EHC: "Wir brauchen’s voll in die Fresse!"

Der EHC Red Bull verliert daheim gegen Straubing und verspielt die direkte Play-off-Teilnahme. Pierre Pagé nennt das 0:2 „die perfekte Vorbereitung – jetzt wird sich zeigen, ob wir wirklich Boxer sind.“
Matthias Kerber |
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EHC-Str Yannic Seidenberg bekam im Spiel gegen Straubing (0:2) einiges ab.
Rauchensteiner/AK EHC-Str Yannic Seidenberg bekam im Spiel gegen Straubing (0:2) einiges ab.

Der EHC Red Bull verliert daheim gegen Straubing und verspielt die direkte Play-off-Teilnahme. Pierre Pagé nennt das 0:2 „die perfekte Vorbereitung – jetzt wird sich zeigen, ob wir wirklich Boxer sind.“

München - Viele Trainer flüchten sich gerade im schmerzhaften Moment der bitteren Niederlage in Floskeln, in nichtssagende Belanglosigkeit. Pierre Pagé, der Headcoach des EHC Red Bull München, strapaziert hingegen Analogien. Diesmal tauchte der 65-Jährige nach der Nichtleistung seiner Red Bulls bei der 0:2-Heimpleite gegen die Rumpftruppe der Straubing Tigers (die klammen Niederbayern hatten sich vor dem Spiel noch von Carsen Germyn, Kris Beech und Laurent Meunier getrennt, um Geld zu sparen) in die Box-Welt ab.

„Wir sind ein Team, das es irgendwie braucht, immer wieder voll einen in die Fresse zu kriegen. Wir neigen zur Selbstzufriedenheit, zur Selbstgefälligkeit, diese Volltreffer holen uns dann wieder auf den Boden der Tatsachen“, sagte Pagé, „es ist nicht das talentierteste Team, das den Titel holt, sondern die Mannschaft, die zu dem Talent die richtige Motivation mitbringt. Daher kann ich mich nur bei Straubings Coach Dan Ratushny für diesen Schlag in die Fresse bedanken. Das war die perfekte Vorbereitung auf die Playoffs.“

Durch die erneute Derby-Pleite kann der EHC, der am Freitag (19.30 Uhr) bei den Augsburger Panthern sein letztes Spiel der regulären Saison bestreitet, nicht mehr Platz sechs erreichen – und verpasst somit die direkte Qualifikation für die Playoffs. Nun müssen sie auf jeden Fall am Sonntag (14.30 Uhr) in eigener Halle ihr erstes Spiel in den Preplayoffs bestreiten. Der Gegner wird erst am Freitag feststehen. Möglich sind: Eisbären Berlin, ERC Ingolstadt oder Iserlohn Roosters.

Doch Pagé, einmal in die Welt der fliegende Fäuste assimiliert, wollte diese nicht so schnell wieder verlassen. „Wie gesagt, wir brauchen diese Schläge in die Fresse. Aber jetzt wird sich zeigen, ob wir wirklich Boxer sind. Zuschlagen, das kann jeder, das ist keine Kunst. Aber wer wirklich ein Boxer ist, das zeigt sich erst, wenn man mal ganz viel Schläge eingesteckt hat. Ist man dann immer noch bereit, zurückzukämpfen? Oder ist man ein gebrochener Mann und will gar nicht mehr kämpfen?“, fragt Pagé, „wer und was du bist, zeigt sich in dem Moment, in dem du am Boden warst. Stehst du dann wieder auf, findest tief in dir den Kämpfer, der sich wieder stellt, der nun wieder dem Gegner bedrängt, zusetzt und ausknockt?“

Pagé stellt die metaphorische Charakterfrage. Sind die EHCler nur Schönwetterboxer oder doch echte Kampfmaschinen? Der Coach packt seine Mannen auf jeden Fall an der Boxer-, pardon, an der Eishacklerehre. „Wir haben eine gute Mannschaft. Aber viele haben noch nichts erreicht, nichts gewonnen. Uli Maurer hat keinen Titel geholt, Jochen Reimer auch nicht. Danny Richmond hat nichts mehr gewonnen, seit er 19 ist. Yannic Seidenberg auch nichts, bei Felix Petermann ist es lange her, Andy Wozniewski? Der Deutschland-Cup, sonst nichts. Alex Barta? Meister als er 22 war, aber seit dem kein Titel“, zählt Pagé auf, „jetzt sind die Playoffs, jetzt geht es um den Titel, nichts ist schöner als Titel zu holen. Viele bei uns wissen das noch nicht, ich hoffe, sie lernen es kennen.“

Einer, der noch keinen Titel hat, sondern nur zwei Mal Vizemeister (2006 mit Nürnberg, 2010 mit Augsburg) war, will unbedingt mit dem EHC den Knockoutpunch setzen. „Ich werde alles dran setzen, dass wir noch den einen Schritt weitergehen, der Schritt, der mir noch verwehrt war.“ Uli Maurer, der Mann mit dem Herz eines Boxers.

 

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