"Massive Luxus-Nachverdichtung": Immo-Firma will Grundstücke in München loswerden
München - Euroboden, dem Entwickler luxuriöser Bauprojekte, steht das Wasser offenbar bis zum Hals. Wie berichtet, will der Münchner Immobilienentwickler fast alle seiner Grundstücke – bis auf diejenigen, die sich bereits im Bau befinden – in den kommenden zwei bis vier Jahren verkaufen.
Für München könnte das eine historische Chance bedeuten: Kann die Stadt die Grundstücke kaufen, könnte sie dort bezahlbare Wohnungen bauen.
München: Per SPD-Eilantrag zu bezahlbaren Wohnungen?
Die SPD im Bezirksausschuss (BA) 5 Au-Haidhausen hat jetzt einen Eilantrag gestellt, mit dem sie die Stadt auffordert, sofort in Erwerbsverhandlungen mit Euroboden einzutreten. Konkret geht es dem BA 5 um zwei Grundstücke in Haidhausen: In der Franziskanerstraße 15 und der Rablstraße 43 wollte Euroboden insgesamt 70 hochpreisige Wohnungen bauen, 46 davon Eigentumswohnungen.
Das Projekt missfiel dem Bezirksausschuss schon früh. Die Stadtteilpolitiker kritisierten das Vorhaben als "massive Luxus-Nachverdichtung". Auch rund 20 Künstlerinnen und Künstler schlossen sich zum Protest zusammen. Nun wird aus dem Projekt offenbar nichts mehr – zumindest nicht wie geplant mit Euroboden.
Euroboden-Grundstücke bietet Chance für Stadt München
An der Franziskanerstraße klafft nun schon seit längerem eine Baulücke, die alten Gebäude sind längst abgerissen. Ein Haus an der Rablstraße, das aufwendig aufgehübscht und aufgewertet werden sollte, steht seit etwa zwei Jahren leer – die vorherigen Mieter sind alle ausgezogen. "Wie es scheint", schreibt die SPD in ihrem Eilantrag, wurde das Gebäude "völlig sinnlos dem Mietmarkt entzogen". Jetzt müsse dieser bestehende und "so dringend benötigter Wohnraum" den Münchner Mieterinnen und Mietern schnellstmöglich wieder zur Verfügung gestellt werden.
Dass Euroboden nun verkaufen will, "ist die Chance, auf den beiden Grundstücken in Haidhauser Bestlage nun doch leistbaren Wohnraum zu schaffen", so die SPD. Wie eine Euroboden-Sprecherin der AZ am vergangenen Montag mitteilte, wurden der Stadt die beiden Grundstücke in der Franziskaner- und Rablstraße bereits zum Kauf angeboten. Doch wie so oft, wird es eine Frage des Preises sein. Darum appelliert die SPD an Euroboden, der Stadt München doch bitte mit "einem moderaten Verkaufspreis entgegenzukommen".
Im vergangenen Jahr gab es bereits einen Rückzieher bei einem Euroboden-Projekt
Es ist nicht der erste Rückzieher, den Euroboden macht: Im vergangenen Jahr plante das Unternehmen, auf dem Gelände der früheren Luitpoldkaserne günstige Wohngebäude aus Holz zu bauen.

Der Plan: Der Quadratmeter kalt sollte nur 9,99 Euro kosten. Dann jedoch die Kehrtwende: Euroboden zog sich vom Projekt zurück und gab den Zuschlag wieder an die Stadt zurück. Euroboden-Gründer Stefan Höglmaier begründete den Rückzieher damals damit, dass sich "sowohl die Zins- als auch die Baukostenlandschaft erheblich verändert" hätten – unter anderem durch Inflation, Krieg und Pandemie-Nachwirkungen.
Die neuesten Entwicklungen beim Bauprojekt-Entwickler wiegen nun weitaus schwerer. Die Lage scheint brenzlig zu sein. Euroboden möchte fast alle der eigenen Grundstücke verkaufen, und das lieber früher als später.