Hetero im TV, aber eigentlich schwul: Was Rafi Rachek mit Ralf Schumacher verbindet
Ralf Schumacher war mit Cora Schumacher verheiratet und hat mit der Reality-TV-Darstellerin einen gemeinsamen Sohn. Bereits seit 2015 sind der ehemalige Rennfahrer und seine Ex-Partnerin geschieden. Eine neue Liebe hatte der Bruder von Michael Schumacher lange nicht mehr vorgestellt – bis jetzt. Am Sonntag machte der 49-Jährige öffentlich, dass er in einer Beziehung mit einem Mann und homosexuell sei.
Rafi Rachek: Das verbindet ihn mit Ralf Schumacher
Auch Reality-TV-Star Rafi Rachek ist in einen Mann verliebt und führt eine homosexuelle Beziehung. Mit Sam Dylan nimmt er im Herbst an der RTL-Show "Das Sommerhaus der Stars" teil. Rachek gab lange Zeit vor, wie Schumacher, hetero zu sein. Er nahm sogar bei der RTL-"Bachelorette" teil. Eine Junggesellin suchte in der TV-Show nach einer neuen Liebe. 2019 hatte Rafi Rachek dann sein Coming-out – ebenfalls mit enormer medialer Berichterstattung. Im Gespräch mit der AZ äußert er sich nun zu Ralf Schumachers Coming-out sowie zu seiner eigenen Vergangenheit.
Rafi Rachek verrät: "Fühlte sich im Inneren total falsch an"
AZ: Sie haben 2018 bei "Die Bachelorette" teilgenommen. Wie authentisch war es damals?
RAFI RACHEK: Die Teilnahme bei der Bachelorette fühlte sich tatsächlich im Inneren total falsch an. Ich habe das damals gemacht, weil ich mir immer noch nicht zu 100% eingestehen wollte, dass ich schwul bin. Ich wusste einfach, welche Konsequenzen es mit sich bringt, wenn man als Kurde und Yezide schwul ist, daher war es auch tatsächlich so etwas wie ein Alibi für mich. Denn wenn man bei einer heterosexuellen Kuppelshow mitmacht, da vermutet ja niemand, dass diese Person eigentlich homosexuell ist.
2019, bei "Bachelor in Paradise", haben Sie sich als homosexuell geoutet. Wie lange haben Sie mit dem Gedanken gespielt, den öffentlichen Rahmen zu wählen?
Es war so, dass ich mich damals vor Ort total schlecht und fehlplatziert gefühlt habe. Es war ein großer innerer Kampf mit mir selbst, ob ich es öffentlich mache oder nicht. Ich wusste aber auch, wenn ich es jetzt einmal im Fernsehen sage und dieses Coming-out durchziehe, brauche ich es nicht privat jeder einzelnen Person sagen und erklären, denn das fiel mir zum damaligen Zeitpunkt noch sehr schwer.
Reality-TV-Star erklärt: "Natürlich bin ich nicht stolz darauf"
Wie viele Menschen wussten vor dem öffentlichen Coming-out bereits Bescheid?
Es gab vielleicht drei oder vier Personen aus dem engen Umfeld, die Bescheid wussten.
Wie viele Beziehungen hatten Sie mit Frauen?
Ich hatte nur eine Beziehung zu einer Frau, da war ich aber auch erst 17 Jahre alt, also noch super jung und unreif und wir hatten danach nie wieder Kontakt.
Hatten Sie keine Alibi-Beziehungen?
Damals habe ich mich gar nicht getraut, Menschen in mein Geheimnis einzuweihen, daher habe ich auch nie Alibi-Beziehungen geführt.
Empfinden Sie Mitgefühl mit der Ex-Partnerin oder hegen Sie Schuldgefühle?
Ich glaube, dadurch, dass wir beide damals sehr jung waren, hielt sich ihr Herzschmerz Gott sei Dank in Grenzen. Natürlich bin ich nicht stolz darauf, aber ich war damals auch einfach nicht zu 100 Prozent mit mir im Reinen und bin ja selbst vor der Wahrheit geflüchtet und mir versucht einzureden, dass ich heterosexuell bin. Ich habe sie also keineswegs absichtlich verletzt oder ausgenutzt.
Rafi Rachek über Ralf Schumacher: "Sollten uns fragen, warum ein Coming-out noch nötig ist"
Wie befreit dürfte sich Ralf Schumacher nach seinem Coming-out fühlen?
Wir sollten uns eher fragen, warum ein Coming-out immer noch nötig ist und was wir als Gesellschaft tun können. Ralf Schumacher hat einfach seinen Partner gezeigt, den er liebt und damit ist wahrscheinlich eine große Last für ihn abgefallen, sich nicht mehr verstecken zu müssen und seine Beziehung öffentlich und in vollen Zügen genießen zu können. Um welches Geschlecht es sich handelt, ist doch völlig egal. Bei mir war der Moment als ich meine Sexualität öffentlich gemacht habe damals einfach ein riesiger Befreiungsschlag. Ich hatte keine Angst mehr, war nicht mehr unsicher, was die Sexualität betrifft, es war das Beste und schönste was mir in meinem Leben passieren konnte. Ich konnte endlich der Mensch sein, der ich bin. Ich wünsche mir, dass alle Menschen das irgendwann machen können und öffentlich zu ihrer Liebe stehen können, ohne Angst zu haben.
Rafi Rachek über sein Coming-out: "Bereue meine Entscheidung keine Sekunde"
Ralf Schumacher erfährt viel positives Feedback für sein Coming-out. War das bei Ihnen damals genauso?
Es gab zum Glück viel positives Feedback damals, was mich auch aufgefangen und mir wirklich gutgetan hat, da ich so eine Angst hatte. Natürlich gab es auch negative Kommentare und ja, ich habe auch Hassnachrichten bekommen, das ist aber leider ja heutzutage auch fast Normalität im Internet. Der größte Preis für meine Freiheit war tatsächlich, dass sich zwei meiner Brüder und mein damaliger bester Freund von mir abgewandt haben. Menschen, die mir natürlich sehr wichtig waren. Trotzdem bereue ich meine Entscheidung keine Sekunde, weil ich seitdem der Mensch sein kann, der ich wirklich bin und mein Leben genieße, ohne mich verstellen zu müssen.
Der Druck auf Cora Schumacher ist sehr hoch. Was geht in ihr vor?
Ich denke, was die familiären Angelegenheiten angeht, weiß auch tatsächlich nur die Familie Bescheid und das ist auch gut so. Sollte sich Cora irgendwann äußern wollen, wird sie das bestimmt tun und ansonsten können private Dinge ja auch einfach privat bleiben.
Rafi Rachek: "Sind leider noch nicht da, wo wir sein könnten"
Wie schätzen Sie die Lage der queeren Community heute ein? Muss man als Betroffener noch Angst vor einem Coming-out haben?
Ich glaube, dass es in Deutschland schon viel Toleranz gibt, aber da sind wir leider immer noch nicht da, wo wir sein könnten. Ich habe während der EM gemeinsam mit meinem Partner Sam ein Video gepostet, wo wir Deutschlandtrikots tragen und uns küssen. Das hat anscheinend so viele Menschen getriggert, dass die Kommentare teilweise wirklich unterirdisch waren. Das ist schon schade. Im Vergleich zu meinem Heimatland Syrien oder anderen Ländern sind wir natürlich in Deutschland schon sehr viel weiter, das sollte aber auch nicht unser Maßstab oder Anspruch sein. Bei einem Coming-out geht es auch um ein Sicherheitsgefühl für die Person selbst. Daher darf man unter den genannten Punkten auch noch vorsichtig sein und sollte sich einen eigenen Safe-Space durch vertraute Menschen in seinem Umfeld schaffen oder sich Hilfsangebote suchen, wenn man unsicher ist.
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