"Hat mich verblüfft": Was Willy Astor über prominenten Sternekoch verrät
München - Was viele nicht wissen: Willy Astor rührt nicht nur Worte, sondern auch den Kochlöffel. Nun hat der leidenschaftliche Hobbykoch sogar ein Kochbuch veröffentlicht. Das Besondere: Er stellt nicht nur seine persönlichen Lieblingsrezepte vor, sondern auch die seiner Freunde. "Wir sehen uns vorm Gericht", versammelt einen bunten Mix aus privaten Freunden, berühmten Kabarettisten und Köchen, Musikern und mehr.
Sie alle hat Astor daheim besucht, ihnen beim Kochen über die Schulter geschaut, ihre Gerichte fotografiert und natürlich probiert. Herausgekommen ist ein sehr persönliches Buch mit Geschichten und Gerichten ganz unterschiedlicher Menschen.

AZ: Herr Astor, was ist wichtiger: lachen oder essen?
WILLY ASTOR: Die Kombi! Beides sind Essenzen des Lebens. Der Ringelnatz hat gesagt: Humor ist der Knopf, den wir drücken müssen, damit uns nicht der Kragen platzt. Ich denke, Lachen ist heute ein wichtiges Tool für Resilienz.
Willy Astor: Kabarettist aus München über Kochen und prominente Freunde
Gibt es Gerichte, die Ihnen vor einem Auftritt besonders gute Laune machen?
Wenn man auf Tour ist, kann man sich nicht aussuchen, was man essen will. Im besten Fall können wir uns etwas von einer Restaurantkarte bestellen. Mein Techniker und ich lieben beide asiatische Küche, alles, was möglichst frisch gekocht ist. Aber oft müssen wir uns was in die Garderobe liefern lassen. Und eine Garderobensituation ist alles andere als charmant. Das ist nicht immer lustig.
Lustig wird's hoffentlich danach.
Genau. Lustig muss es sein, wenn der Vorhang aufgeht. Ein Abend auf der Bühne, wo es etwas zu Lachen gibt, ist ja auch so etwas ähnliches wie ein Gericht. Ein Lach-Gericht. Ein Menü mit Intro und Hauptspeise. Und das Dessert ist die Zugabe.
Was bedeutet für Sie Münchner Küche?
Münchner Küche ist das, was meine Mama gekocht hat. Eines ihrer absoluten Mega-Schmankerl war ihr Sauerbraten mit Semmelknödeln. Auch ein saures Lüngerl hat nirgends so gut geschmeckt wie bei ihr. Sie war eine sensationelle Köchin. Leider konnte ich sie nicht mehr in mein Kochbuch aufnehmen. Sie war ein Universal-Genie, eine tolle Bäckerin und eine sehr lustige Frau, die ganze Gesellschaften unterhalten konnte. Essen hält Leib und Seele zusammen, das war ihr Motto.
Kochen Sie selbst oft für Gäste?
Ja, sehr gerne. Ich liebe schon das Einkaufen, das Prozedere, wenn sie kommen. Da bin ich sehr pedantisch. Der Aperitif muss perfekt, der Weißwein gekühlt sein. Der erste Ratsch beim Reinkommen, ein paar Oliven dazu, herrlich. Es das ist das Schönste, wenn gute Geister das Haus beseelen. Was ich gar nicht mag, ist, wenn Leute eher kommen und ich noch nicht fertig bin. Früher waren das immer meine Eltern (lacht).
Kochbuch "Wir sehen uns vom Gericht": Entstehungsgeschichte und Hintergründe zum Buch
Kochen Sie oft für sich selbst?
Ja, sehr gerne. Da höre ich dann Radio und schnipsel dabei. Dann experimentiere ich auch öfter und denk mir hinterher: Schade, dass jetzt keiner da ist und das probieren kann.
Kochen Sie immer nach Rezept?
Penne Arrabiata oder ein Wokgericht koche ich frei Schnauze. Aber wenn ich für Gäste was Besonderes mache, dann nehme ich ein Rezept.
Gibt es einen Küchenklassiker, den Sie besonders gerne servieren?
Wenn ich mit meinen Musikern zusammensitze und wir kriegen plötzlich Hunger, dann mache ich meistens Spaghettini mit Aglio, Olio, Peperoncino und Petersilie. Die Zutaten habe ich eigentlich immer daheim. Ganz begeistert bin ich auch von Gerhard Polts Rezept in meinem Kochbuch: Spaghetti Povera Gente. Ein ganz einfaches Gericht mit simplen Zutaten, das wunderbar schmeckt.

Gibt es noch weitere Entdeckungen in Ihrem Kochbuch?
Den Fisch von Hans Haas müssen Sie unbedingt ausprobieren! Das ist total easy. Da wird eine Forelle mit Meerrettich mariniert, ein Ciabatta ganz dünn geschnitten und rumgewickelt. Das wird im Ofen so richtig resch. Auch das Blumenkohl-Curry von Eckart Witzigmann ist der Wahnsinn.
Ist Kochen eher Entspannung oder Anspannung für Sie?
Anspannung ist für mich nur, wenn ich etwas koche, was ich noch nicht so oft gemacht habe. Aber wenn ich mal ein Problem habe, dann ruf ich halt den Witzigmann an.
Gerhard Polt, Eckart Witzigmann: Prominente Autoren in Willy Astors Kochbuch
Sind das im Buch wirklich alles Ihre Freunde?
Ja. Die Christa Malke zum Beispiel ist meine älteste Freundin. Die hat vor 45 Jahren bei mir einen Gitarrenkurs an der Volkshochschule gemacht. Ihre Allgäuer Krautkrapfen müssen Sie auch unbedingt nachkochen!
Nach welchem Prinzip haben Sie die Leute ausgewählt?
Nach Sympathie, Freundschaft und Gefühl. Ich habe auch Freunde, die nicht kochen können. Aber die im Kochbuch sind alle Kulinariker und Genießer wie die Christa. Auch meine Schwiegermutter Renate ist im Buch.
Hat Sie jemand besonders überrascht?
Was mich verblüfft hat, war, in welch bescheidenen Verhältnissen jemand wie Eckart Witzigmann kocht. Der hatte in seiner Zeit als Koch 17 Leute unter sich und zu Hause kommt er mit einer ganz einfachen Kochzeile aus. Auch bei Hans Haas ist das so. Ihre Bescheidenheit und Menschenfreundlichkeit beeindruckt mich.
Ein Rezept aus dem Buch: Spaghetti Povera Gente, vorgeschlagen von Gerhard Polt
Ein Arme-Leute-Essen aus Neapel

Zutaten für 4 Personen: 4 große Zwiebeln
4 Karotten
Reichlich Olivenöl
3 Knoblauchzehen, klein geschnitten (wer mag)
Oregano
Salz
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
500 g Spaghetti
Zubereitung: Zwiebeln in dünne Ringe schneiden (mit Brotmaschine, Gemüsehobel oder per Hand), Karotten (auf Bairisch Geiwe Ruam) grob raspeln.
Beides in reichlich Olivenöl (es sollte in einer großen Pfanne ca. 1,5 cm hoch stehen) langsam bei moderater Hitze simmern lassen, immer wieder mal umrühren, ruhig etwas anschmoren lassen, mindestens 1-1,5 Stunden zu einer leicht sämigen Masse verkochen. Wer möchte, kann eine halbe Stunde vor Kochende noch drei klein geschnittene Knoblauchzehen mitschmurgeln lassen, dann mit Oregano, Salz und frisch gemahlenem Pfeffer würzen. Das Ganze auf frisch al dente gekochte Spaghetti geben und genießen.
Dazu passt hervorragend ein leichter italienischer Rotwein.
Willy Astor: Wir sehen uns vorm Gericht!, Kunstmann, 28 Euro
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