FC Bayern: Kein Hauch von Hoffnung – Tuchel verpasst seine Gelegenheit, Müller nutzt sie

Ein konsternierter FC-Bayern-Coach Thomas Tuchel schafft es nach der Pleite von Rom im Gegensatz zu Thomas Müller nicht, einen Hauch von Hoffnung zu erzeugen. Sportdirektor Christoph Freund ist angefressen, sämtliche Alarmglocken schrillen.
Patrick Strasser |
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Ratlos: Bayern-Coach Thomas Tuchel.
Ratlos: Bayern-Coach Thomas Tuchel. © IMAGO / Ulrich Hufnagel

München - Die Szene hatte Symbolcharakter, hätte nicht passender sein können zur römischen Tragödie, die dem FC Bayern am Mittwochabend im "Stadio Olimpico" widerfuhr. Thomas Tuchel versank auf dem Stuhl seiner Trainerbank, mehrmals schüttelte der Bayern-Trainer während des 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom den Kopf, schlug die Hände vors Gesicht, wirkte ratlos und verzweifelt – nach außen ziemlich demonstrativ, verständlicherweise aber war er tatsächlich geschockt.

Vom Aussetzer von Innenverteidiger Dayot Upamecano (67.), dessen Foul zur Roten Karte für ihn selbst und zum spielentscheidenden Elfmetertor von Lazios Mittelstürmer-Ikone Ciro Immobile führte. Vor allem aber war Tuchel geschockt von der mangelhaften Offensivleistung seiner Mannschaft. Kein einziger Schuss aufs Tor, der Minutenzähler ratterte mittlerweile schon auf 180, inklusive der des lethargischen Auftritts beim 0:3 letzten Samstag in Leverkusen. Der 50-Jährige machte einen "krassen Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit" aus, seine Elf habe "komplett den Rhythmus, die Durchschlagskraft und den Glauben verloren".

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Nach Leverkusen-Pleite: FC Bayern zeigt erstmals in dieser Saison keine Reaktion

Vermeintlich gute Spiele, in denen irgendwann ein Filmriss, ausgelöst von individuellen Fehlern erfolgt – das sind die Bayern unter Tuchel, der nun knapp elf Monate im Amt ist und dessen Mannschaft bis auf ein Hoch im September und Oktober immer wieder krasse Aussetzer hat. Auch nach der Winterpause ist weder eine spielerische noch eine emotionale Weiterentwicklung zu erkennen. "Der Schlüssel ist noch nicht gefunden, das ist definitiv meine Verantwortung", gestand Tuchel. Dazu kommt: Erstmals in dieser Saison erfolgte auf eine Pleite wie in Leverkusen keine Reaktion. Es setzte die nächste Niederlage. Nicht alles lässt sich auf Tuchel reduzieren, die Probleme sitzen tiefer, doch er als Verantwortlicher auf der Bank. Die Frage ist: Wie lange noch?

Zum ersten Mal seit 2015 verloren die Münchner zwei Spiele in Folge ohne eigenen Treffer. Nach dem zu frühen Pokal-Aus in der zweiten Runde und dem demütigenden 0:3 bei Tabellenführer Leverkusen droht den Bayern die erste titellose Saison seit 2011/12. Ein sichtlich angefasster Sportdirektor Christoph Freund sagte in den Katakomben über Tuchel: "Er kämpft natürlich mit der Situation, die für uns alle sehr schwierig ist. Unser Ziel ist, dass wir uns da gemeinsam rauskämpfen. Wir sitzen alle in einem Boot." Doch rudert man noch gemeinsam in dieselbe Richtung?

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FC Bayern: Tuchel wirkt wenig optimistisch – Müller gibt sich kämpferisch

Tuchel wirkte mit Blick auf das Rückspiel und die nächste Aufgabe am Sonntag beim VfL Bochum (17.30 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) wenig zuversichtlich, sprach leise: "Wir haben in drei Wochen noch das Rückspiel, aber auch in drei Tagen ein Ligaspiel. Wir müssen weitermachen." Womit er die Gelegenheit verpasste, kämpferisch und optimistisch aufzutreten, die Fans zu animieren und an die so zahlreichen "Wunder" der Bayern in Rückspielen zu erinnern. Dies tat Thomas Müller, der Vize-Kapitän, der nach den Partien stets emotional wie ein Fan spricht, manche meinen gar, die Dinge so treffend analysiert wie ein potenzieller Spielertrainer. Er bekam die Kurve zum Prinzip Hoffnung, Bayerns letzter Rettung: "Am Ende ist das Ergebnis nach 25, 30 Minuten in Unterzahl bei dem Spielverlauf völlig okay. Wir lassen uns nicht runterziehen, werden uns nicht selbst zerfleischen, machen einfach weiter. Wir haben noch drei Wochen Zeit." Bis zum Rückspiel am 5. März.

Auf dem Sponsorenbankett im luxuriösen Hotel Waldorf Astoria von Rom sprach Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen: "Diese Mannschaft hat die Qualität und den Willen, weiterzukommen. Die Botschaft, diesen positiven Teil, müssen wir mitnehmen ins Rückspiel in unserer Arena mit unseren 75.000 Fans im Rücken: Dass wir dieses Spiel souverän gewinnen und eine Runde weiterkommen!" Oder wie Müller noch sagte: "Der Ball muss wieder ins Netz." So isses.

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9 Kommentare
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  • meingottwalter am 16.02.2024 08:21 Uhr / Bewertung:

    Müller redet zuviel.

  • Michl 01 am 16.02.2024 14:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von meingottwalter

    Kann man so sehen, nur er hat halt recht

  • derfla am 15.02.2024 17:45 Uhr / Bewertung:

    Man hat beim FCB versäumt mit einer qualitativen Einkaufspolitik dem jetzigen Zustand der Mannschaft zuvor zukommen. Man hat meistens Namen aber keine Charaktere gekauft. Man hat Trainer wie Van Gaal oder Ancelotti zu schnell aussortiert, weil diese nicht immer der Meinung von UH waren. Diese Mannschaft hat mit sehr wenigen Ausnahmen keinen Charakter, bei den meisten geht es nur um die Kohle und um ihren Egoismus zu steigern. Hier ist der Trainer dann ein armes Schwein und das schwächste Glied in der Kette. Dann kommen die sogenannten Egospezialisten(Hamann etc.) dazu und der so genannte Fan aber auch die Medien verlustieren sich dann am Trainer mit berechtigter aber auch mit überzogener Kritik.
    Der FCB tut gut daran zukünftig den Mit zu haben und mehr eigenen Nachwuchs einzubauen statt hohe Summen für qualitatives Mittelmaß auszugeben.
    Auch ein Flick würde dem FCB momentan nicht weiterhelfen. Das Problem ist die Mannschaft

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