Theaterklause muss schließen: Lieber hipper Späti als urige Boazn?
München - Über 45 Jahre lang gab es die Theaterklause am Gärtnerplatz, seit Anfang des Jahres ist Schluss. Die beliebte Boazn musste dichtmachen.
Theaterklause: Brauerei kündigt Pachtvertrag
Allerdings war dafür nicht die weiter andauernden Corona-Krise, die schon für so viele Gastronomen in München das Aus bedeutet hat, der Grund. Die Brauerei Spaten-Löwenbräu hat den Pachtvertrag mit den Betreibern gekündigt – das bestätigt ein Brauerei-Sprecher auf AZ-Nachfrage. Über die weiteren Hintergründe will man sich derzeit noch nicht äußern.
Die Betreiber haben das Ende der Theaterklause auf ihrer Website bekannt gegeben und machen der Brauerei dabei den Vorwurf, "keine gemütlichen, bayerischen Kneipen (Boazn) mehr am Gärtnerplatz" zu wollen. Das sei auch der Grund für die Vertragskündigung gewesen. Stattdessen solle nun etwas "Hippes, Schickes und Modernes kommen".
Der Plan der Brauerei: In den Räumlichkeiten der Theaterklause soll ein "Späti" entstehen. Ein Plan, den Spaten-Löwenbräu der AZ so allerdings noch nicht bestätigen konnte oder wollte. Der Darstellung der Betreiber widerspricht der Brauerei-Sprecher. Spaten-Löwenbräu würde "'Boazn als Konzept weiter für unsere Pachtobjekte im Auge behalten" – und das unabhängig vom Standort.

Ein bisserl Wehmut beim Team der Theaterklause
Bei den Betreibern schwingt nach dem Klausen-Aus ein bisserl Wehmut mit. Ganz verstehen können sie die Kündigung durch die Brauerei nicht. "Es ist sehr schade, dass Spaten-Löwenbräu eine fast 50-jährige Tradition nicht fortführen will", sagen sie im Gespräch mit der AZ.
Die Theaterklause sei eine Institution am Gärtnerplatz und für viele Stammgäste eine zweite Heimat gewesen. "Hier trafen sich Jung und Alt, Arbeiter und Akademiker. Ein so bunt gemischtes Publikum war in der Gegend einzigartig. (...) Damit verschwindet wieder ein Stück altes München."
In der Tat: Die Theaterklause war noch ein echtes Unikat, eine klassische Münchner Boazn, von denen es in der Stadt immer weniger gibt. Die Betreiber sehen zusätzlich die Gefahr, dass ein "Späti" die anhaltenden Party- und Müll-Probleme am Gärtnerplatz nur weiter verschärfen würde.

Theaterklause: Betreiber wollen woanders neu eröffnen
Und wie geht es jetzt weiter? Die Betreiber wollen nicht aufgeben und an einem neuen Standort wieder eröffnen. "Wir werden jetzt abwarten, wann die Gastro wieder öffnen darf und suchen nach einem vergleichbaren Pachtobjekt." Das Ziel: Ein "neues Wohnzimmer für die Münchner Tag- und Nachtschwärmer" finden.
Leicht wird das nicht, auch wenn das Team der Theaterklause dabei Unterstützung von der Brauerei bekommt. "Unsere Kollegen sind mit dem Team nach wie vor in Kontakt und würden auch gerne wieder mit ihm ein passendes Objekt realisieren, sobald sich eins findet", sagt der Brauerei-Sprecher. Bereits zum Zeitpunkt der Kündigung sei den Betreibern ein neues Objekt angeboten worden, das jedoch nicht gepasst habe.
Wie die Betreiber der AZ bestätigen, handelte es sich dabei um das "Wirtshaus beim Franz" in der Holzstraße. "Das ist ein Speiselokal mit großer Küche. Dort gab es vom Wiener Schnitzel bis zum Lammrücken ein großes Essensangebot", sagen sie und, dass sie sich als Nicht-Kochprofis ein solches Objekt nicht zutrauen. Auch wollen sie weiterhin für ihre "Stammgäste aus der unmittelbaren Nachbarschaft" da sein.
Die neue Theaterklause soll der alten ähneln, am liebsten wäre den Betreibern "eine kleine Bar mit einem schönen Tresen". Sie glauben fest an die Zukunft des Konzepts Boazn in der Stadt: "Wichtig ist, dass es auch nach dem Lockdown noch urige Kneipen in München gibt und keinen gastronomischen Einheitsbrei."
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