Kardinal Marx gegen Pegida-Verbot für Katholiken

Dürfen Katholiken an Kundgebungen der Anti-Islam-Bewegung "Pegida" teilnehmen? Kardinal Marx will von einem Verbot nichts wissen. Er widerspricht damit dem Bamberger Erzbischof Schick.
von  dpa
Kardinal Marx: "Jeder muss überlegen, hinter welchen Transparenten er herläuft."
Kardinal Marx: "Jeder muss überlegen, hinter welchen Transparenten er herläuft." © dpa

Dürfen Katholiken an Kundgebungen der Anti-Islam-Bewegung "Pegida" teilnehmen? Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, will von einem Verbot nichts wissen. Er widerspricht damit dem Bamberger Erzbischof Schick.

München - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Münchner Kardinal Reinhard Marx will Katholiken nicht verbieten, an Demonstrationen der Anti-Islam-Bewegung "Pegida" teilzunehmen. "Es gibt dazu keine oberhirtlichen Anweisungen", sagte Marx am Freitag im PresseClub München. "Jeder muss überlegen, hinter welchen Transparenten er herläuft." Er wolle keine Verbote aussprechen, versicherte Marx. "Ich kann nur zu politischer Verantwortung aufrufen."

Der Münchner Erzbischof widersprach damit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der am Donnerstag in einer Predigt gesagt hatte: "Christen dürfen bei "Pegida" nicht mitmachen." Die Äußerung Schicks sei nicht mit ihm abgestimmt gewesen, erläuterte Marx. "Jeder Bischof kann für sich sprechen." Er warnte davor, Pegida dadurch aufzuwerten, "dass wir es zu einer Bewegung hochstilisieren".

Zur Ankündigung von Pegida-Demonstranten, bei ihren Kundgebungen Weihnachtslieder zu singen, sagte Marx: "Wer Weihnachtslieder singt, muss wissen, dass er Jesus bekennt als den Bruder aller Menschen." Der Kardinal mahnte eine sachliche Diskussion an, sprach aber auch von einem "innermuslimischen Krieg": Innerhalb des Islam tobe ein Bruderkrieg, es gebe heftige Auseinandersetzungen unter einzelnen Gruppierungen.

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Hinsichtlich der Verfolgung von Christen etwa im Nahen Osten riet Marx zu einer differenzierten Wahrnehmung. Es müsse unterschieden werden zwischen Ländern, in denen Christen zwar verfolgt werden, "aber leben können", und Ländern, "wo sie an Leib und Leben bedroht werden". Marx appellierte an die Politik, für die Zukunft der Christen im Nahen Osten und im Heiligen Land zu sorgen.

Bei der Frage der Wiederverheiratung geschiedener Katholiken deutete Marx regional unterschiedliche Lösungen in einzelnen Fragen an, auch wenn er die Einheit der katholischen Kirche betonte. Zur Rolle des emeritierten Papstes Benedikt XVI., der seinen ursprünglich liberaleren Standpunkt bei der Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Kommunion revidiert hatte, meinte Marx: "Es gibt nur einen Papst." Es sei nicht im Sinne von Benedikt, wenn der Eindruck entstehe, es gebe zwei Päpste. Andererseits könne man auch nicht über die Meinung eines so bedeutenden Theologen wie Joseph Ratzinger hinweggehen.

Die Reform der Kurie im Vatikan, für die Marx als einer von acht Kardinalen mit zuständig ist, nannte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz "manchmal etwas mühsam". Vor allem in der Frage der Zusammenlegung einzelner Behörden sei Widerstand zu spüren.

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