Bayern-Coach Thomas Tuchel und Steffen Baumgart: Zwei Trainer im Zorn vereint

Wie Bayern-Trainer Thomas Tuchel hat auch Kölns Coach Steffen Baumgart die Kritik der stets lauten TV-Experten gehörig satt. Ein Medienwissenschaftler äußert sich dazu.
Ruben Stark
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Steffen Baumgart (h.) und Thomas Tuchel - zugleich Gegner und Verbündete.
Steffen Baumgart (h.) und Thomas Tuchel - zugleich Gegner und Verbündete. © imago

München - Der eine spricht von "Quatsch", der andere von "einer absoluten Frechheit." Zwar stehen sich am Freitag Kölns Trainer Steffen Baumgart und Bayern Münchens Thomas Tuchel in der Bundesliga als Gegner gegenüber – sie beide aber eint ihr Umgang mit der Kritik von TV-Experten wie Dietmar Hamann oder Lothar Matthäus.

Während die meisten Coaches Experten-Aussagen bislang als unliebsame Nebengeräusche abhakten, wehrten sich Tuchel und auch Baumgart zuletzt öffentlich.

Für Medienwissenschaftler Christoph Bertling von der Deutschen Sporthochschule Köln sind dies "kommunikative Schutzschilder", wie der Experte betonte. Gleichzeitig gehöre Kritik zum "Metier", sagte Bertling: "Man muss den Respekt davor haben, wenn es kritisch wird. Es kann auch lauter werden. Die Argumente müssen im Vordergrund stehen."

Medienwissenschaftler Bertling: "Vereine lassen diese Kritik nicht mehr zu"

Dass Trainer jedoch durchaus empfindlich reagieren können, etwa wie Tuchel nach dem Sieg im Topspiel bei Borussia Dortmund (4:0) am Expertentisch bei Sky, hänge auch mit der allgemeinen Entwicklung der Branche zusammen. "Man merkt, dass Vereine eigene Kommunikationswelten entstehen lassen und sie diese Kritik nicht mehr zulassen", so der Wissenschaftler.

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Dies führe dazu, dass die Personen im Rampenlicht "nicht gewohnt" sind, "die Kritik auszuhalten" und sie sich somit schnell angegriffen fühlen.

Matthäus gegen Tuchel in Dortmund: Menschen in Deutschland haben sich "bestens unterhalten gefühlt"

Früher hätten Vereine höchstens über ihre Homepages informiert, "mittlerweile hat man Content-Marketing-Maschinerien, die absolut stark funktionieren", so Bertling. Auf diesem Wege "kann ich meine Sachen, die mir wichtig sind, selbst ganz gut kommunizieren und brauche den Journalismus nicht".

Das habe zur Folge, dass der Journalismus automatisch mitunter zu einem kleinen "Ärgernis" werden könne: "Alles, was von außen kommt, wird dann als Kritik gesehen, wenn es nicht in die Scheinwelt passt."

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Dennoch gehörten derlei Reibereien zum Geschäft und machten dessen Reiz aus. "80 Prozent in Deutschland, wenn nicht sogar mehr", hätten sich beim verbalen Hin und Her zwischen Matthäus und Tuchel in Dortmund "bestens unterhalten gefühlt", schätzte Bertling.

Empathie darf ein Experte nicht haben

Durch steigende Lizenzgebühren würden Sender aus Kostengründen gerne auf zusätzliche Experten zurückgreifen, und hier ist die Rechnung einfach. Mehr Experten, mehr Meinungen, mehr Reibereien. So lange sich alle an die Regeln halten, sieht Bertling keine Probleme.

Ein Experte müsse "sachgerecht einordnen können" sagte er: "Empathie wäre immer Parteilichkeit und die darf ein Experte nicht haben."

Die Bayern könnten am Freitag (20.30 Uhr live bei DAZN und im AZ-Liveticker) mit einem Sieg vorläufig an die Tabellenspitze klettern, während Köln droht, weiter abzurutschen. Gesprächsstoff dürften die kommenden Spiele genug bieten.

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5 Kommentare
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  • Südstern7 am 27.11.2023 08:41 Uhr / Bewertung:

    "Die Argumente müssen im Vordergrund stehen", meint der Medienwissenschaftler.

    OK, dann schauen wir doch noch mal drauf, auf die Argumente der beiden Experten. Was sie schildern ist ihr Eindruck: Keine Weiterentwicklung, Zerwürfnis zwischen Trainer und Mannschaft. Da sehe ich keine Argumente, ich sehe da nur Geschwätz, denn wie die Mannschaft seit Wochen auftritt ganz anders: Schnelles Umschaltspiel - für Bayern ungewohnter Konterfußball, konzentrierte, kämpferische Leistung, strickt die Anweisungen des Trainers umsetzend. Was also soll das mit den "die Argumente müssen im Vordergrund stehen"? Diese sprechen für den Attackierten und gegen die beiden Dampfplauderer von Sky. Darf man dieses unausgegorene Geschwätz nicht mit Sarkasmus beantworten? Muss man tatsächlich jeden verzapften Mist ernst nehmen? Nein, muss man nicht. Der Lothar hat vor dem Sky-Mikrofon genau die Behandlung erfahren, die er verdient. Das war ein starker Auftritt. Basta.

  • am 24.11.2023 15:45 Uhr / Bewertung:

    Schwurbelexperte erklärt Experten.

  • Play Fair am 24.11.2023 14:43 Uhr / Bewertung:

    <- fortsetzung
    ich habe unter zahlreichen artikeln in den kommentaren aber grossteils meinungen gelesen, die dem narrativ der presse nahezu diametral entgegenstehen.
    ist also die meinung der fans auch teil der von den vereinen generierten "kommunikationswelten" oder der zitierten "scheinwelten"?
    oder sollte man die meinung der fans nicht eher zur beurteilung der sachlage in betracht ziehen, da sie im gegensatz zu presse keine kommerziellen interessen an "krawalligen" aussagen von experten haben, sondern sich ihre meinung bilden, frei nach dem was sie für gut und richtig erachten und was eben nicht?
    es geht hier immerhin um kritik an der presse und ihrem umgang (aufgrung eigener interessen) mit leuten, die in ihren jeweiligen bereichen prominent in der verantwortung stehen z.b. bundesliga-trainer.
    und es geht um moralische werte.
    ein von medien erwählter medienwissenschaftler soll das nun unvoreingenommen bewerten.

    meine frage: wie gehen die medien mit kritik um? !!!

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