Nockherberg 2024: Spitze zum Schluss? Wen der scheidende Paulaner-Chef Steinfatt bei seiner Abschiedsrede nicht erwähnte
München - Salve pater patriae! Bibas, princeps optime! (deutsch: Sei gegrüßt, Vater des Vaterlands! Trinke, bester Fürst!, d. Red.) Seit 1965 bekommt der amtierende Ministerpräsident mit diesen Worten bei der Salvatorprobe die erste Maß Starkbier vom Paulaner-Chef überreicht. Seit 2007 war das der Job von Andreas Steinfatt. Mit Edmund Stoiber, Günther Beckstein, Horst Seehofer und Markus Söder, alle von der CSU, trank er jeweils den ersten Schluck auf dem Nockherberg.

Nun hat er die berühmten Worte zum letzten Mal gesprochen und sich damit ganz offiziell verabschiedet. Und so viel warmen Applaus hat Steinfatt für seine, oft doch etwas steifen Reden, selten erhalten. Dabei war es kein einfacher Moment für Steinfatt. Vor seinem Auftritt sah man ihn mit niemandem sprechen, ernst schaute er drein, mehrmals nestelte er an seiner Krawatte. Auf der Bühne blieb seine Stimme aber fest, bis auf einen kurzen, fast unmerkbaren Moment.
Salvatorprobe, eine Tradition in München: Abschied von Paulaner-Chef Andreas Steinfatt
Für einen "gebürtigen Münchner und echten Bayern" gebe es nichts Schöneres, als Chef einer Brauerei zu sein, sagte Steinfatt. "Für mich war es nie ein Job, für mich war es Herzblut, Leidenschaft, ein Privileg." Etwa, wie angekommen zu sein "im Himmel der Bayern". Vor ein paar Tagen hatte Steinfatt der AZ noch erzählt, wie aufgeregt er vor seiner allerersten Begrüßung auf dem Nockherberg war.
Nicht weniger emotional hat er nun seinen letzten Auftritt über die Bühne gebracht. Paulaner gehörte mehr als die Hälfte seines Lebens lang zu ihm. Angefasst, aber gefasst stand Steinfatt auf der Bühne, verbeugte sich nach seiner Rede mehrmals, als ihm der Saal lange applaudierte.

Zum 1. März gehen er und die Paulaner Brauerei getrennte Wege. Im letzten Jahr gab es diverse Umstrukturierungen im Konzern. Die Ressorts wurden neu verteilt – und damit ist das Kapitel Steinfatt beendet. Wie aus Branchenkreisen zu hören war, soll es hinter den Kulissen zuletzt unruhig gewesen sein. Die Veränderungen im Konzern wollte der Paulaner-Boss, wie er der AZ sagte, jedenfalls so nicht hinnehmen. Welche Funktion man ihm in der neuen Konzernstruktur zugedacht hatte, ist nicht bekannt.
Aber sei's drum, er hat sich entschieden, das Unternehmen gleich ganz zu verlassen. Wo die Reise für ihn hingeht, hat er noch nicht verraten. Aber die Paulaner-Brauerei verliert in München ihr Gesicht.
Andreas Steinfatt am Nockherberg: Ein Rückblick auf seine Zeit bei Paulaner
Neben dem Nockherberg stand Steinfatt, der auch Vorsitzender des Vereins der Münchner Brauereien war, auch für die Wiesn. Auch diesen Posten muss er nun aufgeben. Demnächst wird neu gewählt. Auch für die Gastronomen der Stadt war Steinfatt der persönliche Ansprechpartner. Wie die Zukunft aussieht, weiß noch niemand. Die Geschäftsführung übernimmt ein Trio: Jörg Biebernick, Sebastian Strobl und Thomas Drossé. Auffällig bei seiner Abschiedsrede: Steinfatt wünschte seinen Nachfolgern kein Glück. Lediglich der Familie Schörghuber, Inhaber der Paulaner Gruppe, dankte er für die Zusammenarbeit. Wer von den neuen Chefs – und ob überhaupt einer von den dreien in Zukunft die Nockherberg-Gäste begrüßt, ist noch nicht klar.
Steinfatt jedenfalls wirkte am Ende des Abends erleichtert, gönnte sich eine Maß, für viele Menschen gab es eine Umarmung. "Es war für mich sehr bewegend, ein großartiger Abend", sagte er nach dem Singspiel zur AZ. "Die Emotionen muss ich jetzt erst einmal verdauen." Gelungen sei das Singspiel gewesen, die Rede ebenfalls, wenn auch an mancher Stelle etwas zu lang, fand Steinfatt. Was man ihm nun wünschen kann? Vermutlich, dass er beim Bier bleibt und nicht auf Frankenwein umsteigt. Das soll ja, glaubt man dem Singspiel heuer, zu unliebsamen Nebenwirkungen führen.