Neureuther, der Aparillo Nummer 6
Lange hat Felix Neureuther das Tattoo verheimlicht, das Zeichen einer Bande ist. In der AZ erzählt sein Spezl Uli Maurer vom EHC, was es damit auf sich hat – und wie tief die Freundschaft ist.
Sotschi - Zwei Jahre lang lief der Neureuther Felix auch im Hochsommer nur mit langärmeligen T-Shirts rum. Kein Modespleen, keine Sonnenallergie, sondern eine Handlung in böswilliger Täuschungsabsicht: gegenüber seinen Eltern, den deutschen Ski-Heroen, der Mittermaier Rosi und dem Neureuther Christian. Denn Felix hatte eine Jugendsünde in weit fortgeschrittenen Flegeljahren begangen. Aus einem Urlaub in Miami im Jahre 2010 hatte der Garmischer sich ein Souvenir für die Ewigkeit mitgebracht – ein Tattoo. „Das wollte er mit den Shirts vor seinen Eltern verbergen“, amüsiert sich einer seiner besten Freunde, der Eishockey-Nationalspieler Uli Maurer vom EHC München.
Auch seinen linken Arm ziert das gleiche Heimlichtuer-Tattoo. „Aparillos“ steht da. „Das ist der Name unseres Stammtischs“, lüftet Maurer das Tintengeheimnis, „jeder hat sich noch seine Lieblingszahl drunterstechen lassen. Bei mir die Sieben, beim Felix die Sechs, Martl hat die 16.“
Martl ist der Buchwieser Martin, ein Eishockeynationalspieler, der lange beim EHC war, jetzt aber in Mannheim spielt. Aparillos heißt so viel wie „großer Kasten“, wird aber im spanischen Slang auch als Bezeichnung für das männliche Geschlechtsorgan missbraucht. „Keiner weiß genau, wie das entstanden ist, irgendwann waren wir die Aparillos“, sagt Maurer. Eigentlich schreibt man das aber mit Doppel-P. Maurer: „Das wusst’ ich gar nicht, da sieht man, was für unkonventionelle Freigeister wir sind“, sagt Maurer lachend, „wir lassen uns doch nicht vorschreiben, wie man was zu schreiben hat. Ist ja unser Stammtisch, kein Duden.“
Zu siebt waren sie nach Miami gefahren. Uli, Felix, Martl, der Kink Marcus, der Kink Schorsch, der Gödtel Thomas und Benedikt Burkhardt. „Ein legendärer Urlaub“, sagt Maurer, „eines Tages, als der Schorschi und ich beim Golfen waren, sind die anderen auf die Idee mit dem Tattoo gekommen. Da mit dem Schorschi und mir die vielleicht hintergründigsten Denker der Gruppe nicht anwesend waren, wurde das beschlossen.“
So sind sie jetzt also die tätowierten Aparillos. „Mei, ist halt ein Band der Freundschaft“, sagte Maurer. Das Band der Freundschaft, das verbindet Maurer und Neureuther seit der 7. Klasse. Felix hatte eine Ehrenrunde gedreht, kam in Maurers Klasse. „Er ist damals immer im Bayern-Shirt rumgelaufen, ich war Bayern-Fan, das hat gleich gepasst“, so Maurer, „aber es war ja klar, dass Felix in dem Jahr eine Ehrenrunde dreht, wo man ins Skilager fährt. Aber das Fahren mit uns war ihm zu langweilig, wir waren zu schlecht.“
Dafür hat sich der Felix beim Eishockey probiert. Nicht, weil es ihn interessiert hat, sondern weil der Felix sah, dass die Checker on Ice immer wieder vom Unterricht freigestellt wurden. „Sein Bewegungstalent ist unglaublich, den stellst auf die Kufen, lässt ihn ein paar Minuten allein und dann kann er es“, sagt Maurer, „aber mit dem Körperkontakt war das anfangs noch nicht so gut, da haben wir ihn etwas aufgestachelt.“ Derart, dass Neureu-ther ein Foul fürs Kuriositätenkabinett beging. „Er hat einen in Fußballermanier mit Blutgrätsche umgesenst. Das gab gleich eine Disziplinarstrafe für ihn.“
Im Sommer treffen sich Slalom-Vizeweltmeister Neureu-ther, der in Sotschi in Slalom und Riesenslalom startet, und Maurer, die auch 2013 gemeinsam im Mallorca-Urlaub waren, fast jeden Tag. Manchmal darf Neureuther dann mit auf die Parkbank, die sich Maurer und ein paar andere der Aparillos in den Garmischer Bergen (genauer Ort der Redaktion bekannt) gebaut haben.
„Wir sind da nauf, mit Brettern, Hammer, Bier und haben eine Sitzbank für unseren Stammtisch gebaut“, sagt der Garmischer Maurer, „bei der Platzwahl haben wir genau geschaut, dass man eine herrliche Aussicht auf Garmisch hat – und der Blick auf Partenkirchen von Bäumen verdeckt ist.“ Dass der Garmischer Neureuther für den Skiklub Partenkirchen fährt, kann „nur ein Freund verzeihen“, sagt Maurer, der noch eine Freundschaftserklärung Garmischer Art an Felix richtet. „Viele sagen, wir sind ein fieses Bergvolk, aber ich denke, wir haben das Herz am rechten Fleck. Der Felix ganz sicher. Er ist ein echter Freund.“
- Themen:
- Felix Neureuther