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Dominik Krause verzichtet auf Dienstwagen: Münchens Bürgermeister überrascht mit Personal-Entscheidung

Dienstwagen mit Chauffeur: Das nehmen Münchner Bürgermeister normalerweise selbstverständlich in Anspruch. Doch nun kommt es anders. Die AZ erklärt die Hintergründe.
Felix Müller
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Bürgermeister Dominik Krause ohne Dienstwagen, dafür mit Fahrrad.
Bürgermeister Dominik Krause ohne Dienstwagen, dafür mit Fahrrad. © Bernd Wackerbauer

München - Unter Ober- und anderen Bürgermeistern gilt es seit vielen, vielen Jahren als eine Tatsache: Ohne Dienstwagen und eigenen Fahrer sind diese Jobs nicht zu machen. Akten bearbeiten, vertrauliche Telefonate führen – das müsse doch auch auf dem Weg zwischen Terminen möglich sein. Doch nun tritt einer an, das Gegenteil zu beweisen: der neue Zweite Bürgermeister von den Grünen. "Dominik Krause verzichtet auf einen eigenen Dienstwagen", bestätigte das städtische Direktorium am Freitag der AZ.

Krauses Vorgängerin Katrin Habenschaden, Wohnort: Aubing, hatte einen BMW i3 inklusive persönlichem Fahrer im Einsatz. Krause, Wohnort: Obergiesing, setzt auf U-Bahn und das Radl. "Ich nutze die Öffentlichen Verkehrsmittel und das Fahrrad, so wie die meisten Münchnerinnen und Münchner. Das geht in der Regel einfach am schnellsten", sagt Krause der AZ. "Wenn ich mal ein Auto brauche, dann nehme ich ein Taxi oder nutze Carsharing-Angebote."

Habenschadens Fahrer ist laut Direktorium nun für die Stadtkanzlei tätig – weiter als Fahrer. Es handele sich um Kurierfahrten, erzählt man sich auf den Fluren des Rathauses.

Bürgermeister Krause hätte erstmal einen BMW i3 bekommen

Einen ganz neuen Dienstwagen hätte sich Krause übrigens formal zunächst ohnehin nicht aussuchen dürfen. Er hätte nach den städtischen Gepflogenheiten Habenschadens BMW übernommen – und dann selbst wählen dürfen, wenn der Leasingvertrag geendet wäre.

Die Stadt hat für die Dienstwagenflotte dem Vernehmen nach sehr gute Konditionen mit BMW, für den Autobauer ist die Münchner Stadtspitze auch ein Werbeträger. Die offenbar sehr guten Konditionen sind auch ein Grund dafür, dass Krause Rathaus-intern nicht mit Kritik hätte rechnen müssen, hätte er sich weiter eines Wagens bedient.

Auch, als bei OB Dieter Reiter (SPD), Wohnort: Sendling, vor Monaten der Leasingvertrag auslief und er auf einen Elektro-BMW setzte, blieb es ruhig. Reiter hatte sich für einen i7 mit Blaulicht entschieden, das Modell bezeichnet der ADAC als "eine der längsten und größten Luxuslimousinen der Welt". Doch nicht nur ein Aufschrei blieb aus, es murrte nicht mal.

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Möglicherweise kommt Krause so Kritik zuvor

Einem Münchner OB stehe ein neuer BMW gut zu Gesicht, hieß es selbst aus der Opposition gönnerhaft. Auch an der Dritten Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die mit einem 5er-BMW in der Stadt unterwegs ist, ist in dem Zusammenhang noch nie Kritik im Rathaus laut geworden.

Nicht auszuschließen trotzdem, dass Krause mit seinen 33 Jahren eine öffentliche Debatte ans Bein bekommen hätte – mit ungewollten Fotos etwa, zu denen mancher gestöhnt hätte "so ein junger Bursch in der eigenen städtischen Limousine". Dass das Thema Dienstwagen für Grüne ein Heikles werden kann, hatte schon Katrin Habenschaden mit ihrem i3 bemerkt, die etwa die "Bild" als "Anti-Auto-Grüne und Dienstwagen-Königin" verspottete.

Künftig also parkt im Rathaus-Innenhof neben den Dienstlimousinen wohl öfter ein Bürgermeister-Radl. Krause ist wichtig, die Aktion nicht zu überhöhen. "Es gibt natürlich viele Menschen, die nicht das Glück haben, so wie ich gleich eine U-Bahn-Station ums Eck zu haben und die aufs Auto angewiesen sind."

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Bei Regen fährt Krause lieber U-Bahn als Rad

Sein politisches Ziel sei, "das Angebot bei Bus, Tram und U-Bahn zu verbessern und gute Radwege zu bauen", betont er. So dass die Münchner selbst entscheiden könnten, welche Verkehrsmittel sie nutzen. "München ist ja in vielen Rankings spitze, aber den Titel Stauhauptstadt wäre ich gerne los."

Krause selbst scheint gar keiner der überzeugten Komme-was-wolle-Ganzjahres-Radler zu sein. Wenn es regnet,  bevorzuge er fast immer die U-Bahn, heißt es aus seinem Umfeld. Gut möglich also, dass die Münchner öfter einen Bürgermeister treffen. Am Morgen in der Bahn.

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152 Kommentare
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  • Geradeaus-Denker am 29.11.2023 00:35 Uhr / Bewertung:

    Dass er statt Auto Rad fahren will, verstehe ich ja. Aber dass er auch gleich auf den Fahrer verzichtet, verstehe ich nicht. Wo soll das hinführen? Die Arbeitsplätze !

  • Der wahre tscharlie am 29.11.2023 17:48 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Geradeaus-Denker

    Vielleicht fährt er auch ab und zu Rikscha? Wissen wir es? Nein.
    Aber vielleicht können uns die Foristen mehr mitteilen, die Frau Habenschaden immer mitm Auto übern Marienplatz haben fahren sehen. zwinkern

  • am 28.11.2023 18:17 Uhr / Bewertung:

    Fun Fact:

    Beim neuen Landrat von Sonneberg, Robert Sesselmann, kommentierte man das identische Vorgehen seitens der "Grünen" als "reinen Populismus".

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