"Massive Luxus-Nachverdichtung": Immo-Firma will Grundstücke in München loswerden

Eine Chance für die Stadt München: Der Bauprojekt-Entwickler Euroboden strauchelt und will viele seiner Grundstücke verkaufen. Die SPD im Haidhauser Bezirksausschuss fordert per Eilantrag bezahlbare Wohnungen statt Luxus-Bauten.
Nina Job
Nina Job
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
14  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
An der Franziskanerstraße 15 wollte Euroboden luxuriöse Wohnungen bauen. Nun bietet der Immobilienentwickler das Grundstück zum Verkauf an.
An der Franziskanerstraße 15 wollte Euroboden luxuriöse Wohnungen bauen. Nun bietet der Immobilienentwickler das Grundstück zum Verkauf an. © my

München - Euroboden, dem Entwickler luxuriöser Bauprojekte, steht das Wasser offenbar bis zum Hals. Wie berichtet, will der Münchner Immobilienentwickler fast alle seiner Grundstücke – bis auf diejenigen, die sich bereits im Bau befinden – in den kommenden zwei bis vier Jahren verkaufen.

Für München könnte das eine historische Chance bedeuten: Kann die Stadt die Grundstücke kaufen, könnte sie dort bezahlbare Wohnungen bauen.

München: Per SPD-Eilantrag zu bezahlbaren Wohnungen?

Die SPD im Bezirksausschuss (BA) 5 Au-Haidhausen hat jetzt einen Eilantrag gestellt, mit dem sie die Stadt auffordert, sofort in Erwerbsverhandlungen mit Euroboden einzutreten. Konkret geht es dem BA 5 um zwei Grundstücke in Haidhausen: In der Franziskanerstraße 15 und der Rablstraße 43 wollte Euroboden insgesamt 70 hochpreisige Wohnungen bauen, 46 davon Eigentumswohnungen.

Das Projekt missfiel dem Bezirksausschuss schon früh. Die Stadtteilpolitiker kritisierten das Vorhaben als "massive Luxus-Nachverdichtung". Auch rund 20 Künstlerinnen und Künstler schlossen sich zum Protest zusammen. Nun wird aus dem Projekt offenbar nichts mehr – zumindest nicht wie geplant mit Euroboden.

Lesen Sie auch

Euroboden-Grundstücke bietet Chance für Stadt München

An der Franziskanerstraße klafft nun schon seit längerem eine Baulücke, die alten Gebäude sind längst abgerissen. Ein Haus an der Rablstraße, das aufwendig aufgehübscht und aufgewertet werden sollte, steht seit etwa zwei Jahren leer – die vorherigen Mieter sind alle ausgezogen. "Wie es scheint", schreibt die SPD in ihrem Eilantrag, wurde das Gebäude "völlig sinnlos dem Mietmarkt entzogen". Jetzt müsse dieser bestehende und "so dringend benötigter Wohnraum" den Münchner Mieterinnen und Mietern schnellstmöglich wieder zur Verfügung gestellt werden.

Dass Euroboden nun verkaufen will, "ist die Chance, auf den beiden Grundstücken in Haidhauser Bestlage nun doch leistbaren Wohnraum zu schaffen", so die SPD. Wie eine Euroboden-Sprecherin der AZ am vergangenen Montag mitteilte, wurden der Stadt die beiden Grundstücke in der Franziskaner- und Rablstraße bereits zum Kauf angeboten. Doch wie so oft, wird es eine Frage des Preises sein. Darum appelliert die SPD an Euroboden, der Stadt München doch bitte mit "einem moderaten Verkaufspreis entgegenzukommen".

Im vergangenen Jahr gab es bereits einen Rückzieher bei einem Euroboden-Projekt

Es ist nicht der erste Rückzieher, den Euroboden macht: Im vergangenen Jahr plante das Unternehmen, auf dem Gelände der früheren Luitpoldkaserne günstige Wohngebäude aus Holz zu bauen.

So sollten die Gebäude auf dem Gelände der früheren Luitpoldkaserne eigentlich aussehen.
So sollten die Gebäude auf dem Gelände der früheren Luitpoldkaserne eigentlich aussehen. © Euroboden

Der Plan: Der Quadratmeter kalt sollte nur 9,99 Euro kosten. Dann jedoch die Kehrtwende: Euroboden zog sich vom Projekt zurück und gab den Zuschlag wieder an die Stadt zurück. Euroboden-Gründer Stefan Höglmaier begründete den Rückzieher damals damit, dass sich "sowohl die Zins- als auch die Baukostenlandschaft erheblich verändert" hätten – unter anderem durch Inflation, Krieg und Pandemie-Nachwirkungen.

Lesen Sie auch

Die neuesten Entwicklungen beim Bauprojekt-Entwickler wiegen nun weitaus schwerer. Die Lage scheint brenzlig zu sein. Euroboden möchte fast alle der eigenen Grundstücke verkaufen, und das lieber früher als später.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
14 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Dr. Right am 02.08.2023 17:12 Uhr / Bewertung:

    Luxuswohnungen gibt es genug, viele davon sind Spekulationsobjekt oder Stadtwohnsitz. Benötigt werden bezahlbare Wohnungen. Da die privaten Bauträger derzeit solche Wohnungeb nicht bauen können oder wollen, sollte dies eine kommunale Entwicklungsgesellschaft tun. In dem Fall ist die auf Gewinnmaximierung ausgelegte Privatwirtschaft der falsche Partner.

  • Gast089 am 02.08.2023 17:04 Uhr / Bewertung:

    Na endlich wieder Neubauimmobilien, welche so dringend für jene benötigt werden, welche ohnehin vom Staat leben! (Siehe Kommentar vom Palmer vorletzte Woche)

  • Tthomas am 02.08.2023 16:45 Uhr / Bewertung:

    Wenn die Wohnungen für Deutsche sind bin ich dafür. Ansonsten lieber Finger weg.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.