Interview

"Bringen Spirit nicht auf den Platz": FC-Bayern-Star Leon Goretzka äußert sich in der AZ zur DFB-Krise

Leon Goretzka spricht im exklusiven AZ-Interview über die Krise der DFB-Elf, den Meisterkampf in der Bundesliga, FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Harry Kane: "Ein absoluter Vollprofi und Vollblutstürmer".
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"Gerade mit den eigenen Fans im Rücken kann bei der EM der Knoten platzen": Leon Goretzka.
"Gerade mit den eigenen Fans im Rücken kann bei der EM der Knoten platzen": Leon Goretzka. © imago

München - Nach den zwei frustrierenden Niederlagen mit der DFB-Elf spricht Leon Goretzka exklusiv in der Abendzeitung über die Krise der Nationalmannschaft, Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Zukunftspläne mit dem FC Bayern. Der 28-Jährige spielt seit 2018 beim Rekordmeister, 2020 wurde er Triple-Sieger. Für die deutsche Nationalmannschaft hat er bislang 57 Länderspiele bestritten (14 Tore).

AZ: Herr Goretzka, die deutsche Mannschaft hat in dieser Woche mit den Niederlagen gegen die Türkei und Österreich den ersten großen Rückschlag unter Bundestrainer Julian Nagelsmann erlitten, nachdem der gemeinsame Start auf der USA-Reise noch recht positiv war. Nun ist erstmal kein Länderspiel bis März. Was stimmt Sie aktuell optimistisch, dass Ihre Mannschaft eine gute Heim-EM erleben wird?
LEON GORETZKA: Aktuell überwiegt die Enttäuschung über die beiden Spiele. Wir können diese Fehler nicht wiedergutmachen, aber wir können daraus die richtigen Schlüsse ziehen und sie in Zukunft abstellen. Hier sind wir alle gefordert. Jeder auf seiner Position.

Goretzka über DFB-Krise: "Bingen Spirit nicht auf den Platz"

Sie kennen Julian Nagelsmann aus der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern genau. Wie sehen Sie bisher den gemeinsamen Weg bei der Nationalmannschaft, hat das Team schon Fortschritte gemacht?
Julian hat das Team erst vor wenigen Wochen übernommen. Er hat es in den Interviews nach dem Spiel gegen Österreich gut formuliert, indem er sagte, dass wir als Team im Training gut und akribisch arbeiten und harmonieren, aber dass wir diesen Spirit noch nicht auf den Platz bringen und nicht in Ergebnisse umwandeln.

"Gerade mit den eigenen Fans im Rücken kann bei der EM der Knoten platzen": Leon Goretzka.
"Gerade mit den eigenen Fans im Rücken kann bei der EM der Knoten platzen": Leon Goretzka. © imago

Gegen Österreich standen Sie in der Startelf, nachdem Sie zuvor in drei Länderspielen eingewechselt wurden. Wie bewerten Sie Ihre Rolle derzeit und den Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld generell?
Mein Ziel ist es, im Verein und in der Nationalmannschaft in den nächsten Monaten so zu überzeugen, dass der Bundestrainer nicht an mir vorbeikommt. Ich habe richtig Bock auf diese EM in Deutschland. Und deswegen ärgere ich mich sehr, dass wir die Anfangseuphorie der letzten Woche nicht mit in den Winter genommen haben.

"2006 hat auch keiner mit einem Sommermärchen gerechnet"

Am 2. Dezember wird die EM-Gruppenphase ausgelost. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier in Ihrer Karriere?
Es wird neben dem Gewinn der Champions League und dem Sextuple hoffentlich das Highlight meiner und unserer Karriere. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Wer sind die Topfavoriten bei der EM? Und wo ordnen Sie die deutsche Mannschaft aktuell ein?
Der Top-Favorit auf den Titel ist sicherlich Frankreich. Unser Ziel ist und bleibt der größtmögliche Erfolg. Gerade mit den eigenen Fans im Rücken kann bei der EM der Knoten platzen. 2006 hat, wenige Monate vor dem Turnier, keiner mit einem Sommermärchen gerechnet. Im Fußball wiederholen sich Geschichten, sagt man. Diesmal würde es uns alle unfassbar freuen. Aber wie gesagt: Vorher ist noch eine Menge zu tun.

Kommen wir zum FC Bayern: An diesem Freitag (20.30 Uhr) steht die Partie beim 1. FC Köln an, Tabellenführer Bayer Leverkusen spielt Samstag in Wolfsburg. Was macht Leverkusen in dieser Saison so stark? Ist Bayer der härteste Rivale im Kampf um die Meisterschale?
Bayer hat sich exzellent verstärkt, zudem können sie in Ruhe arbeiten. Neben Leipzig und Dortmund sind sie unser größter Konkurrent.

Erst Kritik, dann Lob! Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) ist mittlerweile wieder zufrieden mit der Leistung von Leon Goretzka.
Erst Kritik, dann Lob! Bayern-Trainer Thomas Tuchel (l.) ist mittlerweile wieder zufrieden mit der Leistung von Leon Goretzka. © imago/Sebastian Frej

"Der Trainer hat das gute Recht, Lob und Kritik zu äußern"

Ihr Vertrag beim FC Bayern läuft bis 2026, im Sommer wurde dennoch über Ihren vorzeitigen Abschied spekuliert. Hätten Sie sich in dieser Zeit vielleicht mehr Rückendeckung aus der Bayern-Führung gewünscht, nachdem Trainer Thomas Tuchel sich öffentlich kritisch über Ihre Leistungen in der Vorsaison geäußert hat? 
Der Trainer hat das gute Recht, Lob und Kritik zu äußern. Ich habe und hatte damit kein Problem und frühzeitig gesagt, dass ich mich beim FC Bayern wohlfühle und meinen Beitrag leisten möchte, dass wir erfolgreich spielen und Titel gewinnen.

2025 findet das Champions-League-Finale wieder in München statt, Präsident Herbert Hainer hat jüngst gesagt, dass der FC Bayern in diesem Endspiel dabei sein muss. Wie sehen Sie das? 
Dem Präsident möchte ich nicht widersprechen. (schmunzelt) Es muss unser Ziel sein, definitiv.

Wie sind die Chancen in der Champions League in dieser Saison?
Bislang haben wir in der Champions League einen tollen Lauf, der hoffentlich in Wembley im Finalstadion 2024 endet. Als FC Bayern haben wir gute Erfahrungen in Wembley gemacht. Und auch für Harry Kane würde ich mich sehr freuen.

"Auch ein Karriereende im Ruhrpott ist denkbar"

Was beeindruckt Sie am meisten an Kane?
Harry ist ein absoluter Vollprofi und Vollblutstürmer, der als Kapitän der englischen Mannschaft und mit seiner Erfahrung eine Führungsperson ist, wo immer er spielt. Es macht Spaß, mit ihm gemeinsam auf dem Rasen zu stehen.

Können Sie sich ein Karriereende bei Bayern vorstellen – oder gibt es den Traum von einem Abenteuer im Ausland?
Beides ist denkbar, auch ein Karriereende im Ruhrpott. Aber für die Beantwortung der Frage ist es noch viel, viel zu früh. Mein Fokus gilt zu eintausend Prozent den nächsten Monaten mit dem FC Bayern und der Heim-EM mit der Nationalmannschaft. Gemeinsam wollen wir mit den Fans den Bock umstoßen.

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3 Kommentare
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  • vistamar0907 am 24.11.2023 13:45 Uhr / Bewertung:

    Wer glaubt es gibt ein Sommermärchen, der glaubt auch noch ans Christkind
    Diese Gurkentruppe vliegt in der vorrunde schon raus. Ich bin bestimmt kein Pessimist, aber die sogenannten Stars sind selbstdarsteller und sonst nicht. Jeder ist bereits satt bis oben hin, deshalb auch keine Leistung.

  • Der Pipopax am 23.11.2023 21:11 Uhr / Bewertung:

    Gorretzka ist einer dieser Spieler, den man nur vermisst wenn er auf dem Platz ist.

  • Max Merkel am 24.11.2023 10:02 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Pipopax

    Richtig, da gibts noch mehr davon. Das ist das Problem der DFB Elf. Solange diese Spieler eingesetzt werden gibts keine Besserung. Scheinbar traut sich da kein Trainer ran.

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