„Captain America“ bietet EHC-Coach Pierre Pagé die Stirn

Andy Wozniewski  im Interview: Der Kapitän des EHC Red Bull München über seine Beförderung, den Superheld-Namen und Streit mit dem Trainer.  
Matthias Kerber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Andy Wozniewski, der Kapitän des EHC Red Bull München.
Rauchensteiner/AK Andy Wozniewski, der Kapitän des EHC Red Bull München.

Andy Wozniewski  im Interview: Der Kapitän des EHC Red Bull München über seine Beförderung, den Superheld-Namen und Streit mit dem Trainer.

AZ: Herr Wozniewski, beim EHC Red Bull München dreht sich dieser Tage alles nur noch um ein Thema: Sechs!

ANDY WOZNIEWSKI: (lacht) Absolut, wir denken im Moment alle nur noch an sechs – Platz sechs. Wir wollen es unbedingt noch schaffen, diesen Platz zu erreichen und damit die direkte Qualifikation für die Playoffs schaffen. Das ist unser Ziel, dem wir jetzt alles unterordnen.

Aber irgendwie hat man das Gefühl: Egal was Sie tun, Sie kommen dem Platz einfach nicht näher.

Ein bisschen fühlt es sich so an. Wir haben zwar sieben der letzten acht Spiele gewonnen, groß aufgeschlossen haben wir nicht. Das ist ärgerlich.

Noch ärgerlicher ist es, wenn man bedenkt, wie viele Punkte der EHC zu Saisonbeginn fahrlässig abgegeben hat. Es wird einige Spiele geben, bei denen Sie viel dafür geben würden, wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten.

Darauf können Sie ein Vermögen wetten – und Sie würden dabei sicher nicht arm werden! (lacht) Wir haben uns in der Saison sicher selber irgendwo mal verloren, da hatten wir mehr mit uns als dem Gegner zu kämpfen. Da haben wir dann Spiele abgeliefert, da würden wir viel dafür geben, eine neue Chance zu kriegen. Wenn wir etwa gegen den Tabellenletzten Düsseldorf verlieren. Denn eines ist klar, wir sind das Team, gegen das niemand spielen will. Ich würde nicht gegen uns spielen wollen. Wenn wir einen Lauf haben, können wir alle überrollen. Wir sind ein bisschen wie ein trojanisches Pferd, keiner weiß genau, was bei uns drin ist und was dabei rauskommt. Wir haben viele Spiele durch individuelle Fehler verloren, wir hatten Fehler im System. Alle möglichen Fehler.

Haben Sie es sich ganz persönlich so schwer vorgestellt, als Sie vor einem knappen Jahr beim EHC unterschrieben?

Ganz klar: nein. Ich kannte einige der Namen und dachte mir, das ist eine starke Truppe. Das sind wir auch, aber die Gewöhnungsphase dauert eben doch länger als ich es bei all meinen Stationen bisher gewohnt war. 20 neue Spieler, neuer Trainer, neues System – das haben wir vielleicht alle etwas unterschätzt.

Auch bei Ihnen lief es am Anfang nicht rund, Sie machten sehr viele Fehler. Erst nach dem Deutschland-Cup, als Sie als Kapitän die USA zum Turniersieg geführt haben, hatte man das Gefühl, dass Sie in Fahrt kommen.

Ich würde Ihnen gerne widersprechen, kann es aber nicht. Für mich war der Deutschland-Cup sehr wichtig. Er hat mir geholfen. Dass danach unser Trainer auch das Vertrauen in mich hatte, mich zum Kapitän zu machen, hat das noch weiter verstärkt.

Plötzlich waren Sie Captain America bei den Teamkollegen – frei nach der amerikanischen Superheld-Comicfigur.

Es war mir klar, dass meine Teamkollegen sich die Chance nicht nehmen lassen würden, mir das Label aufzudrücken. Aber es gibt schlimmere Spitznamen! Ich empfinde es als Ehre, diesen Titel zu tragen. Jetzt muss ich nur noch zum Superhelden werden.

Trainer Pierre Pagé macht ja keinen Hehl daraus, dass es zwischenzeitlich richtig böses Blut zwischen ihm und dem Team gab. Als Kapitän werden Sie da sicher öfter in die Schusslinie geraten sein.

Ich sage es so: Schon bevor ich das C auf der Brust trug, habe ich mich als einer der älteren Spieler in einer Führungsrolle gesehen, das hat sich nach der Ernennung zum Kapitän verstärkt. Meine Aufgabe ist es natürlich, auch mal aufzustehen, mich vor die Mannschaft zu stellen – und die Stirn zu bieten. Das kann der Trainer sein, das können die Physios sein oder die Krafttrainer. Ein Kapitän muss für sein Team kämpfen und auch mal sagen: Bis hierher und nicht weiter. Mehr geht nicht. Es ist so, dass auch der Trainer und die Mannschaft sich erst aneinander gewöhnen mussten, das sagt Pagé auch selber. Das ist nicht immer leicht, aber wir haben uns im Laufe der Zeit immer besser aneinander gewöhnt. Ich hoffe, dass der Prozess abgeschlossen ist.

Sie hoffen?

Ich hoffe, ich denke es.

Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus? Werden Sie in München bleiben?

Mir und meiner Frau gefällt es hier, wir fühlen uns wohl. Und es ist auch sicher so, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt in meiner Karriere in Europa bleiben wollen. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.