Was Papst Franziskus von den Menschen wissen will
Empfängnisverhütung, Scheidung, Homo-Ehe, Sexualität - der Papst fragt alle Gläubigen und will wissen, was sie zu diesen Themen denken. Wir haben die Fragen.
Rom - Das gab‘s noch nie. Papst Franziskus hat einen Fragebogen verschickt und der hält die katholische Welt in Atem. Der Heilige Vater in Rom will herausfinden, wie die Menschen leben und was sie denken. Vor allem ihre persönliche Meinung zu Familie, Ehe und Sexualität interessiert ihn. Die Bischöfe sollen die Fragen jetzt in den Kirchengemeinden zur Debatte stellen. Dabei geht’s auch um heikle Themen, wie gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Ehe ohne Trauschein, wiederverheiratete Geschiedene und die Pille.
Hier eine Auswahl der Fragen - zum Teil im Wortlaut, zum Teil mit Anmerkungen zum Verständnis
Ist die Ehe ein Naturrecht?
Die Ehe wird in der katholischen Kirche aus dem Naturrecht heraus verstanden: von der Natur vorgegeben sind eine Ehe zwischen Mann und Frau.
1) Hat der Begriff des "Naturrechts" noch einen Raum in der Kultur heute?
2) Wird die Ehe grundsätzlich als einzige Verbindung zwischen Mann und Frau von Seiten der Gläubigen akzeptiert?
3) Wie soll man die pastoralen Herausforderungen annehmen, die sich ergeben, wenn nicht praktizierende oder sich als unläubig bezeichnende Getaufte die Feier der Eheschließung erbitten?
Wie soll mit wiederverheitatet Geschiedenen umgegangen werden?
1) Gibt es faktische Lebensgemeinschaften ohne religiöse oder zivile Anerkennung? Gibt es dazu verlässliche statistische Daten?
2) Stellen die getrennt Lebenden und die wiederverheirateten Geschiedenen eine wichtige pastorale Realität in der Ortskirche dar? Welchen Prozentsatz machen sie schätzungsweise aus?
3) Wie leben die Getauften ihre irreguläre Situation? Sind sie sich dessen bewusst? Zeigen sie sich gleichgültig? Fühlen sie sich ausgegrenzt und leiden an der Unmöglichkeit, die Sakramente zu empfangen?
4) Welche Anfragen gibt es von Seiten der wiederverheirateten Geschiedenen an die Kirche in Bezug auf die Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung?
Wie soll die Kirche mit gleichgeschlechtlichen Ehen umgehen?
1) Gibt es in Ihrem Land eine zivile Gesetzgebung, die Verbindungen von Personen desselben Geschlechts anerkennt und damit in etwa der Ehe gleichstellt?
2) Was ist die Haltung der Teilkirchen und Ortskirchen sowohl gegenüber dem Staat, der die zivilen Verbindungen zwischen Personen desselben Geschlechts fördert, als auch gegenüber den von dieser Art von Verbindungen betroffenen Personen?
3) Welche Aufmerksamkeit von Seiten der Kirche ist möglich gegenüber Menschen, die sich für derartige Lebensgemeinschaften entschieden haben?
Können Wiederverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare ihre Kinder christlich erziehen?
1) Wie hoch ist der geschätzte Prozentsatz der Kinder und Heranwachsenden im Vergleich zu den in regulären Familien geborenen und aufgewachsenen Kindern?
2) Mit welcher Haltung wenden sich die Eltern an die Kirche? Um was bitten sie? Nur um die Sakramente oder auch um den Religionsunterricht im Allgemeinen?
3) Wie kommen die Teilkirchen dem Wunsch dieser Eltern nach, ihren Kindern eine christliche Erziehung zu bieten?
4) Wie läuft in diesen Fällen die sakramentale Praxis ab: die Vorbereitung, die Spendung der Sakramente und die Begleitung?
Welche Rolle spielt Glauben noch in der Familie (Evangelisierung)?
1) Welche Erfahrungen wurden in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die Ehevorbereitung gemacht? Auf welche Weise hat man sich bemüht, dem Evangelisierungsauftrag der Eheleute und der Familie Impulse zu geben?
2) Ist es gelungen, für die Familie Gebetsformen vorzuschlagen, die in der Komplexität des heutigen Lebens und der aktuellen Kultur Bestand haben?
3) Haben die Familien in der aktuellen Situation des Generationenkonflikts verstanden, ihre Berufung zur Weitergabe des Glaubens umzusetzen?
4) Welchen besonderen Beitrag haben Ehepaare und Familien leisten können, um zur Verbreitung einer heute glaubwürdigen ganzheitlichen Sicht von Ehe und Familie beizutragen?
Wer kennt die Bibel noch?
1) Wie steht es um die Kenntnis der Lehren der Bibel und der Neuerungen seit dem 2. Vatikanischen Konzil?
2) Wie werden Gläubige zum Familienleben nach der Kirche herangebildet?
3) Wird die Lehre der Kirche angenommen? Zeigen sich Schwierigkeiten bei der Umsetzung in die Praxis?
4) Welche kulturellen Faktoren behindern die volle Annahme der Lehre der Kirche über die Familie?
Wie kann man die Geburtenrate fördern (Verständnis von Verhütung/Pille)?
1) Wissen die Gläubigen über das kirchliche Verständnis von verantwortlicher Elternschaft Bescheid (Enzyklika Humanae Vitae, auch Pillenenzyklika genannt)? Welches Bewusstsein gibt es von der moralischen Bewertung der unterschiedlichen Methoden der Geburtenregelung?
2) Wird diese Morallehre akzeptiert? Welches sind die problematischsten Aspekte, die die Akzeptanz bei der großen Mehrheit der Ehepaare erschweren?
3) Welche natürlichen Methoden werden von Seiten der Teilkirchen gefördert, um den Ehepaaren zu helfen, die Lehre von Humanae Vitae umzusetzen?
4) Welche Gegensätze fallen zwischen der Lehre der Kirche und der weltlichen Erziehung in diesem Bereich auf?
6) Wie kann man eine mehr für die Nachkommenschaft offene Mentalität fördern? Wie kann man einen Anstieg der Geburtenrate fördern?
Wie wirkt sich die Glaubenskrise aufs Familienleben aus?
1) Jesus Christus offenbart das Geheimnis und die Berufung des Menschen: Ist die Familie ein privilegierter Ort, damit dies geschieht?
2) Welche kritischen Situationen der Familie in der heutigen Welt können zu einem Hindernis für die Begegnung des Einzelnen mit Jesus Christus werden?
3) In welchem Maß wirken sich die Glaubenskrisen, die die Einzelnen durchmachen können, auf das Familienleben aus?
Gibt es andere Herausforderungen und Vorschläge hinsichtlich der in diesem Fragebogen behandelten Themen, die nach Meinung der Befragten dringlich oder nützlich sein mögen?
- Themen:
- Ehe
- Katholische Kirche
- Päpste