"Jetzt reicht's": Passagiere sind wegen Chaos am Flughafen in München wütend

Immer mehr verärgerte Passagiere vom Flughafen München melden sich bei der AZ. Sie warten seit einem Monat auf ihr Gepäck. Darunter ist auch Mercedes Hanitzsch, sie sagt: "Ich bin verzweifelt".
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2. Dezember am Flughafen München: Ein Passagier schläft auf dem wegen Schneechaos gesperrten Airport.
2. Dezember am Flughafen München: Ein Passagier schläft auf dem wegen Schneechaos gesperrten Airport. © Karl-Josef Hildebrand/dpa

München - Das neue Jahr hat für so manchen Flugpassagier mit Frust begonnen. Und vor allem: ohne Gepäck. Seit die AZ über das Koffer-Chaos am ersten Dezember-Wochenende am Flughafen München berichtet hat, melden sich nahezu täglich weitere Condor-Passagiere mit dem identischen Problem: Als der Schnee kam, war das Reisegepäck weg.

Zur Erinnerung: Der Betrieb am Flughafen war wegen des Wintereinbruchs zum Erliegen gekommen, die Koffer und Taschen wurden nicht wie sonst üblich nach Ankunft ausgehändigt. In diesem Winter-Wirrwarr verließen die Fluggäste den Airport mit der Annahme, dass die Koffer eben ausnahmsweise nachgeliefert werden müssen. Nur wann?

Chaos am Flughafen München: "Sind wir noch ein Land mit funktionierender Infrastruktur?"

Seit nunmehr einem Monat haben immer noch nicht alle ihr Hab und Gut zurück. Obwohl Condor auf AZ-Anfragen mehrmals beteuert hat, dass die Gepäckstücke bereits in der Zustellung seien. Die Fluggesellschaften sind nach Angaben des Flughafens dafür zuständig.

Eine Auswahl der Betroffenen: Manfred Bischoff (84) aus München. Er kam am Schnee-Wochenende von Fuerteventura zurück. Pünktlich, wie er hervorhebt. Aber: "Mit München begann das Chaos", sagt der Rentner der AZ. Nach einer stundenlangen Wartezeit im stehenden Flugzeug habe es am Kofferband keinerlei Information oder Hinweise gegeben, was mit den Gepäckstücken sei. Er hat seither mit Tui, Condor und dem Flughafen gesprochen, wie er aufzählt. Beim Abfertiger AHS komme nur eine automatische Ansage. "Ärger über Ärger", fasst er zusammen. Er habe zwar eine Meldung bekommen, dass der Koffer angeblich am 23. Dezember geliefert werden solle. Mit Blick auf den Kalender ist klar: Das wurde nicht eingehalten.

Manfred Bischoff wartet seit 3. Dezember auf sein Gepäck.
Manfred Bischoff wartet seit 3. Dezember auf sein Gepäck. © privat

Was er im Gespräch mit der AZ auch beklagt: In vielen Fällen seien Rentner betroffen, er selbst habe einen Computer und könne sich in dieser Hinsicht weiterhelfen. Das sei aber nicht selbstverständlich und zu erwarten. Er bemängelt nicht nur die Warterei und den fehlenden Service, sondern geht noch weiter und stellt die Frage: "Sind wir noch ein Land mit einer funktionierenden Infrastruktur?" Das Koffer-Chaos ist für ihn ein Symptom für das Gegenteil.

"Sowas habe ich noch nicht erlebt"

Ähnliches berichtet Mercedes Medina-Hanitzsch, Ehefrau von Münchens bekanntem Karikaturisten Dieter Hanitzsch. Die Münchnerin kam am 1. Dezember von Gran Canaria zurück. Nach langem Warten im Flieger sah sie gestrandete Urlauber am Flughafen, die nicht mehr weiterkamen. Eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter nahm sie kurzerhand mit zu sich nach Hause, damit sie nicht am Flughafen bleiben mussten, erzählt sie im Gespräch mit der AZ. Was sie dagegen seither nicht daheim hat: ihre zwei kleinen schwarzen Koffer mit wichtigen Dokumenten und zum Beispiel auch Medikamenten.

"Ich bin verzweifelt", sagt sie. "Sowas habe ich noch nicht erlebt." Sie hat sogar Verständnis für die Winter-Ausnahmesituation an besagtem Wochenende, "aber jetzt reicht es", findet sie. Sie fühle sich hingehalten. Bei jedem Klingeln an der Tür hofft sie darauf, dass ihr Eigentum geliefert wird.

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Wird die Airline Condor um ihre verärgerten Kunden kämpfen?

Im selben Flieger wie sie saß Christian R. aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Am Gepäckband war an diesem Abend nichts mehr zu erreichen. "Damit begann das Drama. Entweder erreichte man niemanden oder man wurde 'aufgeklärt', dass die- oder derjenige nicht zuständig ist", schreibt er der AZ. Auch er wurde darüber informiert, dass er am 23. Dezember sein Gepäck bekommen sollte. "Ich habe den ganzen Tag von 5.30 bis 22.30 Uhr gewartet. Es kam kein Koffer." Was er zusätzlich moniert: "Ich hatte für meinen Hin- und Rückflug ein Business-Ticket gebucht, das heißt, pro Flug nochmal circa 100 Euro mehr als die 'normalen' Tickets. Das Gepäck wird dabei offiziell priorisiert behandelt – eigentlich."

Jahrelang ist er mit Condor verreist, aber jetzt sucht er Alternativen. R. wartet auch darauf, wie Condor um die verärgerte Kundschaft kämpfen wird. Entschuldigung? Gutschrift? Das würde jedenfalls ihm dazu einfallen.

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  • Pony111 am 05.01.2024 00:52 Uhr / Bewertung:

    Die AZ hat es wohl auf die Condor abgesehen.Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass es irgendwo schlimmer ist als bei der Lufthansa. Wir saßen am 1.12. mit 2 Stunden Verspätung bereits in unserer Maschine Richtung NY. Nach 2 weiteren Stunden wurde uns mitgeteilt, dass die Maschine wegen „Überschreitung der Arbeitszeit der Crew“ nicht starten könne. Hilfestellung von der Lufthansa haben wir ab diesem Moment nicht mehr bekommen. Wir wurden täglich umgebucht, sind zum Flughafen gefahren um dann nach stundenlangem warten zu erfahren dass keine Flugzeuge fliegen. Aus einem Direktflug mit Lufthansa wurde schließlich ein Flug mit Zwischenstopp mit Air Canada. Reisedauer 24 Stunden!!! Mit einem dreijährigen Kind. Wir bekommen weder die Sitzplatzreservierung über 33€ pro Person, noch die Kosten für das Visum im Eilverfahren für Kanada (was wir beim Direktflug nicht gebraucht hätten und auch niemals wollten) über 47€ pro Person, erstattet.
    Lufthansa - in Zukunft ohne uns!!!

  • am 05.01.2024 12:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Pony111

    Auf Interkontinentalflügen stehen Ihnen ab einer Verspätung von über 3 Stunden 600,- € Entschädigung zu.

  • Pony111 am 05.01.2024 17:19 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von

    Vielen Dank! So haben wir das auch erfahren und sofort versucht. Natürlich redet sich die Lufthansa aber wegen der „höheren Gewalt“ raus und schickt in ihren Standardmails einen Paragrafen nach dem anderen.
    Wir wissen leider nicht weiter…

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