Nach Nagelsmann-Aus: Das ist Brazzos verheerende Trainer-Bilanz beim FC Bayern
München - Als der FC Bayern im vergangenen Sommer den Vertrag von Sportvorstand Hasan Salihamidzic bis 2026 verlängerte, schwärmte Vereinspräsident Herbert Hainer: "Er steht für das FC-Bayern-Gen, für Kontinuität und für Titel." Spätestens seit der Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann dürfen Teile dieser Lobpreisung jedoch ernsthaft angezweifelt werden.
Denn nicht nur Klublegende Lothar Matthäus, sondern auch vielen Fans des deutschen Rekordmeisters stieß vor allem der Ablauf des Trainerwechsels sauer auf. Bereits am Dienstag fiel die Entscheidung der Bayern-Bosse. Erst Freitag wurde offiziell gemacht, was intern längst klar war, nachdem ein Maulwurf Donnerstagabend die Bombe platzen ließ. Nagelsmann war Geschichte, Thomas Tuchel übernimmt.
Salihamidzic verteidigte die Vorgehensweise im Sport1-"Doppelpass" als alternativlos, man habe erst die Zusage von Neu-Coach Tuchel abwarten müssen: "Das geht nicht anders. Wir haben uns so fair verhalten wie man in diesem Geschäft sein kann."
Tuchel ist bereits der sechste Bayern-Trainer in sechs Jahren
Eine Sichtweise, die längst nicht alle teilen. "Einen Trainer als Langzeitprojekt zu bezeichnen, um ihn kurz später zu feuern, ist nicht in Ordnung", ätzt beispielsweise Lothar Matthäus. Das "Mia san mia", was den Verein so sehr ausmacht – das berüchtigte familiäre Bayern-Gen, was laut Klubboss Hainer auch Salihamidzic so sehr verkörpert – werde laut Matthäus mit Füßen getreten.
Und auch die damals von Hainer angesprochene "Kontinuität" kehrt unter dem Bosnier nicht wirklich ein. Seitdem er im Sommer 2017 Sportdirektor wurde, verschliss Brazzo gleich fünf Trainer. Ob der italienische Spielerversteher Carlo Ancelotti, Dauernotlösung Jupp Heynckes, Arbeitertyp Niko Kovac, Titelhamster Hansi Flick oder Zukunftshoffnung Nagelsmann – keiner erlebte zwei volle Saisons beim FC Bayern. Zudem war fast jede der Trennungen von unschönen Nebengeräuschen begleitet.
Panikreaktion oder Trainercoup: Salihamidzics Entscheidungen auf dem Prüfstand
Gerade das Ende der Mini-Ära Nagelsmann wirft Fragen hinsichtlich der Weitsicht von Sportvorstand Salihamidzic auf. Mit großem Wirbel für eine Weltrekordablöse aus Leipzig geholt und mit einem Fünfjahres-Vertrag ausgestattet, hatten die Bayern-Bosse noch in der vergangenen Woche von ihrem "Top-Trainer" geschwärmt und bekräftigt, "etwas aufbauen" zu wollen. Dass nur wenige Tage später der kurzfristig verfügbare Tuchel eilig verpflichtet wurde, wirkt für viele wie eine Kurzschlussreaktion – auch wenn Salihamidzic nach Kräften versucht, diesen Eindruck beiseite zu wischen.
Der Sportvorstand muss nun beweisen, dass er die bayerische Sehnsucht nach Kontinuität stillen und den Huldigungen von Bayern-Präsident Hainer gerecht werden kann. Ein Blick auf Tuchels letzte Amtszeiten (zwei Jahre BVB, zweieinhalb Jahre PSG, eineinhalb Jahre Chelsea) lässt daran jedoch Zweifel aufkommen…