Nach dem Transfer-Desaster: Ausgerechnet jetzt muss der FC Bayern zum Angstgegner
München – Freitagnachmittag am Deadline-Day, dem letzten Tag des Transferfensters in den fünf größten europäischen Ligen. Zeit für Bayern-Trainer Thomas Tuchel, seine Schäfchen durchzuzählen vor der Abreise per Charterflug Richtung Mönchengladbach zum Auswärtsspiel am Samstagabend bei der Borussia (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker).
Wer ist eigentlich noch da? Wer füllt das 20 Spieler umfassende Spieltagsaufgebot? "Der Kader ist im Moment sehr klein. Wir werden alle Mann brauchen", sagte Tuchel am Freitagmittag, da wusste er freilich noch nicht, dass der Transfer seines Wunschsechsers Joao Palhinha platzen würde.
Kleiner Kader beim FC Bayern: Keine Überraschungen in der Aufstellung gegen Gladbach
Neben den Millionen-Verkäufen von Benjamin Pavard und Ryan Gravenberch wurden die drei Teenager-Talente Gabriel Vidovic (19/zu Dinamo Zagreb), Arijon Ibrahimovic (17/Frosinone Calcio) und Paul Wanner (17/SV Elversberg) in die weite Welt hinaus verliehen.
Heißt: Im Gladbach-Kader stehen mit Torhüter-Neuzugang Daniel Peretz, dem Sechser-Talent Aleksandar Pavlovic sowie Vorbereitungsüberraschung Frans Krätzig drei Spieler, die ohne jede Pflichtspielminute für die Bayern sind. Die Aufstellung wird bis auf das kleine Fragezeichen Min-jae Kim (Muskelverhärtung) dieselbe sein wie beim 3:1 vergangenen Sonntag gegen Augsburg.
Vorsicht: Borussia Mönchengladbach entwickelte sich zum Angstgegner des FC Bayern
Jamal Musiala flog nach seinem Muskelfaserriss nicht mit. "Für ihn ist es noch zu früh. Da gehen wir kein Risiko ein", betonte Tuchel. Es sollte auch ohne den Zehner gegen die von Abgängen gebeutelte Borussia reichen, die massiv im Umbruch steckt und in den drei letzten Spielzeiten Zehnter, Zehnter und Zwölfter wurde.
Die Fohlen lahmen seit einer Weile, grasen auf der Weide des Niemandslands. Nur wenn es gegen die Bayern geht, gegen die Rivalen von Anno Dazumal (70er Jahre), dann heißt es plötzlich "Hopp, hopp, hopp Pferdchen, lauf Galopp". Seit fünf (!) Pflichtspielen sind die Gladbacher unbesiegt, auswärts verloren die Münchner vier der letzten fünf Pflichtspiele. Ein Angstgegner wie er im Buche steht, der stets gegen den Abo-Meister seine ansonsten maue Saison aufhübscht.
Trainer Thomas Tuchel sieht den FC Bayern dennoch als Favoriten
"Wir glauben nicht an Serien, wenn sie gegen uns laufen", sagte Tuchel und lachte. Indirekt bestätigte der 50-Jährige, dass die Seinen Manschetten vor Gladbach haben, indem er meinte: "Es kann schon mal passieren, dass eine Atmosphäre nicht zu uns passt."
Wie früher, so Tuchel, als die Bayern in Frankfurt und in Kaiserslautern meist schlecht aussahen und den Anti-Lauf bestätigten. Klar sei aber auch der eigene Anspruch, "als Favorit nach Gladbach zu fahren" und "dort gewinnen zu wollen". Was auch sonst?
Anders als der FC Bayern: Thomas Tuchel mit makelloser Bilanz gegen Gladbach
Mitte Februar verloren die Bayern in der achten Minute Dayot Upamecano wegen einer Roten Karte nach Notbremse und dann das Spiel mit 2:3. Zu schlechter Letzt gingen mit Trainer Julian Nagelsmann in den Stallungen der Fohlen sämtliche Gäule durch, er stürmte die Schiedsrichter-Kabine und schimpfte wütend davonstapfend das Unparteiischen-Team "weichgespültes Pack". Ein entscheidender Mosaikstein, der bei seiner Entlassung fünf Wochen später eine gewichtige Rolle spielte.
Nachfolger Tuchel steht im Borussia-Park zum insgesamt 250. Mal bei einem Bundesliga-Spiel als Cheftrainer an der Seitenlinie (bis dato 115 Siege, 61 Remis, 73 Niederlagen). Gut für die Bayern und deren jüngste Fohlen-Phobie: Tuchel siegte gegen Gladbach in den vergangenen vier Bundesliga-Duellen immer – und das als Dortmund-Coach. Sein Plan für Samstag: "Wir müssen unser Ding machen, unsere Prinzipien durchspielen." Dann habe man "es in der eigenen Hand".