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Mord aus Habgier an Witwe in Obermenzing: 33-jähriger Verdächtiger verhaftet

Vor zwei Wochen ist eine Frau in Obermenzing getötet worden. Nun hat die Polizei einen Ermittlungserfolg verkündet: Der Tatverdächtige sitzt in U-Haft.
Christina Barnes,
Ralph Hub
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In diesem modernen Holzbau mit vielen Glaselementen im Obermenzinger Villenviertel hat die 72-Jährige im zweiten Obergeschoß gelebt.
In diesem modernen Holzbau mit vielen Glaselementen im Obermenzinger Villenviertel hat die 72-Jährige im zweiten Obergeschoß gelebt. © Bernd Wackerbauer

Obermenzing - Die 72 Jahre alte Witwe aus Obermenzing lebte alleine in dem modernen Glasbau in der Münchhausenstraße. Ihr Ehemann war bereits vor Jahren gestorben.

Doch dann lernte die wohlhabende Witwe bei einem Werkstattbesuch mit ihrem Auto im März 2020 zufällig einen jungen Mann kennen. Er arbeitete dort als Lackierer.

Der 33-Jährige aus dem Landkreis München und Katrin F. freundeten sich trotz des großen Altersunterschieds recht schnell an. Die Beziehung wurde immer enger, rein platonisch. "Er war für sie wie ein Sohn", sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Katrin F. wusste, dass der gebürtige Syrer Familie hat: eine feste Lebensgefährtin und zwei kleine Kinder. Sie leben allesamt in Dortmund. Der Vater pendelte, er besuchte sie jedes Wochenende. Einmal im Monat kamen Frau und Kinder zu ihm nach München.

Mord in Obermenzing: Habgier als Motiv?

Der Familienvater hatte in den letzten Jahren immer wieder berufliche Probleme. Mehrmals verlor er seinen Job, musste sich eine neue Arbeit suchen. Manchmal war er so knapp bei Kasse, dass Katrin F. aushalf. Das machte der 72-Jährigen nichts aus, ihr war der 33-Jährige wie ein Sohn ans Herz gewachsen, deshalb unterstütze sie ihn und seine Familie gerne.

Die Witwe habe ihm finanziell öfters geholfen, bestätigt Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Zudem gebe es Hinweise, "dass er Aussicht auf weitere Unterstützung und möglicherweise sogar deutliche finanzielle Vorteile im Falle ihres Todes gehabt hätte."

Stephan Beer, Leiter der Münchner Mordkommission.
Stephan Beer, Leiter der Münchner Mordkommission. © Matthias Balk/dpa

Der 33-jährige Familienvater glaubte offenbar, sich Hoffnung auf eine große Erbschaft seiner mütterlichen Freundin machen zu können. Der 72-Jährigen gehört unter anderem die Wohnung in dem Mehrfamilienhaus der Münchhausenstraße, einem vornehmen Villenviertel in Obermenzing. Einzig der Bruder der Witwe lebt noch.

Opfer aus Obermenzing mit mehreren Stichverletzungen im Oberkörper

Um die Aufteilung des Erbes könnte es zwischen der Witwe und ihrem Ziehsohn zum Streit gekommen sein, vermuten die Ermittler. Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von einem Mord aus Habgier aus.

Eine Nachbarin der Witwe machte am 10. Januar eine schreckliche Entdeckung. Durch eines der Fenster im zweiten Obergeschoss sah sie ein paar Frauenbeine. Katrin F. lag am Boden vor dem Badezimmer. Die Zeugin rief Polizei und Notarzt. Doch Katrin F. war bereits tot. Sie starb, wie die Obduktion später ergab, durch mehrere Stiche in den Oberkörper. Zudem wies die Leiche Verletzungen am Hals und am Kopf auf.

Kriminalisten sprechen in solchen Fällen von Übertötung. Das sind Verbrechen, bei denen oft Wut, Hass und Enttäuschung eine große Rolle spielen – klassische Beziehungstaten. Die Mordkommission durchleuchtete das soziale Umfeld: Freunde, Bekannte, Angehörige. Schnell fiel der Verdacht auf den 33-jährigen Familienvater. Zunächst wurde der gebürtige Syrer als Zeuge vernommen. Manche seiner Angaben wirkten widersprüchlich. "Sie passten einfach nicht zu den am Tatort festgestellten Spuren", erklärt Stephan Beer, Chef der Münchner Mordkommission.

Verdächtiger in U-Haft

Am 17. Januar erging schließlich ein Haftbefehl gegen den Verdächtigen. Doch der 33-Jährige war für die Ermittler zunächst nicht greifbar, er schien untergetaucht. Es bestand die Gefahr, dass der Verdächtige sich mit seiner Familie ins Ausland, vielleicht in seine alte Heimat nach Syrien, absetzen könnte. Am Sonntagnachmittag wurde der Familienvater von der Polizei in München schließlich festgenommen. Er sitzt inzwischen in der JVA in Stadelheim.

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Ermittler durchsuchten am Montag auch die Wohnung der Familie des Verdächtigen in Dortmund. Dabei wurden ein Handy und ein Ring aus dem Besitz der Toten sichergestellt. Der 33-Jährige macht von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch und schweigt.

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12 Kommentare
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  • Kadoffesalod am 25.01.2022 11:39 Uhr / Bewertung:

    Wenn man es schon soweit gebracht hat, dass man eine Zeitlang als Lackierer in einer Autowerkstatt beschäftigt war, muss man schon was Schlimmes ausgefressen haben um die Arbeit zu verlieren. Lackierer und auch Lackiererhelfer sind Mangelware und werden in vielen Branchen benötigt.

  • Witwe Bolte am 25.01.2022 14:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kadoffesalod

    Der Tatverdächtige wurde von der Getöteten reichlich mit Wertgegenständen beschenkt (deshalb fanden auch Wohnungsdurchsuchungen in Dortmund u. südl. Landkreis statt, wo man auch fündig wurde), da hat er vermutl. auch regelmässige Barzuwendungen bekommen, so dass dann eine anstrengende Berufstätigkeit in einer Lackiererei nicht mehr attraktiv war.

  • 80935 am 25.01.2022 09:02 Uhr / Bewertung:

    Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.

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