Schock für Wohnungskäufer: Baustelle am Paseo Carré in München-Pasing geht nicht voran
München-Pasing - Sie haben viel Geld in die Hand genommen und freuen sich auf ihr neues Zuhause in Pasing. Eigentlich. Denn mittlerweile hat sich bei vielen Käufern reichlich Frust angestaut.
Bereits im Februar hat die AZ über einen Baustopp am Paseo Carré in Pasing berichtet – einem riesigen Wohn- und Büroneubau der Firma M-Concept.

Seither melden sich fast wöchentlich frustrierte Käufer. Die sich fragen, wann sie endlich in ihre Wohnungen einziehen können. Ob sie aus ihrem Kaufvertrag wieder aussteigen können. Und wie sie damit umgehen sollen, dass wegen der Bankkredite plötzlich Zinsen fällig werden.
Probleme am Paseo Carré: Käufer frustriert über Bauverzögerung
Im Paseo Carré an der Ecke Landsberger Straße/Offenbachstraße in Pasing entstehen auf 8.500 Quadratmetern Gesamtfläche rund 200 Wohnungen (1 bis 4 Zimmer) und Büroflächen mit rund 7.600 Quadratmetern. Auch das Pasinger Sozialbürgerhaus soll dort unter anderem einziehen. Ursprünglich sollte der Neubau Ende 2022 fertig sein. Jetzt ist August 2023 und noch immer ist nicht konkret absehbar, wann der Bau fertig wird.
Die Probleme haben im September 2022 angefangen: Wegen "unterschiedlichen Einschätzungen über Bauausführung, Termintreue und Wirtschaftlichkeit", so M-Concept im Februar zur AZ, habe man die Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer beendet, der für die Gewerbeflächen zuständig war. Das hat sich aber auf den gesamten Bau ausgewirkt.
Wohnung für eine Million Euro gekauft: Warten auf Fertigstellung
Ebenfalls im Februar sagte M-Concept zur AZ, dass die Apartmenthäuser und die Punkthäuser, also zwei der Wohnungskategorien, die am Paseo Carré entstehen, noch 2023 fertiggestellt werden sollen. Um diese Punkthäuser geht es im hier vorliegenden Fall.

Dabei handelt es sich um Zwei- bis Vier-Zimmer-Eigentumswohnungen mit bis zu 220 Quadratmeter. Kostenpunkt: Rund eine Million Euro, wie Käufer der AZ verraten. Anfang 2022 wurde zwei Familien, mit denen die AZ gesprochen hat, versprochen, dass die Wohnungen Ende 2022 bezugsbereit sein sollten – ein wichtiger Grund für sie, eine zu kaufen, wie sie selbst sagen. Allerspätestens im Mai 2023 sollten die Wohnungen fertig sein, wurde ihnen nach eigenen Angaben beim Kauf versichert.
Dann beginnt eine Auseinandersetzung, die geprägt ist von viel Frust aufseiten der Käufer und einer minimalen und verzögerten Kommunikation ihnen gegenüber vonseiten der Immobilienfirma M-Concept. Der AZ liegt ein detaillierter Schriftverkehr vor, der diesen Austausch über Monate hinweg dokumentiert.

Seit Baustopp im September: Spärliche Kommunikation und viel Frust
Der ist seit vergangenem September, also seit dem Baustopp, geprägt von vielen Fragen seitens der Käufer: Wie ist der aktuelle Stand? Wann wird weitergebaut? Wann werden wir einziehen können? Wann wird die erste Rate des Kaufs fällig? Die Käufer, die hier anonym bleiben wollen, müssen jede Anfrage mehrmals stellen, nehmen bei ihren Mails immer extra den Chef von M-Concept in CC, um klarzumachen, wie ernst es ihnen ist. Oft werden sie ignoriert, weitergereicht oder mit Floskeln vertröstet.
Ende Januar 2023 ist für die Käufer ein wichtiges Stichdatum: Dann läuft die sogenannte bereitstellungszinsfreie Zeit für sie aus. Also die Frist, bis zu der sie der Bank keinen Zins für ihr Darlehen bezahlen müssen, mit dem sie die Wohnung abbezahlen. Seither sind es 2.000 Euro pro Monat, die fällig werden. Zusätzlich zur aktuell laufenden Miete in der bisherigen Wohnung, die weiterhin anfällt.
Auf diese Zusatzkosten angesprochen, rät M-Concept den Familien, bei der Bank um eine Verlängerung der Frist zu bitten. Oder darum, den Zins zu reduzieren.

Kaufvertrag: Keine Chance auf einseitige Kündigung?
Der Frust ist groß, einige Käufer würden eigentlich am liebsten aussteigen. Aber das geht nicht: Das sei einseitig nicht möglich, heißt es Anfang März in einer Antwort auf die Frage, ob das eine Möglichkeit wäre. Der Grund: Die Bauarbeiten würden weitergehen. Eine fertige Wohnung wird den Käufern dann für November 2023 in Aussicht gestellt – ein Termin, der alles andere als sicher ist, wie sich später herausstellen wird.
Auf diese Kaufverträge angesprochen, sagt ein Sprecher von M-Concept zur AZ: "Das ist marktüblich und dient letztlich dem Zweck, dass beide Seiten ihre vertragliche Verpflichtungen einhalten."
Aber gehen die Arbeiten auch wirklich weiter? Bei vielen Besuchen vor Ort konnten das die Käufer zumindest von außen nicht feststellen. Nachfragen dazu, welche Arbeiten denn genau gemacht würden, bleiben oft unbeantwortet oder bewusst vage. Eine Käuferin sagt der AZ bei einem Gespräch im Juli, sie sei mehrmals vor Ort gewesen, die Baustelle habe jedoch immer gleich ausgesehen.
Bauarbeiten wieder gestartet: Wann werden die Wohnungen fertig?
Im Juni teilte M-Concept allerdings mit, die Arbeiten hätten "Fahrt aufgenommen", im Innenhof und oberhalb der Tiefgarage. Gleichzeitig sei die Anlegung der Grundbuchblätter bei den Behörden beantragt worden.
Was außerdem seit Juni plötzlich online zu finden ist: Ein Instagram-Account, der den angeblichen Baufortschritt am Paseo Carré dokumentieren soll. Bisher gibt es sechs Einträge. Viel zu sehen gibt es jedoch nicht:
Ein Sprecher der Immobilienfirma erklärt Anfang August gegenüber der AZ: "Die Bauarbeiten am Paseo Carré wurden bereits vor einigen Monaten wieder aufgenommen und werden nun Zug um Zug fortgeführt. Derzeit wird unter anderem die Fassade des Bürogebäudes finalisiert, im Apartmenthaus sind diverse Innenausbauten in Arbeit und der Bau der Tiefgarage schreitet ebenfalls voran.
Informationen, die die Käufer gerne früher und detaillierter gehabt hätten – schließlich nehmen sie für eine solche Wohnung sehr viel Geld in die Hand. Aber die "sehr einseitige Kommunikation" und die "ausweichenden Antworten" seien der Grundtenor.
Immer wieder würden sie auf baldige Neuigkeiten zum Baufortschritt vertröstet, immer wieder werde ihnen gesagt, Mitarbeiterin X sei gerade krank oder im Urlaub, wenn sie mal wieder einige Wochen auf eine Antwort warten müssten, erzählen die Käufer.
"Geheimniskrämerische" Immobilienfirma bereitet viel Sorge
M-Concept sei "sehr geheimniskrämerisch", sagt eine Käuferin und einige Mitarbeiter von M-Concept, mit denen sie Kontakt hatten, würden ihnen hinter vorgehaltener Hand sagen, sie dürften keine Auskünfte geben. "Das bereitet uns viel Sorge".
Darauf angesprochen, erklärt ein Sprecher: "Wir bemühen uns nach Kräften, unseren Käufern alle relevanten Informationen zeitnah zur Verfügung zu stellen." Zusätzlich habe man in den vergangenen Monaten "mehrmals Newsletter an unsere Käufer versendet, in denen wir sie transparent über den aktuellen Stand informiert haben". Und es gebe Gelegenheit, sich vor Ort persönlich zu informieren.
Der letzte dieser Newsletter, mit einem aktualisierten Terminplan über die anstehenden Bauarbeiten, wurde den Käufern für Ende Juli in Aussicht gestellt. Sie hatten ihn bis in die erste August-Woche hinein nicht erhalten, wie sie selbst sagen.
Pasinger Sozialbürgerhaus kann frühestens Ende des Jahres einziehen
Ein anderer Teil des Neubaus sind die Gewerbeflächen. Hier soll unter anderem auch das Pasinger Sozialbürgerhaus einziehen. Noch im Februar sagte das zuständige Kommunalreferat zur AZ, man rechne damit, im Sommer 2023 einzuziehen.
Nun heißt es von der Stadt: "Es ist von Seiten des Vermieters derzeit geplant, die Flächen an die LHM im Herbst zu übergeben." Man stehe dazu in engem Austausch mit dem Eigentümer. Fraglich, wie eng dieser Austausch wirklich ist: M-Concept sagt der AZ, man gehe davon aus, dass das Bürogebäude "Ende des Jahres bezugsfertig sein wird".
Und der Rest des Paseo Carrés – also die Teile, in denen viele Käufer teurer Wohnungen immer länger darauf warten, endlich einziehen zu können? "Abschnittsweise" werde nach dem Bürogebäude "die Fertigstellung der weiteren Bauteile" erfolgen, heißt es.
Genaueres könne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen, "da es bei einem großen Projekt wie diesem immer wieder zu Verzögerungen kommen kann". Man wolle keine Erwartungen wecken, die man nicht einhalten könne.
Die Käufer, die sich mit ihren Sorgen zur AZ gewandt haben, überlegen nun, einen Anwalt einzuschalten, auch wenn sie vor dem Aufwand und den Kosten eher zurückscheuen. Das letzte Wort in Sachen Paseo Carré scheint also noch nicht gesprochen zu sein.
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