Ex-CSU-Chef über Hubert Aiwanger: "Man hätte ihn aus der Regierung werfen sollen"

Der ehemalige CSU-Vorsitzende Erwin Huber hat das Verhalten des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gegenüber den Grünen scharf kritisiert und rät ihm die bayerische Politik zu verlassen.
von  Maja Aralica
Ex-CSU-Chef Erwin Huber
Ex-CSU-Chef Erwin Huber © dpa

München – Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder fällt immer gerne auf. Seien es seine zahlreichen Instagram-Posts oder seine lautstarke Kritik an den Grünen. Jetzt kritisiert ihn einer seiner Vorgänger im "Spiegel"-Interview für dieses Verhalten und  rät ihm davon ab, in Bayern zu bleiben.

Erwin Huber nennt Markus Söders Verhalten "übertrieben"

Erwin Huber, der von September 2007 bis Oktober 2008 das Amt des CSU-Vorsitzes bekleidet hat, bezeichnet Söders Umgang mit den Grünen im Gespräch mit dem "Spiegel" als "übertrieben". Gleiches gelte "für seinen Vergleich einer grünen Ministerin mit Margot Honecker". Das sei "eine Grenzüberschreitung". Wenn ein solches Verhalten "von Amtsträgern kommt, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass dieses schlechte Beispiel Schule macht", so Huber über die allgemein schlechte Stimmung gegenüber den Grünen.

Erwin Huber: "Eine Absage an eine Koalition mit den Grünen ist strategisch kurzsichtig"

Zuletzt hatte Söder deutlich gemacht, dass eine Grün-Schwarze Koalition für ihn unter keinen Umständen in Frage käme. Auch das sieht der ehemalige CSU-Vorsitzende kritisch: "Die kategorische Absage an eine Koalition mit den Grünen ist strategisch kurzsichtig. Die CDU scheint das mittlerweile zu begreifen, wir in der CSU noch nicht." Die "Gemeinsamkeit der Demokraten" müsse "praktiziert" werden, so Huber. Die CDU würde dies "bereits seit Jahren" machen, "indem sie etwa hier und da mit den Grünen koaliert". 

Erwin Huber über Markus Söder: "Er sollte in die Bundespolitik wechseln"

Friedrich Merz' Kanzler Ambitionen hält Huber für vernünftig. Er würde "ein guter Kanzler werden". Auch zu Markus Söders politischer Zukunft äußert er sich mit einem klaren Rat: "Er sollte in die Bundespolitik wechseln." Die CSU sei durch das neue Wahlrecht "existenziell bedroht", so Huber. "Und in solch einer Situation muss der Beste, den wir haben, nach vorne. Es ist eine historische, ja heilige Pflicht für den CSU-Vorsitzenden, in der Gefahr an der Spitze des Heeres in die Schlacht zu ziehen."

Erwin Huber: "Markus Söder ist kein Versöhnertyp"

Söder hatte zuletzt mehrfach betont, dass sein Platz in Bayern sei. Diese Einstellung hält der ehemalige CSU-Vorsitz für falsch: "Nach der Wahl feige zu sagen, der Sessel in München ist bequemer als die harten Bänke in Berlin, das ist keine Option. Söders Wechsel in die Bundespolitik ist ja auch für die Union insgesamt sehr wichtig." Die Union müsse sich darauf fokussieren, "deutlich über 35 Prozent zu kommen, um dann mit der FDP oder den Grünen regieren zu können." Huber fügt hinzu: "Söders Wechsel nach Berlin ist übrigens seine einzige Chance, doch noch Kanzlerkandidat zu werden. Er könnte sich neben einem Kanzler Merz in einer Schlüsselrolle profilieren" und somit Merz' Nachfolger werden. 

Als möglichen Bundespräsidenten sieht Huber den CSU-Chef nicht: "Wir brauchen jemanden, der die Gesellschaft wieder zusammenführt. Markus Söder ist ein hochtalentierter Politiker, aber er ist kein Versöhnertyp. Die Unionsparteien wären besser beraten, ihn in der aktiven Tagespolitik zu halten. Dort hat er seine Stärken." 

Erwin Huber über Hubert Aiwanger: "Man hätte ihn aus der Regierung werfen sollen"

Von Söders Vize hält der ehemalige CSU-Chef wenig: "Der Hubert Aiwanger setzt auf Kulturkampf, zieht durch die Bierzelte und erzählt, die EU wolle den Leuten Insekten ins Essen mischen. Überhaupt ist die Fixierung auf Bierzelte problematisch." Huber hält es "für falsch, das Bierzelt zum Maßstab der Eignung eines Politikers für Staatsämter zu machen." Aiwanger nach der Flugblatt-Affäre "aus der Regierung hinauszuwerfen [...] hätte den Freien Wählern noch mehr Auftrieb gegeben. Seit der Wahl aber gibt es eine stärkere Abgrenzung, wir sehen die Freien Wähler heute kritischer als vorher", so Huber. 

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