noch wertvoller wäre es, würden Karger, Mölders und Co. ihre vielen Chancen in Törchen ummünzen, die schlussendlich auch zu Siegen führen. Sonst wird auch Bierofka bald ein paar ernste Wörtchen mit seinen Angreifern wechseln müssen.