Flughafen-Baby Franzi: Die grausamen Details

Der Fall hatte im vergangenen Sommer für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Auf der Toilette des Flughafens München brachte eine Frau ein Mädchen zur Welt und versuchte dann, es zu töten. Nun muss sich die 24-Jährige vor Gericht verantworten.
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Auf dieser Toilette des Münchner Flughafens spielte sich das Drama ab.
dpa Auf dieser Toilette des Münchner Flughafens spielte sich das Drama ab.

München/Landshut – Es war ein wunderschöner Sommertag, als sich am Flughafen München ein unvorstellbares Drama abspielte. Eine junge Deutsch-Türkin war gerade mit dem Flugzeug aus Dubai im Landeanflug auf den Airport, als bei ihr die Wehen einsetzten.

Das Kind, das sich da ankündigte, war für sie jedoch ein Problem. Sie hatte die Schwangerschaft verheimlicht und suchte nun nach einer Möglichkeit, das Baby unauffällig loszuwerden. Am Flughafen wurde sie von ihrer Mutter empfangen, die angeblich auch nichts von der Schwangerschaft wusste. Gemeinsam gingen sie zu einer Toilette des Parkhauses P20. Während die Mutter geduldig vor der Türe wartete, brachte die Tochter in der Kabine ihr Kind zur Welt.

Was dann passierte ist kaum in Worte zu fassen. Die damals 23-Jährige nahm die Nabelschnur des frisch geborenen Säuglings und wickelte sie um den Hals des kleinen Mädchens. Nachdem sie vergeblich versucht hatte, das Kind zu strangulieren, stopfte sie es in die Kloschüssel und betätigte die Spülung.

Anschließend verließen die Täterin und ihre Mutter das Parkhaus und fuhren nach Hause nach Heidenheim in Baden-Württemberg. Angeblich, ohne dass die Mutter von der Geburt etwas mitbekommen hätte oder ihrer Tochter nach Entbindung und Tat etwas angemerkt hätte.

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Zufällig anwesender Notarzt reanimiert das Kind

Rund eine halbe Stunde später entdeckte eine Passantin das leblose Mädchen in der Toilettenschüssel und alarmierte sofort die Polizei. Es war reiner Zufall, dass sich in dem Moment auch ein Notarzt und die Besatzung eines Rettungswagens in der unmittelbaren Nähe aufhielten. Sie begannen sofort mit der Reanimation des mit 26 Grad Körpertemperatur stark unterkühlten Säuglings.

Mit dem Rettungshubschrauber wurde das Mädchen in die Haunersche Kinderklinik nach München geflogen, dort kämpften die Ärzte tagelang um sein Leben. Sie gaben dem Mädchen den Namen Franziska, vermeldeten, dass sie bei ihrer Geburt 3500 Gramm wog und 54 Zentimeter groß war – und völlig gesund und lebensfähig. Ob sie durch den Tötungsversuch bleibende Schäden davon getragen hat, wird sich allerdings erst nach Jahren abschließend sagen lassen.

Rund eine Woche lang fahndete die Polizei mit Hochdruck nach Franzis Mutter. Besonderes Augenmerk richtete sie dabei auf die Bilder einer Überwachungskamera. Die zeigten eine Frau, die sich zum Zeitpunkt der Tat in der Nähe der Toilette aufhielt und die man daher als wichtige Zeugin suchte. Später sollte sich herausstellen, dass es sich um die Mutter der Täterin handelte.

Münchner Katzenbesitzer führt die Fahnder zu Franzis Mutter

Der entscheidende Hinweis kam schließlich von einem Münchner Katzenbesitzer: Der Mann hatte aus Dubai eine wertvolle Mau-Katze nach München einfliegen lassen. Für den Transport werden in einschlägigen Internetforen Flugpaten gesucht. Wenn sich jemand bereiterklärt, solch ein Tier "mitzunehmen", sinken die Kosten. Bei der Lufthansa dürfen Katzen sogar in einer Box in der Kabine mitfliegen.

Die hochschwangere 23-Jährige aus Heidenheim an der Brenz, die am 30. Juli mit Lufthansa um 8.25 Uhr Ortszeit in der Hauptstadt der Arabischen Emirate abhob und um 12.55 Uhr in München landete, hatte die Flug-Patenschaft für die Mau-Katze des Münchners übernommen. Die junge Frau hatte zuvor drei Monate lang als Au-pair-Mädchen in Dubai gearbeitet. Schwanger war sie also bereits vor dem Antritt ihres Auslandsaufenthaltes gewesen. Auf dem Rückflug setzten dann die Wehen ein.

Als die junge Frau dem Münchner die Box mit der Katze am Flughafen übergab, bemerkte der Zeuge die Auswirkungen der Wehen, die die junge Frau aber mit Übelkeit nach Turbulenzen während des Fluges erklärte. Als er von der Fahndung der Polizei hörte, erinnerte er sich wieder an die Beobachtung und alarmierte die Fahnder.

Mutter leugnet alles - DNA-Test überführt sie

Als die mittlerweile 24-jährige Mutter der kleinen Franzi schließlich ermittelt worden war, leugnete diese zunächst alles. Erst ein DNA-Test belegte zweifelsfrei, dass die junge Erzieherin tatsächlich das kleine Mädchen zur Welt gebracht hatte. Zuvor hatte sie darauf bestanden, niemals schwanger gewesen zu sein – eine Behauptung, die auch ihre Eltern bekräftigten. Der Vater des Kindes ist immer noch unbekannt.

Ab Dienstag (03.05.2016) steht die 24-Jährige nun in Landshut vor dem Amtsgericht. Sie ist des versuchten Totschlags angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu 15 Jahre Haft. Das Gericht hat insgesamt fünf Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil wird Anfang Juni erwartet.

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