Gastro, Kulinarik und Geheimtipps: Die AZ auf Spurensuche in München
München - Klein, bunt, kreativ! Wir sind durch München gestreift, auf der Suche nach den spannendsten Foodspots. Das Ergebnis: interessante Geschichten und vielfältige kulinarische Entdeckungen.
Gefunden haben wir auf dieser Exkursion unter anderem Mini-Burger, Origami-Crêpes und reichlich Kalorien. In diesem Sinne: "Diet always starts tomorrow".
"Der kleine Flo" in München: Burger im Mini-Format
"Der kleine Flo" ist eine Liebeserklärung: Kulinarisch an Burger und die spanische Tapas-Kultur. Ganz persönlich zwischen den Inhabern Julia und Flo. Die beiden lernten sich 2006 in einem Flugzeug nach Vancouver kennen.
Sie (18) hatte gerade ihr Abitur gemacht. Er (21) die Lehre zum Koch abgeschlossen. Zusammen bereisten sie Kanada, später Spanien. Seitdem ist viel passiert, aber im "Kleinen Flo" spiegelt sich ihre gemeinsame Vergangenheit wider: Aus Kanada stammt die Liebe zu Burgern, die flache Hierarchie im Team und ein Teil der Einrichtung. Aus Spanien die Tapas-Idee: Kreative Burger im Mini-Format.
Dieses Konzept wird sehr stringent durchgezogen. Es gibt kleine Beilagen, kleine Nachspeisen, kleines Besteck. Letzteres wird regelmäßig geklaut, was Julia und Flo mit den Worten "Wir waren ja auch mal jung" kommentieren. Die beiden sind das wahrscheinlich sympathischste Gastro-Paar Münchens.

Zum Glück schmeckt auch ihr Essen. Buns, eingelegtes Gemüse, Dressings – alles ist hausgemacht, das Ochsenfleisch kommt frisch vom Metzger.
21 Mini-Burger stehen auf der Karte, sie können einzeln oder in fair kalkulierten Menüs bestellt werden. Die "große" Variante (14,90 Euro) enthält drei Mini-Burger, eine Beilage und einen Dip.
Klassiker gibt es, aber die kreativeren Varianten machen mehr Spaß
Sieben Burger sind frei wählbar, alle anderen kosten einen Aufpreis. Klassiker wie "Hamburger" (3,60 Euro) oder "Cheeseburger" (4,10 Euro) gibt es zwar, aber nur dafür sollte man den "Kleinen Flo" nicht besuchen. Spaß machen eher die kreativeren Varianten: Der "Koreanisch-japanische Fusion Burger" (4,60 Euro) mit selbst eingelegtem Kimchi oder der "Trüffel-Speck-Hendl" (4,60 Euro), serviert mit einer erstaunlich leichten Trüffel-Mayonnaise.
Unser vegetarisches Highlight: Ein perfekt ausbalancierter "Französischer Ziegenkäse-Burger" (4,60 Euro): Der karamellisierte, fruchtige Apfel harmoniert hier perfekt mit dem süßen Feigensenf und dem herzhaften Käse. Von den Beilagen begeistern uns speziell die knusprigen Süßkartoffel-Pommes (2,50 Euro).
Serviert wird das alles von einem sehr aufmerksamen, herzlichen Service. Der bringt auch gerne noch ein Dessert: Etwa eine wunderbar luftige Toblerone-Creme (1,90 Euro) oder die leider etwas zu flüssig geratene Creme Brûlée (1,90 Euro).
Als wir den "Kleinen Flo" verlassen, satt und zufrieden, sind wir plötzlich sehr glücklich darüber, dass sich Julia und Flo vor 18 Jahren in diesem Flugzeug nach Vancouver kennengelernt haben.
Josephspitalstraße 4, 80331, Mo-Fr: 11.30-23 Uhr, Sa: 12-23 Uhr, derkleineflo.de
"Dapkies": Riesige Cookies im Glockenbachviertel
Von kleinen Burgern machen wir uns auf zu riesigen Cookies. Wer im "Dapkies" isst, schwitzt anschließend Zucker statt Salz. Leicht bekömmlich ist hier nur die Einrichtung: sanfte Pastelltöne an den Wänden, ein kleiner Sitzbereich mit gepolsterten Holzbänken, darüber Stoffblumen. Chefin Dalena zählt mit ihren 30 Jahren zur "Generation Y".
Für das Interieur hat sich die Digital Native direkt bei der Plattform Pinterest inspirieren lassen und – so finden wir – ein gutes Händchen bewiesen. Ob das auch fürs Essen gilt?
Während einer USA-Reise lernte sie Cookie Dough kennen. Schnell war ihr klar: "So etwas will ich jeden Tag essen, also mache ich einen Laden auf." Seit Mai 2022 verkauft sie den rohen Keksteig nun im Glockenbachviertel, zusammen mit Mutter My und Bruder Nam. Der frische Teig kommt ohne Eier und Backpulver aus, ist also gut verträglich. Serviert wird er im Eisbecher, mit einem kleinen Löffel, verschiedenen Toppings und Saucen.

Schon die kleinste Portion (3,90 Euro) führt fast an den Rand der Diabetes. Gleichzeitig leben Kindheitsträume auf: Statt Schüsseln mit Teigresten auszulecken, darf man hier ganze Kugeln wegatmen. Wer das mag und sein inneres Kind reaktivieren möchte, ist bei "Dapkies" genau richtig. Handwerklich ist der Teig jedenfalls gut gemacht: Cremige Konsistenz, kein künstlicher Geschmack. Wie Keksteig aus der Schüssel eben.
Wer es lieber klassisch mag, kann auch auf einen großen Cookie zurückgreifen. Der kostet stolze 4,90 Euro (gefüllt: 5,90 Euro), ist aber wirklich riesig und perfekt ausgebacken, mit knusprigen Rändern und einer weichen Mitte. Wie man sich auch entscheidet: Diabetiker – und solche, die es nach dem Besuch geworden sind – sollten besser die doppelte Menge Insulin einplanen.
Pestalozzistraße 7, 80469, Di-Fr: 13-19 Uhr, Sa-So: 12-19 Uhr
"Loqma Churros": Süßgebäck im Doppelpack
Wer nach dem "Dapkies" immer noch nicht genüg Süßes hat, muss nur 20 Minuten spazieren, dabei die Isar überqueren, und kann dann einfach weiter essen. Das "Loqma Churros" in Au-Haidhausen vereint gleich zwei Diät-Killer: Die bekannten spanischen Churros und die hierzulande weniger prominenten Loqma. Während Churros aus Brandteig bestehen, sind Loqma türkische Hefeteigbällchen.

Sie können bei ähnlicher Temperatur frittiert werden, was Teilinhaber Samet Kahveci auf die Idee brachte, das Süßgebäck im Doppelpack anzubieten. Er isst sie selbst gerne und sieht dafür noch ziemlich fit aus. Samet sagt aber auch: "Churros könnte ich täglich haben, Lokma nicht immer."
Außen knusprig, innen weich: Teig und Füllung verschmelzen
Ich probiere und bin sofort überzeugt, beides essen zu können und zwar jeden Tag. Loqma (5,90 Euro inkl. Füllung, Saucen, Obst) und Churros (6,90 Euro, inkl. Füllung, Saucen, Obst) ergänzen sich überraschend gut, in Geschmack wie Textur: Außen sind sie knusprig, Innen ganz weich. Der Teig und die Füllung verschmelzen miteinander.
Dass die Loqmas etwas weniger süß sind, fällt unter den Toppings und der Schokoladensauce nicht auf, alles vermischt sich zu einem sündigen Vergnügen, angenehm abgefedert durch die Säure der Erdbeeren. "Diet always starts tomorrow", steht in Neonfarben an der unverputzten Backsteinwand. Ich nicke mit vollen Backen. So sehe ich das in diesem Moment auch.
Humboldtstraße 23, 81543, Mo-So: 12-21 Uhr
"Pepe am Isartor": Pizza to go
Diesem schönen Motto muss man treu bleiben – auch am nächsten Tag wird die Diät verschoben. Der Grund: Pizza to go. Klingt nach der grausamen Amerikanisierung eines italienischen Kulturerbes. Daniel Boraitis, Inhaber von "Pepe am Isartor", scheint sich dem Konfliktpotenzial bewusst zu sein.

Schnell zückt er sein Handy und die Fotos belegen: In Neapel gibt es sogenannte gefaltete Portafogli an jeder Straßenecke. Also, durchatmen – Pizza to go ist nicht vergleichbar mit kulinarischen Eindeutschungen wie Pizza Hawaii oder Carbonara mit Sahne.
Daniel hat das Restaurant im Juni 2023 übernommen. Vom Vorgänger, dem wenig italienischen Franchise "Pizza Hut", ist nur das Verkaufsfenster mit Blick zur Straße geblieben. Daraus wird die Portafoglio an vorbeilaufende Passanten gereicht.
Sehr zu empfehlen: die würzige Parmesansauce
Sie können aus zwei Sorten wählen: Margherita (6 Euro) oder Salami (7 Euro). Die Portafoglio ist etwa 40 Porzent kleiner als eine normale neapolitanische Pizza, der Rand zudem flacher gekrümmt. Teig, Sauce, Belag bleiben hingegen gleich. Damit es schnell geht, werden die Pizzen im Laufe des Tages vorbereitet und in einem großen goldenen Kupferkessel, dem Stufa, warmgehalten.
Etwa 40 bis 50 verkauft Daniel täglich, vor allem an Schüler und Menschen, "die es eilig haben". Und auch im Test überzeugt die Portafoglio: Sie schmeckt wie eine normale Pizza, ist aber etwas teiglastiger. Damit es nicht zu trocken wird, empfiehlt sich die optionale, würzige Parmesansauce. Dann aber unbedingt Servietten mitgeben lassen, sonst wird der schnelle Snack zur Sauerei.
Alternativ bietet sich eine Pizza Fritta (6 Euro/7 Euro) im to go-Format an. Auch die gehört zum traditionellen Streetfood in Italien – die Kulinarik-Polizei kann also wieder nach Hause gehen.
Zweibrückenstraße 1, 80331 , Mo-Fr: 11.30-22.30 Uhr
"Shang Miang": Biang-Biang-Nudeln in den Stachus-Passagen
Deutlich versteckter ist das chinesische "Shang Miang" positioniert. Es liegt in den Stachus-Passagen und hat eher Imbiss- als Restaurantcharakter: Bezahlt wird am Tresen, die kleine Küche ist offen, man kann während des Essens die vorbeiziehenden Menschenströme beobachten.

Entsprechend klein fällt die Karte aus, es gibt vor allem handgezogene Biang Biang-Nudeln, wahlweise in hausgemachter Sauce oder in einer mit der Sauce versetzten Gemüsebrühe. Die Einlagen bilden verschiedene Fleischsorten oder vegetarische Alternativen, dazu etwas Gemüse.
Heimlicher Star: die Sauce
Das beliebteste Gericht, die "Biang Biang mit Rindfleisch" (13,90 Euro) wird mit frischen Frühlingszwiebeln, Pak Choi und Koriander serviert. Der heimliche Star ist aber die tiefe, perfekt abgeschmeckte Sauce. Das Rezept will uns die Bedienung nicht verraten, die Basis scheint aus schwarzem Essig, Knoblauch, Rohrzucker und Sojasauce zu bestehen. Auch das sous vide-gegarte Rind passt geschmacklich, hätte aber einen Hauch zarter sein können.
Die angenehme Schärfe kommt übrigens nicht von der Sauce, sondern dem zugegebenen Chili-Öl. Im chinesischen Original wird es direkt mit der Sauce vermengt, das wäre dem deutschen Gaumen jedoch nicht zumutbar. Deswegen kann der Schärfegrad im "Shang Miang" individuell angepasst, das Öl theoretisch auch ausgelassen werden.
Stachus-Passagen UG, Karlsplatz 1, 80335, Mo-Sa: 10:30-20:00 Uhr
"Japan Streetfood": Crêpes sorgen für Hype
Eine erfolgreiche Neueröffnung konnte der "Japan Streetfood" in Schwabing feiern. Er hat nur Crêpes im Sortiment, und als wir die Chefin für ein Interview kontaktiere, lehnt sie zunächst ab. Begründung: Der Anfang Dezember eröffnete Laden sei so voll, da könne sie zusätzliche Aufmerksamkeit gar nicht gebrauchen. In den Sozialen Netzwerken ist ein kleiner Hype um ihren Laden entstanden.

Überraschend kühl hingegen der erste Eindruck: Im hinteren Bereich des Ladens fehlt der Boden, ein provisorischer Softbox-Strahler beleuchtet gerahmte Mangas. Aber gut: Hier handelt es sich eben um einen Pop Up-Store, ein Projekt mit unbestimmter Laufzeit, ins Leben gerufen vom benachbarten "Neo Tokyo Store" und einem japanischen Familienunternehmen.
Viel wichtiger ist schließlich, wie es schmeckt. Ein erster Blick auf die Karte offenbart: Wer die Sorten "Nutella" oder "Zimt/Zucker" sucht, wird hier nicht fündig. Der "Classic Crêpe" (5,80 Euro) mit Vanillecreme, Sahne und Schokosauce kommt dem noch am nächsten. Spannender sind aber der "Crème Brûlée Apfel" (7,80 Euro) oder – besonders beliebt – der "Matcha Crème Brûlée" (7,80 Euro). Auch optisch heben sich die dünnen Pfannkuchen deutlich von dem üblichen Kirmes-Produkt ab. Kunstvoll werden sie aufgerollt, an einem Ende verschlossen, am anderen Ende befüllt und dann vertikal serviert. Hübsch sieht das aus, sehr fotogen. Aus dem Origami-Land Japan darf man das aber auch erwarten.
Die Vanillecreme ist sehr präsent
Geschmacklich landen die Crêpes dann eher im Mittelmaß: Der "Crème Brûlée Apfel" ist gut flambiert, die Apfelstücke fruchtig. In der Matcha-Version gerät die Karamellkruste hingegen zu dunkel. Die Blattgoldverzierung sieht nett aus, bietet darüber hinaus aber keinen Mehrwert. Generell ist der Grundgeschmack eher flach, auch weil sich die Basis, eine Vanillecrème, bei sämtlichen Variationen ähnelt.
Vielleicht ist aber auch der Geschmacksnerv abgestumpft, nach all den Burgern, Pizzen und Zuckerbomben. Am besten, man überzeugt sich selbst – München bietet schließlich viel Auswahl.
Haimhauserstraße 5, 80802, Mi-Fr: 12-18 Uhr, Sa: 12-19 Uhr, So: 13-17 Uhr
- Themen:
- Glockenbachviertel
- Isartor
- München