Kofferchaos am Flughafen in München: Passagier wartet seit Wochen auf sein Eigentum

Sein Condor-Flug von München nach Gran Canaria wird Anfang Dezember gecancelt, kurz vor Weihnachten hat ein Passagier aus Oberbayern sein Gepäck immer noch nicht zurück. Und das ist kein Einzelfall. Die AZ hat nachgehakt.
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Noch immer warten viele Gepäckstücke am Flughafen in München darauf, ihren Besitzer wiederzufinden.
Noch immer warten viele Gepäckstücke am Flughafen in München darauf, ihren Besitzer wiederzufinden. © DPA / Karl-Josef Hildenbrand

München - Wer am ersten Dezember-Wochenende aus München raus wollte, hatte kaum eine Chance. Schnee, Schnee, Schnee. Das hat auch Thorsten Springer (Name geändert) aus Oberbayern zu spüren bekommen. Er wollte am frühen Morgen des 2. Dezember mit Condor nach Gran Canaria fliegen – doch die Maschine hob gar nicht erst ab.

Damit kam weder der 54-Jährige, noch sein Gepäck auf der spanischen Insel an. Das ist das eine Ärgernis, das andere: Sein Hab und Gut hat er seither nicht mehr gesehen. Nach nunmehr fast drei Wochen. Er hatte seine zwei Gepäckstücke am Vorabend eingecheckt und sei am eigentlichen Abreisetag auch selbst schon durch die Sicherheitskontrolle gewesen, erzählt er der AZ. Dann hieß es: Flug storniert. Nichts ging mehr, der Flugbetrieb wurde eingestellt.

An einen Abflug vom Flughafen München ist am 2. Dezember nicht zu denken gewesen. Die Nachwehen spüren Passagiere immer noch.
An einen Abflug vom Flughafen München ist am 2. Dezember nicht zu denken gewesen. Die Nachwehen spüren Passagiere immer noch. © dpa

Nichts geht mehr: Schneechaos legt Flughafen München lahm

"Das ist ja okay, gegen Schnee kann man nichts machen", sagt er und zeigt Verständnis. Und das, obwohl die Stornierung des Flugs bedeutete, dass er ein geplantes berufliches Golf-Event auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff nicht erreichen konnte.

Das bereits abgegebene Gepäck bekam er an diesem Tag nicht mehr zurück. Ihm zufolge wurde gesagt, es werde etwa ein bis zwei Tage dauern, bis es ihm zugestellt würde. Seither ist jedoch nichts passiert. "Die Informationspolitik ist eine Katastrophe", findet Springer. Er hat schon diverse Nachfragen gestellt. Bei Condor, beim Abfertiger AHS, beim Flughafen selbst.

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Airline Condor verliert das Gepäck am Airport in München: "Das Vertrauen ist weg"

"So langsam macht man sich Sorgen, dass das Gepäck verloren ist", sagt der hilflose Passagier. Nicht nur, dass in seinen Taschen eine wertvolle Golfausrüstung war. Auch alltägliche Gegenstände wie Hemden, Hosen oder sein Rasierer befinden sich immer noch am Münchner Flughafen. "Ich bin nicht geflogen, das Gepäck auch nicht. Das ist ja noch da und nicht irgendwo." Er sagt: "Lasst mich von mir aus rein und ich hole mein Gepäck selbst raus!" Springer findet es "sehr fraglich, wie man mit den Wertsachen umgeht". "Das Vertrauen ist weg."

Selbst wenn er im Ernstfall den Zeitwert zurückbekommen sollte, "bringt das nicht die Sachen zurück, die ich mag und brauche". Ein Einzelfall ist das nicht. Wie Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern der AZ mitteilt, sind auch den Verbraucherschützern solche Vorkommnisse bekannt. Ihr grundsätzlicher Rat: "Betroffene sollten sich umgehend an die Fluggesellschaften wenden und den Verlust anzeigen." Bei einer Pauschalreise sollte man auch den Reiseveranstalter informieren. "Wichtig ist im nächsten Schritt, den Vorfall genau zu dokumentieren."

Ab 21 Tagen gilt das Gepäck als verloren gegangen

Ab 21 Tagen gelte ein Koffer als verloren gegangen. "Die Airlines haften für den Verlust des Gepäcks und den dadurch entstandenen Schaden. Die Höhe ist jedoch auf circa 1600 Euro beschränkt", so Zeller. "Die gesamte Summe bekommen Reisende jedoch nicht automatisch. Der konkrete Schaden muss nachgewiesen werden." Der 54-Jährige hat schon im Detail aufgeschrieben, was alles in den zwei Taschen war. Noch immer in der Hoffnung, seine Sachen zurückzubekommen.

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Die AZ hat beim Flughafen München nachgefragt. Dieser antwortet: "Die immense Schneemenge und die Glättegefahr hatten auch zur Folge, dass viele Flugzeuge nicht mit Koffern be- und entladen werden konnten. Durch diese massiven, wetterbedingten Einschränkungen blieben Gepäckstücke am Flughafen zurück." Eine Woche nach dem Schneechaos war von rund 13.000 hängengebliebenen Koffern und Taschen die Rede. Darunter bis zu 10.000 Stück allein von der Lufthansa. Zum aktuellen Stand kann der Flughafen keine Zahlen nennen und verweist auf die Airlines. Diese seien für den Transport und die Sortierung sowie auch für die Nachsendung verantwortlich.

Condor versucht zu beschwichtigen: "Aktuell in der Zustellung"

In diesem Fall Condor. Die Fluggesellschaft entschuldigt sich auf AZ-Nachfrage. Der "außergewöhnlich starke Schneefall" hatte "leider auch Auswirkungen auf die Folgetage", teilt eine Sprecherin am Dienstag mit. "Aufgrund des hohen Gepäckaufkommens dauerte die Bearbeitung und Identifizierung daher länger als gewöhnlich."

Und weiter: "Seit dem Wochenende sind alle betroffenen Gepäckstücke von Anfang Dezember abgearbeitet und an den Zusteller übergeben worden. Sobald ein Gepäckstück zugeordnet ist, wird dieses von einem kurzfristig verfügbaren Kurierdienst zu der vom Gast angegebenen Adresse geschickt. Die Gepäckstücke befinden sich daher aktuell in der Zustellung." Ist das Warten also bald vorbei? Die Sprecherin baut vor: "Im Dezember kann es jedoch wie bei allen Zustelldiensten wegen des Weihnachtsgeschäfts bei der Auslieferung durch die Kurierdienste zu Verzögerungen kommen." Ein Koffer-Weihnachtswunder? Noch möglich.

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Lufthansa: "Auslieferung leider länger als gewohnt"

Aber es ist eben nicht nur Condor betroffen gewesen. Die AZ wollte auch von der Lufthansa wissen, wie die Koffer-Lage mittlerweile aussieht. Eine Sprecherin teilt mit: "Inzwischen konnten zwei Drittel der Koffer zu den jeweiligen Zielorten weitergeflogen werden, von wo sie weiter zu der angegebenen Adresse gebracht werden. Lufthansa arbeitet aktuell mit Hochdruck daran, die verbliebenen, noch nicht ausgelieferten Gepäckstücke an die Kunden zu übergeben. Leider dauert die Auslieferung momentan länger als gewohnt." Der Grund: "personelle Engpässe".

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14 Kommentare
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  • Paha am 20.12.2023 18:57 Uhr / Bewertung:

    Auch meine Tochter wartet seit dem 30.11.23!!! Auf ihren Koffer bom LufthansaFlug von München nach New York. Bis jetzt nichts. Es ist einfach nur frech was da mit den Passagieren gemacht wird. Telefonieren leidet zwecklos.. man kommt nicht durch..Morgen sind es dann 3 Wochen. Koffer ist in München.. aber wo

  • Loddar_70 am 20.12.2023 07:40 Uhr / Bewertung:

    Der zuständige Dienstleister AHS hat bei Google Maps 1.4 Sterne bei 111 Bewertungen. Ich glaube leider nicht an das Koffer-Weihnachtswunder....

  • Loddar_70 am 20.12.2023 07:37 Uhr / Bewertung:

    Leider kann ich die geschilderten Erfahrungen voll und ganz bestätigen. Unsere Koffer von unserem Condor-Flug warten immer noch auf uns. Ich bin jedoch der Meinung, dass dies vermeidbar gewesen wäre. Angesichts des Schnees und des bereits lange stillgelegten S-Bahn-Verkehrs hätten keine Koffer mehr angenommen werden dürfen; es war absehbar, dass nichts mehr funktionieren würde. Diese Entscheidung wollte jedoch erst die Frühschicht am MUC um 5 Uhr treffen.

    Wir wurden trotzdem bis zum Abfluggate geschickt, um dann dort zu erfahren, dass wir alle wieder herausmüssen. Zusammen mit tausenden anderen gestrandeten Personen, einige davon mussten sogar auf dem kalten Boden übernachten. Die Organisation des Flughafens München war äußerst unwürdig für einen internationalen Großflughafen.

    Derzeit stehen wir in regelmäßigem Kontakt mit Condor und haben eine spezielle E-Mail-Adresse zur Nachverfolgung erhalten.
    Wie es weitergeht, bleibt ungewiss, da niemand weiß, wo sich das Gepäck befindet.

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