Nach Flughafen Chaos in München: Die ersten Koffer kommen zurück – Airline reagiert in der AZ
München - Mercedes Medina-Hanitzsch strahlt. Sie posiert mit ihren zwei schwarzen Koffern für ein Foto, als wären sie ein Schatz. Zugegeben: So schwer aufzuspüren wie ein gut gehüteter Schatz waren sie auch. Dazu schreibt sie: "Endlich!" Die Münchnerin ist im Winterchaos Anfang Dezember in der Heimat gelandet und hat danach über einen Monat auf ihr Gepäck gewartet. Wie viele andere Passagiere am Flughafen München.
Die Geduld und das Verständnis schmolzen wie der Schnee dahin. Am Wochenende konnte die Condor-Kundin nach viel Hin und Her ihre Koffer nun abholen, wie sie der AZ gut gelaunt berichtet. Ihr Rat an andere Betroffene: "Nicht aufgeben!" Ebenfalls ein gutes Ende im Koffer-Chaos meldet Christian R. aus dem Kreis Garmisch-Partenkirchen. Am Feiertag läutete es ein Mal bei ihm – bis er rauskam, war der Koffer vor dem Seiteneingang abgestellt. Nach 37 Tagen. R. war am 1. Dezember nach München geflogen.

Weiter Kritik nach Gepäck-Chaos am Flughafen München: Koffer einfach vor dem Haus abgestellt
Auch der Münchner Manfred Bischoff (84) ruft die AZ am Dienstagnachmittag an: Sein Koffer ist da! Doch es gibt ein Aber: Ihm zufolge wurde das Gepäckstück unbeaufsichtigt einfach vor der Tür des Wohnhauses mit zwölf Stockwerken abgestellt. Sein Nachbar habe von seiner "Koffer-Affäre" gewusst und habe das Gepäckstück mit nach oben in den 11. Stock genommen. Bischoff ist zwar einerseits froh, andererseits sagt er: "Das kann man doch so nicht machen!"
Drei Fälle, über die die AZ berichtet hat. Es meldeten sich daraufhin immer mehr Passagiere mit ähnlichen Problemen. Viele von Condor, teils auch von anderen Fluggesellschaften. Alle einte Unverständnis darüber, wie die Zustellung der Koffer so lange dauern kann. Und noch immer können nicht alle aufatmen und auspacken: Mehrere Betroffene warten noch.
Der Flughafen verwies darauf, dass jeweils die Airlines zuständig seien. Condor zeigte sich auf Anfragen der AZ engagiert und gewillt, alle Unannehmlichkeiten nun schnellstmöglich intern aufzuklären. Eine Sprecherin teilte am Dienstag mit: "Aufgrund des hohen Gepäckaufkommens dauerte die Bearbeitung und Identifizierung länger als gewöhnlich, die Gepäckstücke konnten jedoch noch vor Weihnachten abgearbeitet und in die Verantwortung unseres Zustellers übergeben werden." Condor arbeite hier mit verschiedenen Partnern zusammen, unter anderem Noba Tours. "Wegen des Weihnachtsgeschäfts hat die Zustellung sich leider weiter verzögert. Es kann leider vorkommen, dass sich aufgrund vieler Zustellungen oder Kurierfahrten diese nochmals verspätet, obwohl das Lieferdatum entsprechend anvisiert war."
Airline Condor entschuldigt sich für das Koffer-Chaos: "Das soll so natürlich nicht sein"
Diese Unannehmlichkeiten bittet Condor zu entschuldigen, "das soll so natürlich nicht sein". Man wolle Prozesse optimieren und die Abläufe reibungsloser gestalten. Weiter teilt die Sprecherin mit: "Es ist uns ein Anliegen, unseren Gästen künftig in diesen Ausnahmefällen ihre Gepäckstücke so schnell wie möglich und ohne eine so lange Wartezeit zukommen zu lassen."
Aber auch die Lufthansa war damals vom Schnee- und Koffer-Chaos betroffen, bis zu 10.000 Koffer konnten zunächst nicht an ihre Besitzer ausgehändigt werden. Ein Lufthansa-Sprecher teilt der AZ auf Nachfrage nun mit: „Die durch die Schneesituation in München aufgelaufenen Koffer sind zwischenzeitlich alle ausgeliefert worden. Die Lager sind leer.“
Bleibt die Frage: Welche Rechte haben Betroffene, wenn sie so lange auf ihre Koffer und Taschen und folglich auch auf den Inhalt warten mussten?
Verbraucherzentrale Bayern: Konkreten Schaden durch die Verspätung nachweisen
Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern teilt der AZ auf Anfrage mit: "Die Airline hat den Schaden zu ersetzen, der durch Zerstörung, Verlust oder Beschädigung von aufgegebenem Reisegepäck entsteht. Ebenfalls muss der Schaden ersetzt werden, der durch eine Verspätung des Reisegepäcks entsteht." Allerdings: "Dies setzt wiederum voraus, dass auch wirklich ein Schaden entstanden ist. Die Fluggäste müssten somit konkret beweisen können, dass sie durch die Verspätung einen konkreten Schaden haben."
In welchen Fällen wäre das gegeben? Zeller nennt als Beispiel: Im Koffer war etwas, was man dringend braucht und neu kaufen musste. "Das gilt sowohl für die Zeit im Urlaub, aber auch, wenn man wieder daheim ist und dort auf seinen Koffer wartet." Grundsätzlich gilt: "Ist das Reisegepäck 21 Tage oder länger verspätet, gilt der Koffer als verloren. Hier müssen von der Airline dann ebenfalls die Kosten für Ersatzkäufe erstattet werden und ein Ersatz für den Zeitwert des Koffers und dessen Inhalt angeboten werden."
Im Verlustfall würden in der Regel jedoch die Entschädigungssummen hinter dem bleiben, was dem Wert des Koffers entspricht, da auf den Zeitwert abgestellt wird. Es sei auch schwierig zu beweisen, was wirklich im Koffer war, oft hätten die Inhalte auch eher einen persönlichen Wert. Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern sagt weiter: "In jedem Fall sollte man von der Fluggesellschaft eine Erstattung verlangen, wenn das Gepäck nicht zeitig ankommt, und sollten sich – vor allem im Urlaub, aber auch wer daheim auf seinen Koffer wartet – neue Sachen gekauft werden müssen, die Belege aufheben und einreichen."
- Themen:
- Flughafen München