Englischer-Garten-Tunnel ist tot - was wird aus den anderen Plänen?
Altstadt - Für das Architektenpaar Hermann Grub und Petra Lejeune ist am Montagabend ein Traum gestorben. Vor über zehn Jahren haben die beiden auf eigene Faust Pläne erstellt, wie sich der Englische Garten, den seit Mitte der 60er Jahre der Isarring zerschneidet, durch einen Tunnel wieder vereinigen ließe.
Grub und Lejeune bekamen für die Idee viel Lob, sie akquirierten Fördergelder und konnten 2017 sogar den gesamten Stadtrat überzeugen.

Tunnel im Englischen Garten: Zu viele Bäume müssen gefällt werden
Trotzdem ist das Projekt nun endgültig beendet. Grüne und SPD entschieden sich am Montag dafür, die Planungen einzustellen. Sie seien darüber sehr, sehr traurig, sagte Hermann Grub am Telefon.
Grund für das Aus sind die vielen Bäume, die wegen des Tunnelbaus gefällt werden müssten. "Die Nachprüfung hat ergeben, dass fast 1.000 Bäume gefällt werden müssten", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Deshalb hält er die Entscheidung für richtig – "auch wenn es schwerfällt" und obwohl er den Tunnel als charmante Idee bezeichnet, in der viel Engagement und Geld steckt.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Müller betont: "Darunter sind auch Bäume, die 50 bis 100 Jahre alt sind. Niemand von uns wird es mehr erleben, bis dort wieder so große Bäume stehen." Grünen-Chefin Anna Hanusch verweist auf die Klimabilanz. Die vielen Tonnen von verbautem Beton müssten in die Betrachtung einfließen, sagt sie.
Bäume müssen weg: Welche Rechnung stimmt?
Hermann Grub und seine Frau Petra Lejeune sehen das anders. Denn sie glauben, dass sich das Baureferat bei den Baumfällungen vertan hat. Beide zählten nach und kamen zu einem ganz anderem Ergebnis. Statt fast 900 müssten aus ihrer Sicht nur rund 370 Bäume gefällt werden.
Der SPD-Chef Christian Müller betont allerdings, dass er dem Baureferat vertraue. Ein großer Teil der Bäume falle wegen der Baulogistik. Um den Verkehr während der Baustelle abzuwickeln, sei es notwendig, neue Fahrspuren einzurichten, erklärt Müller. Außerdem seien Tunnel heutzutage durch die vielen Fluchtwege und die Lüftungsanlage komplexere Bauwerke.
CSU-Chef Pretzl sieht eine "fatale Fehlentscheidung"
Kritik kommt von der CSU. Deren Chef Manuel Pretzl bezeichnet es als "fatale Fehlentscheidung" und als "Armutszeugnis", das Projekt einzustampfen. Sogar Verrat am Andenken von Alt-OB Hans-Jochen Vogel wirft Pretzl der SPD vor.
Schließlich habe Vogel die Untertunnelung explizit befürwortet. Was Pretzl vergisst: Gleichzeitig ermöglichte Vogel die Zerschneidung des Englischen Gartens erst. Denn in seiner Amtszeit wurde der Isarring gebaut.
Im Münchner Norden steht ein Tunnel noch zur Debatte
Bei einem anderen Tunnel ist die Entscheidung weiterhin offen. Im Münchner Norden, wo sich BMW einen Tunnel wünscht, um sein Werk besser anzubinden, und wo Tausende Menschen in neue Siedlungen ziehen, steht ein Tunnel weiterhin zur Debatte. Allerdings hat sich die Lage verschoben.
Ursprünglich sollte der Tunnel durch das Hartelholz verlaufen. Das ist ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH), das Naturschützer für eine besonders wertvolle Grünfläche halten. Doch davon sind sowohl Grüne als auch die SPD abgerückt.
Stattdessen geht es jetzt um die Entscheidung, ob ein Tunnel, der durch das Hasenbergl führt und dann an die Autobahn anschließt, gebaut wird. Auch, um BMW und sein Werk in München zu halten, spricht sich Müller dafür aus. Zumindest Vorstudien sollten aus seiner Sicht durchgeführt werden.
Anna Hanusch klingt skeptischer. Zwar sei es aus ihrer Sicht vertretbar, den Tunnel im Rahmen des Verkehrskonzepts für den Münchner Norden zu überprüfen, allerdings betont sie, dass die Grünen den Plänen recht kritisch gegenüberstehen.