Haar: Identität von verwester Frauenleiche in Tonne geklärt - Rentner in Haft
Haar - Der mysteriöse Fund einer verwesten Frauenleiche in einer Mülltonne auf dem Gelände der Bezirksklinik in Haar vom vergangenen Donnerstag ist so gut wie aufgeklärt. Es handelt sich um eine 62-jährige Rentnerin aus München, die seit Juli 2021 als vermisst galt. Ein früherer Freund soll sie erstochen und die Leiche über Monate hinweg versteckt haben. Der 72-Jährige, ein psychisch auffälliger Sexualstraftäter, sitzt in der JVA Stadelheim in U-Haft.
Die Tote könnte wochen-, vielleicht sogar monatelang auf dem Klinikgelände in einer Mülltonne versteckt gewesen sein. Die Leiche war in Plastiktüten und in ein Bettlaken gewickelt. Damit kein Verwesungsgeruch nach außen dringen konnte, dürfte die Tonne vermutlich abgedichtet gewesen sein. Am Donnerstagabend versuchte der 75-jährige Rentner offensichtlich, die verräterische Leiche in der Mülltonne zu beseitigen.
Haar: Zeuge glaubt Leiche zu erkennen
Doch sein Plan ging gründlich schief. Die Tonne kippt vor dem Kellereingang eines Wohn- und Bürokomplexes auf dem Gelände des Isar-Amper-Klinikums um. Ein Mann, der abends einen Spaziergang unternimmt, wird zufällig Zeuge.
"Der 75-Jährige hat den Spaziergänger angesprochen, er möge ihm doch helfen, den herausgefallen Inhalt wieder hineinzubefördern und die Tonne aufzurichten", sagt Stephan Beer, Chef der Mordkommission. Dabei fällt der Blick des Zeugen auf ein eingepacktes Bündel. Die Silhouette erinnert ihn sofort an einen Menschen. Er ahnt, dass es sich um eine Leiche handelt.
Der Mann bekommt es mit der Angst zu tun. Mit einer harmlos klingenden Ausrede verabschiedet er sich von dem 75-Jährigen und versucht, möglichst schnell wegzukommen. Die unheimliche Szene wird von einem weiteren Zeugen beobachtet. Der verständigt schließlich um 20.40 Uhr die Polizei.
Ein Geruch nach Tod und Verwesung liegt in der Luft in Haar
Als eine Streife wenig später auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses Haar eintrifft, fällt den Beamten sofort der durchdringende Leichengeruch auf, der noch immer in der Luft hängt.
Doch die gemeldete verdächtige Person ist verschwunden, ebenso die ominöse Mülltonne und auch von einer Leiche fehlt jede Spur. Als die Polizisten sich umsehen, finden sie im Keller des Wohn-und Bürogebäudes die Tonne samt der darin liegenden eingepackten Leiche.
Ein Verdächtiger hält sich ebenfalls in dem Keller auf, doch der 75-Jährige gibt sich zunächst völlig ahnungslos, behauptet er habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.
Verdächtiger aus Haar ist polizeibekannt
Tatsächlich ist der Mann wegen mehrere Sexualstraftaten seit Jahren polizeibekannt. Er lebt deshalb auch in einer betreuten Wohngemeinschaft auf dem Gelände der Klinik, er ist wegen psychischer Auffälligkeiten seit Jahren in therapeutischer Behandlung.
Doch zunächst deutet nichts darauf hin, dass er der Täter sein könnte. Der 75-Jährige verschweigt gegenüber den Mordermittlern, dass er die Tote aus der Tonne kennt. Beide waren vor Jahren sogar ein Paar gewesen. Allerdings hatten sie nie zusammen gewohnt. Die Beziehung zwischen ihnen galt als längst beendet.
Opfer verschwindet im Juli 2021 von einem Tag auf den anderen
Die zunächst noch nicht identifizierte Tote wird zur Obduktion in die Rechtsmedizin gebracht. "Die Frau starb durch massive Gewalteinwirkung", sagt Stephan Beer, "am Oberkörper wurden Stich- und Schnittwunden festgestellt."
Ermittler überprüfen ungeklärte Vermisstenfälle. Dabei stoßen sie auf den Fall einer 62-Jährigen. Die Münchnerin verschwindet im Juli 2021 von einem Tag auf den anderen. Freunde und Bekannte stehen vor einem Rätsel. Kein Lebenszeichen. Niemand weiß, ob sie in Urlaub gefahren, oder vielleicht weggezogen ist.
Ein Vergleich der DNS hat inzwischen zweifelsfrei ergeben, dass sie die Tote aus der Mülltonne ist. Ihr Ex-Freund verwickelt sich bei der Vernehmung durch die Mordkommission zunehmend in Widersprüche. Seine Angaben und die Spuren am Tatort passen nicht zusammen. Ein Ermittlungsrichter erlässt Haftbefehl. Der Rentner sitzt in U-Haft und schweigt.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags, nicht aber wegen Mordes. Bislang habe man keine Mordmerkmale wie Heimtücke oder Habgier feststellen können, sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding.
Der Verdächtige soll von einem Psychiater untersucht werden. Zur Frage, wo und wie der 75-Jährige den Leichnam versteckt hat, wollen sich Staatsanwaltschaft und Mordkommission aus ermittlungstechnischen Gründen noch nicht äußern.