Die Macht der Bayern-Spieler: Welche Rolle spielte das Team beim Nagelsmann-Aus?

Der FC Bayern begründet die Freistellung von Julian Nagelsmann auch damit, dass das Verhältnis zur Mannschaft nicht mehr gepasst habe. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Trainer des Rekordmeisters über die eigene Kabine stolpert.
Bernhard Lackner |
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Julian Nagelsmann wurde vom FC Bayern in der vergangenen Woche freigestellt.
Julian Nagelsmann wurde vom FC Bayern in der vergangenen Woche freigestellt. © imago/Ulrich Hufnagel

München - Wie war es denn nun, das Verhältnis zwischen der Mannschaft und Julian Nagelsmann in den Wochen vor dessen Freistellung am vergangenen Freitag? Sportvorstand Hasan Salihamidzic sprach zuletzt gebetsmühlenartig davon, dass "die Konstellation" zwischen Team und Trainer "nicht mehr so gepasst" habe. Die Spieler widersprechen, Risse innerhalb der Kabine oder gar einen Bruch mit dem Übungsleiter habe es nicht gegeben.

Wie genau denn nun das Binnenklima innerhalb der Kabine in der Schlussphase von Nagelsmanns Amtszeit in München war, dürfte ein Geheimnis bleiben. Kaum abzustreiten ist derweil der Fakt, dass der Ex-Coach der Münchner zumindest Teile des Teams nicht mehr auf seiner Seite hatte. Kapitän Manuel Neuer etwa, der mit der Entlassung von seinem langjährigen Weggefährten Toni Tapalovic brüskiert wurde. Oder Thomas Müller, der zwischenzeitlich seinen Stammplatz verloren hatte und um seinen Status als Leistungsträger bangen musste. Eine gefährliche Situation für Nagelsmann, die am Ende auch ihren Teil zu seiner Entlassung beitrug.

Rehhagel, Trapattoni, Ancelotti: Schon viele Bayern-Trainer haben die Kabine verloren

Der 35-Jährige ist jedenfalls nicht der erste Bayern-Coach, der über ein zerrüttetes Verhältnis zu einigen Führungsspielern gestolpert ist und am Ende seinen Hut nehmen musste. Egal ob Otto Rehhagel, Giovanni Trapattoni, Felix Magath oder Carlo Ancelotti – sie alle bekamen im Laufe ihrer Amtszeit bei den Bayern irgendwann Probleme mit der Kabine.

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Selbst Ottmar Hitzfeld, von dem die Mehrzahl seiner ehemaligen Spieler rückblickend in höchsten Tönen spricht, verlor seinerzeit irgendwann den Rückhalt der Mannschaft. Als er Ende 2007 nach zahlreichen Eskapaden seiner Stars einen neuen Strafenkatalog erstellte, wurde dieser umgehend an die "Sport Bild" durchgesteckt – und Hitzfeld am Saisonende gegangen. Nagelsmann ging es kurz vor dem Ende seiner Bayern-Zeit ähnlich, als Fotos von seinen taktischen Vorgaben für das Spiel gegen Bochum an das Medium weitergegeben wurden.

Die Kabine der Bayern umgibt seit Jahrzehnten ein Mythos, sie gilt als eine der mächtigsten im europäischen Spitzenfußball. Für einen Trainer des deutschen Rekordmeisters ist es essenziell, die Schwingungen und Stimmungen genau im Blick zu haben und bei negativen Entwicklungen rechtzeitig zu reagieren. Eine Mammutaufgabe, an der schon so manch profilierter Coach gescheitert ist.

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Beim FC Bayern kippte die Stimmung in der Kabine zuletzt

Wie schwierig es ist, die Bayern-Kabine im Griff zu behalten, musste in den vergangenen Wochen und Monaten auch Nagelsmann erfahren. Die ständigen Verspätungen von Leroy Sané sollen innerhalb der Mannschaft für Stirnrunzeln gesorgt haben, Serge Gnabrys Abstecher zur Fashion Week nach Paris ebenso.

Spieler wie João Cancelo oder Ryan Gravenberch, die mit ihren Einsatzzeiten unzufrieden waren, machten aus ihrer Unzufriedenheit keinen Hehl, was in der Mannschaft ebenso wahrgenommen wurde. Dazu kamen taktische Vorgaben von Trainerseite, mit denen sich nicht jeder Spieler – etwa Sadio Mané mit seiner Position im Sturmzentrum – anfreunden konnte. Viele kleine Brandherde, die die Stimmung irgendwann zum Kippen brachten.

Ob der neue Trainer Thomas Tuchel im Umgang mit der Kabine glücklicher agiert, wird sich erst noch zeigen. Aus den bisherigen Stationen des 49-Jährigen ist jedoch bekannt, dass er großen Wert auf Disziplin legt und keine Nachlässigkeiten duldet.

Er selbst scheint sich jedenfalls bewusst zu sein, was auf ihn zukommt. "Es werden nicht alle Spieler super happy sein", sagte er bei seiner Vorstellung am Samstag. Solange er die Kabine hinter sich hat, kein Problem. Ist das nicht der Fall, könnte ihm das schnell zum Verhängnis werden...

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14 Kommentare
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  • Wolff am 30.03.2023 14:40 Uhr / Bewertung:

    Trainer Nr. 14 in 16 Jahren - kann doch weder Zufall sein, noch ausschließlich an den jeweiligen Trainern liegen. Man hat ja schon den Eindruck, der FCB sei untrainierbar...

  • Südstern7 am 30.03.2023 23:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wolff

    14 Trainer seit 2007?
    Lass uns mal rechnen ...
    Jepp, stimmt. Sofern man die Übergangstrainer Jonkers und Sagnol dazu rechnet bis ein neuer Übungsleiter gefunden wurde.

    Ich stelle mal die steile These auf, dass der FC Bayern mit dieser Anzahl an Trainern aber locker im Trend liegt im Vergleich zu den anderen Fußballehrern bei anderen Vereinen. Eine hohe Fluktuation im Geschäft ist die Regel. Das Budget des Vereins bestimmt immer die Ziele. Die Einen wollen nur die Klasse halten, die anderen wollen am liebsten jedes Jahr 3 Titel. Und dafür wird bei allen tüchtig geheuert und gefeuert. Leider.

  • Bundesbierminister am 30.03.2023 14:05 Uhr / Bewertung:

    Wieso stellt eigentlich keiner Brazzo und den Kahn in Frage? Haben nicht die beiden das Maleur zu verantworten? Aufarbeitung geht anders! Des mia san mia ist wirklich fürn Hugo.

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