Tebartz-Effekt: Der Kirche rennen die Mitglieder weg

Der katholischen Kirche rennen die Mitglieder davon. Selten gab es eine solch gewaltige Austrittswelle wie jetzt nach der Affäre um die Verschwendungssucht von Bischof Tebartz-van Elst.
von  dpa/av
Die derzeitige Residenz des Bischofs Tebartz-van Elst - wegen seiner Verschwendungssucht geriet die katholische Kirche in Deutschland erneut in eine Krise. Ihr laufen die Mitglieder davon.
Die derzeitige Residenz des Bischofs Tebartz-van Elst - wegen seiner Verschwendungssucht geriet die katholische Kirche in Deutschland erneut in eine Krise. Ihr laufen die Mitglieder davon. © dpa

Der katholischen Kirche rennen die Mitglieder davon. Selten gab es eine solch gewaltige Austrittswelle wie jetzt nach der Affäre um die Verschwendungssucht von Bischof Tebartz-van Elst.

Berlin - Die Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat die Kirche nicht nur in eine tiefe Identitätskrise gestürzt, sondern hat auch dazu beigetragen, dass vielerorts die Kirchenaustritte nach oben geschnellt sind.

Mehr Menschen als üblich kehren der katholischen Kirche den Rücken. Aber auch die evangelische Kirche ist betroffen. Schon während der Affäre wurde aus dem Bistum Limburg bekannt, dass dort, wo sonst täglich vielleicht zwei Menschen aus der Kirche austreten, diese Zahl nun auf 50 pro Tag hochgeschnellt sind.

Tebartz-van Elst war in die Kritik geraten, weil er die Kosten für seine Bischofsresidenz nicht transparent gemacht hat: Von angekündigten fünf Millionen Euro für den Bau verschlang die Residenz über 30 Millionen Euro.

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Aus Rückmeldungen sei zu erfahren, dass die Affäre um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst der Anlass für Kirchenaustritte war, sagte der Sprecher des Bistums Trier, André Uzulis. Das Bistum erhalte Briefe und Anrufe, in denen Katholiken ihrem Unmut Luft machten. In Trier traten im Oktober 97 Menschen aus der Kirche aus, wobei das Standesamt nicht zwischen katholischer und evangelischer Konfession unterscheidet. Im September waren es lediglich 38.

In Köln hat sich die Zahl der Kirchenaustritte nach Angaben des Amtsgerichts von September auf Oktober mehr als verdoppelt und stieg auf 571. Auch die Zahl der Austritte aus der evangelischen Kirche stieg um knapp 80 Prozent auf 228.

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In Osnabrück und Bremen ging die Zahl der Kirchenaustritte im Oktober deutlich in die Höhe. In München gab es 1250 Austritte, im Vergleich zu 602 im September. In Regensburg verdreifachte sich die Zahl nahezu auf 147.

Tebartz-van Elst war in den vergangenen Wochen unter anderem wegen Verschwendung beim Bau seines neuen Amtssitzes in die Kritik geraten. Auf Geheiß des Papstes verbringt er eine Auszeit in einem Kloster.

Papst Franziskus kündigte  vor einigen Tagen an, eine weltweite Befragung der Gläubigen durchzuführen. Er will sich über ihr Leben in den Gemeinden ein Bild machen. Die AZ hat den Fragebogen schon vorliegen.

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