Tunnel im Englischen Garten: Schwabinger kämpfen weiter
Schwabing - Der Traum, dass ein Tunnel den Englischen Garten wieder vereinigen könnte, ist geplatzt. So schien es zumindest. Bei den Grünen war die Skepsis schon seit längerem immer lauter geworden. Und vor kurzem verkündete auch die SPD, dass sie das Projekt nicht weiterverfolgen will. Das Argument: Das Baureferat hatte ausgerechnet, dass fast 900 Bäume gefällt werden müssen, um den Tunnel zu bauen.
BA Schwabing-Freimann: Stadt soll Planfeststellungsverfahren einleiten
Doch ausgerechnet die Schwabinger Lokalpolitik hält weiter an dem Projekt fest – auch die SPD. Können die Schwabinger ihre Parteikollegen doch noch umstimmen? Einen offiziellen Stadtratsbeschluss, die Tunnelpläne endgültig einzustellen, gibt es schließlich noch nicht.
Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann stimmte vergangene Woche mit einer großen Mehrheit dafür, dass die Stadt doch ein Planfeststellungsverfahren einleiten soll. Erst dann könne man absehen, wie viele Bäume tatsächlich wegen der Tunnel-Baustelle gefällt werden müssen, sagt Lars Mentrup. Er sitzt für die SPD im Münchner Stadtrat und ist außerdem stellvertretender Bezirksausschussvorsitzender in Schwabing-Freimann.

Die Stadt hätte wenig zu verlieren, würde sie ein Planfeststellungsverfahren einleiten, meint er. Schließlich hat der Bund für die Planung bereits eine Förderung von 2,7 Millionen Euro zugesagt. Laut Mentrup entspricht das etwa Zweidrittel der Planungskosten. Das Projekt nach dieser Planungsphase doch noch abzusagen, ist möglich.
Wie viele Bäume müssen für den Bau des Tunnels tatsächlich weichen?
Mentrup hofft, die Debatte nun noch einmal "zu öffnen", wie er sagt. Er glaubt, dass sich die ein oder andere Baumfällung doch noch verhindern lässt, zum Beispiel, wenn man die Radwege anders führt.
Auch das Architekten-Ehepaar Hermann Grub und seine Frau Petra Lejeune, zweifeln die hohe Anzahl von 900 Bäumen, die für den Tunnel gefällt werden müssten, an. Die beiden brachten die Idee, den Englischen Garten zu untertunneln, als Erste auf.

Vor kurzem zählten sie auf eigene Faust nach und kamen zu einem verblüffenden Ergebnis: Statt fast 900 müssten nur rund 370 Bäume gefällt werden. Zum Beispiel schlägt das Ehepaar vor, die Baustelle anders abzuwickeln. Zudem kritisieren beide, dass Baumfällungen, die für die Sanierung des Biedersteiner Tunnels nötig sind, mit einberechnet werden.
Lars Mentrup: "Ich gebe nicht auf, das ist so eine große Chance"
Lars Mentrup würde dies gerne genauer untersuchen. Denn er ist davon überzeugt, dass der Mehrwert des Tunnels langfristig größer ist, als der Schaden, den die Baumfällungen anrichten. "Ich gebe nicht auf, das ist so eine große Chance", sagt er. Vorteile bringt der Tunnel aus seiner Sicht nicht nur für den Englischen Garten an der Oberfläche, sondern auch für den Verkehr im Untergrund. Mentrup schlägt vor, im Tunnel eine Spur für Busse zu reservieren.
Auch die CSU und die FDP halten es für einen Fehler, die Tunnelpläne komplett einzustampfen. Innerhalb der SPD soll die Abstimmung äußerst knapp gewesen sein. Am Ende siegten die Gegner mit einer Stimme. Unter ihnen war auch der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann hingegen stimmten laut Mentrup nur vier Vertreter gegen den Tunnelbau, die restlichen 24 Kommunalpolitiker waren dafür. "Und wir sind es doch, die am Ende mit den Leuten vor Ort über die Fällungen diskutieren müssen", meint Mentrup.