Ausgeben ist seliger als einnehmen
Zahlen regieren im Moment die Kirchenwelt in Deutschland. Zahlen, die mit Empörung zusammen hängen, denn der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat sich für fast 40Millionen Euro einen Luxus-Palast hinter seinen Dom bauen lassen. Gläubige fragen sich nun zu Recht: Sind das meine Kirchensteuern, mit denen er seine Badewanne finanziert hat? Tebartz-van Elst sagt, er habe seinen Protz-Bau aus den Erlösen der Pfründe des Bistums finanziert.
Nicht zuletzt darum legen mittlerweile immer mehr Bistümer ihre Vermögen offen. Man will so viel Transparenz wie möglich zeigen.
Auch das Erzbistum München und Freising berichtet bereitwillig über sein Vermögen. Die Bilanzsumme des erzbischöflichen Stuhls belief sich Ende 2012 auf 27,6 Millionen Euro (AZ berichtete). Der Haushalt der Erzdiözese beläuft sich 2013 auf einen Gesamtwert von rund 664 Millionen Euro – 474 Millionen Euro davon sind Einnahmen durch Kirchensteuern.
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Die Debatte um Bilanzsummen, Haushalt, Kirchensteuern und das Millionenvermögen der Bistümer wirft die Frage auf, ob die Kirche mit ihrem Geld nicht besser sozialen Einrichtungen unter die Arme greifen sollte – angeblich ist die Kirchensteuer dafür ja gedacht.
Deswegen hat sich die AZ einmal genauer den Haushalt im Bezug auf die Ausgaben für soziale Dienste des Erzbistum München und Freising angesehen:
Kindertageseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft:
Rund 15 Millionen Euro zahlt die Erzdiözese für Kindertagesstätten, die sie selbst trägt. Die öffentlichen Zuschüsse betragen dabei fast 9 Millionen Euro. „Ohne den großen Betrag, den hier die Kirche übernimmt, wären unsere Kindertagesstätten nicht tragbar“, sagt Christoph Kappes vom Ordinariat der Erzdiözese.
Bauaufwendungen für Kindertageseinrichtungen:
Allein für Baumaßnahmen und Renovierungen in den eigenen Kindertageseinrichtungen zahlt das Erzbistum 7,5 Millionen Euro, hinzu kommen 1,7 Millionen Euro Zuschüsse von öffentlicher Hand.
Bildung:
Für die Schul- und Erwachsenenbildung gibt die Erzdiözese jährlich 177 Millionen Euro aus. Vom Freistaat wird die Kirche dabei insofern unterstützt, als dass in kirchlicher Trägerschaft stehende Schulen nach dem selben Schlüssel unterstützt werden wie alle anderen Privatschulen. „Jährlich gibt das Land Bayern dafür rund eine Milliarde Euro aus“, sagt Ludwig Unger, Sprecher des Kultusministeriums.
Das klingt nach viel, muss aber auch so sein, denn der Staat muss die notwendigen Kosten, die anfallen, wenn Schulen nach den Standards, die die Schulpflicht fordert, decken. Wie viel dies im Einzelnen für die Schulen der Erzdiözese sind, konnte Unger nicht sagen. Auch seitens der Erzdiözese war nur eine ungefähre Zahl der Aufwendungen durch den Freistaat zu bekommen: rund 80 Millionen Euro.
In denen sind auch die Zuzahlungen für Kindertageseinrichtungen und Bauvorhaben enthalten. Rund 11 Millionen Schulgeld und Tagesheimeinnahmen hat die Erzdiözese, mit denen sie die laufenden Mehrkosten der Einrichtungen zahlt.
Bauaufwendungen für Schulen:
Sechs Millionen gibt die Erzdiözese für Baumaßnahmen an ihren Schulen aus – laut Haushaltsbericht 2013 ohne jegliche öffentliche Zuschüsse.
Religionslehrer und Geistliche, Angestellt von der Erzdiözese:
28 Millionen bekommt das Erzbistum vom Freistaat zur Finanzierung von Geistlichen und Lehrern, die Religion an Schulen in kirchlicher Trägerschaft, aber auch an staatlichen Schulen unterrichten.
Soziale Einrichtungen der Caritas:
Mit rund 34 Millionen Euro unterstützt die Kirche den Diözesan-Caritasverband und seine katholischen Sozialverbände, 21 Millionen allein bekommt der Spitzenverband der Caritas, wie Sprecherin Adelheid Utters-Adam erklärt. Der größte Wohlfahrtsverband in Oberbayern finanziert sich unter anderem mit diesen Millionen.
Der Gesamtetat des Haushalts aber ist um einiges höher als der Zuschuss der Erzdiözese, denn der beläuft sich auf 338 Millionen Euro. Damit zahlt die Caritas ihre 7000 Mitarbeiter sowie die 350 sozialen Einrichtungen.
„Der Caritasverband versucht, von der Geburt bis zur Hospiz- und Palliativpflege für die Menschen da zu sein“, sagt Utters-Adam. Finanziell, sagt sie, schafft die Caritas das in vielen Bereichen gut. „Wir können uns im Alten- und Pflegebereich und auch im Bereich der Kindertagesstätten gut refinanzieren.“ B
ei Kindertagesstätten besteht die Finanzierung aus einem „Drittelschlüssel“, wie sie sagt. Ein Drittel jeweils kommen von Träger, Staat und Kommunen. „Es wäre ein Trugschluss zu sagen, wir könnten unsere Kindertagesstätten allein durch die staatlichen Zuschüsse finanzieren. Ohne die Kirchensteuereinnahmen könnten wir die nicht tragen.“ Allerdings zahlt der Träger einen so großen Batzen, weil die Caritas ein großer Trägerverein ist. „Bei kleineren privaten Trägern zahlt der Staat manchmal bis zu 100 Prozent zu – wir aber sind eben nicht so klein und darum auf die Kirchensteuern angewiesen“, sagt Utters-Adam. Ähnlich, nur viel komplizierter finanzieren sich die anderen Einrichtungen der Caritas.
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