Zaun an Eisbachwelle in München: Bürgermeisterin Dietl kritisiert "Alleingang"

Der Zaun an der Dianabadschwelle ist versetzt worden, die Münchner Surfer-Community protestiert. Was die Bayerische Schlösserverwaltung, Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl und die CSU-Stadtratsfraktion jetzt sagen.
Guido Verstegen
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Nach dem Umbau des Zaunes durch die Anwohner ist es für die Surfer noch schwieriger und noch gefährlicher, den "Absprungpunkt" zu erreichen.
Nach dem Umbau des Zaunes durch die Anwohner ist es für die Surfer noch schwieriger und noch gefährlicher, den "Absprungpunkt" zu erreichen. © Sigi Müller

München - Die Diskussion um den Zaun am Einsprung in die Eisbachwelle E2 (AZ berichtete) ebbt nicht ab – und der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) laufen die Mitglieder nur so zu. Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl bemüht sich um einen Austausch auf mehreren Ebenen, die CSU-Fraktion reicht einen Antrag im Stadtrat ein.

Interessengemeinschaft Surfen in München verzeichnet Mitglieder-Zuwachs

"Allein in den ersten 24 Stunden nach der Veröffentlichung der News auf unserer Website haben sich 16 Leute angemeldet. Und das mitten im Winter", sagt der 1. Vorsitzende Franz Fasel der AZ.  Der 36-Jährige freut sich, dass so viele Menschen "einfach nur helfen wollen". Mehr als 800 Mitglieder sind der Community angeschlossen.

Über eine Online-Petition setzen sich bereits knapp 2300 Unterstützer (Stand 6. Februar, 6 Uhr) dafür ein, dass der Zaun an der Dianabadschwelle entfernt wird, um die Münchner Surf-Kultur zu retten.

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Unklar war zuletzt, ob die anrainenden Eigentümer/Anwohner den Zaun jetzt in Teilen auf dem Grund der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung (BSV) angebracht haben. Ein Sprecher teilte auf AZ-Anfrage mit, dass das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung München den "Verlauf der Grenze" fachkundig überprüft habe und die versetzten Elemente demnach nicht in das BSV-Grundstück hineinreichten: "Ein Grenzüberbau auf staatlichen Grund ist somit nicht erfolgt."

Der Zaun an der Westseite der E2-Welle wurde bereits vor mehr als zehn Jahren errichtet, bestätigte der Sprecher der AZ, dies vor allem deshalb, "um speziell an der Dianabadschwelle das Gefahrenpotenzial durch das Zusammentreffen von Schwimmern und Surfern möglichst zu verringern".

Im Zuge der Maßnahmen wurden damals Warnschilder und Haltegeländer angebracht. Auch die Sicherungsleine quer zum Eisbach gibt es seitdem.

Evelyne Menges sammelte schon vor über 20 Jahren Unterschriften für Eisbach-Surfer

Klar ist: Die Surfer sind am Eisbach nur geduldet, ihre Aufsehen erregenden sportlichen Aktivitäten eigentlich verboten. Das ist auch CSU-Stadträtin Evelyne Menges bewusst.

Sie habe sich bereits vor über 20 Jahren gemeinsam mit ihrem Parteikollegen Otmar Bernhard – ehemaliger Landtagsabgeordneter und von 2007 bis 2008 auch Staatsminister für Umwelt, Verbraucherschutz und Gesundheit – für die Surfer auf der großen Eisbachwelle an der Prinzregentenstraße eingesetzt.

Zaun an der Dianabadschwelle versetzt: CSU-Fraktion reicht Antrag im Stadtrat ein

Über 60.000 Unterschriften seien bei der Aktion damals zusammengekommen und Surfen auf dem Eisbach schließlich geduldet worden. "Surfen gehört zu München wie der Biergarten", sagt Evelyne Menges der AZ: "Und was wir damals geschafft haben, schaffen wir auch diesmal."

CSU: Stadt soll sich "gegebenenfalls an etwaigen Kosten beteiligen"

Gemeinsam mit ihren Parteikollegen Hans Theiss und Ulrike Grimm unterzeichnete sie einen Antrag, in der die CSU-Stadtratsfraktion Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auffordert, sich für die Landeshauptstadt der Sache anzunehmen.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Evelyne Menges ist seit 1996 CSU-Stadträtin.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Evelyne Menges ist seit 1996 CSU-Stadträtin. © CSU-Stadtratsfraktion

Der Umbau des Zaunes durch die Anwohner habe die Begehbarkeit für die Surfer so eingeschränkt, dass ein Erreichen des "Absprungpunktes" nur noch schwer möglich sei.

"Die Stadtverwaltung wird beauftragt, auf die Wohneigentümergemeinschaft zuzugehen und zu verhandeln, damit der Zaun am Eisbach wieder auf einen sinnvollen Abstand zurückgebaut wird", heißt es in dem Antrag, der der AZ vorliegt. Dieses Unterfangen möge die Stadt "gegebenenfalls auch durch einen finanziellen Anreiz fördern". 

Komme man auf diesem Wege nicht weiter, solle man sich mit der Schlösser- und Seenverwaltung beraten, wie man einen sicheren Zugang über das Grundstück des Freistaates für die Surfer schaffen könne. Auch hier solle sich die Stadt "gegebenenfalls an etwaigen Kosten beteiligen".

Stellt sich die Frage, inwiefern sich die BSV dabei bewegt, schließlich nimmt sie die Sicherheit ihrer Besucher sehr ernst, wie der Sprecher betont: "Das Baden und Surfen ist im gesamten Bereich des Englischen Gartens aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Bereits beim Schwimmen im Eisbach droht Lebensgefahr, da es sich um ein besonders reißendes Gewässer mit mehreren Schwellen, unkalkulierbaren Unterströmungen und kleinen Wasserfällen handelt, bei denen auch gute Schwimmer unter Wasser gezogen werden können."

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Franz Fasel: Der Zaun am Grundstücks in der Oettingenstraße hat eine Vorgeschichte

Der IGSM-Vorsitzende Franz Fasel hat seine Bedenken, dass sich da etwas tut, schließlich seien die Surfer ja genau deshalb auch auf die andere Seite ausgewichen, weil auf der Westseite "alles komplett verbaut worden ist und eigentlich nur geübte Surfer von ganz weit hinten rein können".

Auch der Zaun gegenüber beim Garten des Grundstücks in der Oettingenstraße mit seinen privaten Eigentümern habe seine Vorgeschichte, erzählt Fasel der AZ. Das sei "alles historisch gewachsen", erst habe es einen 60 Zentimeter hohen einfachen Maschendrahtzaun gegeben, der später gegen einen deutlich robusteren Stahlzaun ausgetauscht wurde. Der sei jetzt zu guter Letzt auch noch versetzt worden. 

Verena Dietl kritisiert "den Alleingang der Eigentümergemeinschaft"

Die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) steht mit der IGSM bereits in Kontakt, bestätigt sie der AZ. Die Stadt habe allerdings "keine direkte Einflussmöglichkeit", da die Versetzung des Zauns durch die privaten Eigentümer des angrenzenden Grundstücks veranlasst worden seien.

Die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).
Die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). © Erol Gurian

Nichtsdestotrotz will sich die Sport-Bürgermeisterin einbringen, damit sich eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung findet. "Aus sportlicher Sicht finde ich den Alleingang der Eigentümergemeinschaft nicht gut, auch da die IGSM als Sprachrohr der Münchner Surfer-Community meines Wissens nach zahlreiche Vorschläge für eine Zusammenarbeit unterbreitet hat", betont sie.

Sie unterstütze die Münchner Surfer seit Jahren, und je mehr Wellen München habe, desto besser, findet Verena Dietl. Sie sucht jetzt auch das Gespräch mit den Eigentümern des Ufergrundstückes: "Hier gibt es bereits Austausche und laufen die Vorbereitungen."

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40 Kommentare
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  • Motzi am 10.02.2025 07:13 Uhr / Bewertung:

    Die Eigentümer schützen ihr Eigentum vor unberechtigten Betreten. Die Duldung des vorherigen Zustandes wurde von den Surfern mit Unrat hinterlassen, Lärm, Licht und Partys ausgenutzt. Da müssen sie sich nicht wundern, wenn die Eigentümer den Zutritt durch einen Zaun unterbinden. Und wo steht denn in Art 14 Grundgesetz, dass man Surfer auf sein Grundstück lassen muss?

  • HiggsBoson am 09.02.2025 12:45 Uhr / Bewertung:

    Je mehr ich den Kommentaren folge, desto besser verstehe ich die Anwohner. Vorschlag: weiter unten. Z.b. nähe Mittlerer Ring, Kraftwerk eine/mehrere eigene Wellen bauen, 20Eur Eintritt zur Finanzierung, alles notwendige zur Sicherheit umsetzen und schon ist dieser Sport legal und ohne Probleme sogar mit Licht und Beschallung ggf sogar kleiner Imbiss umzusetzen. Allen wäre geholfen.

  • Tonio am 06.02.2025 15:18 Uhr / Bewertung:

    Am besten den Zaun auf der gegenüberliegenden Seite - also zum Englischen Garten hin - abbauen. Das könnte die Parkverwaltung sofort veranlassen. Dann könnten die Surfer so wie früher bequem aufs Brett steigen und die Auseinandersetzung mit den Grundstückseigentümern wäre sofort vom Tisch. 🙂

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