Trotz Sparkurs bei der MVG: Mobilitätsexperten fordern neue Buslinie in der Au

Die MVG will beim ÖPNV-Ausbau radikal sparen. In der AZ erklären Verkehrsexperten, warum sie trotzdem eine neue Buslinie fordern oder gerade deswegen.
Myriam Siegert
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Schon jetzt fahren viele Busse im ausgedünnten Takt.
Schon jetzt fahren viele Busse im ausgedünnten Takt. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Au - Mehr Platz für Spaziergänger, Jogger, Radfahrer: Der geplante Ausbau des Radwegs am oberen Ende der Zeppelinstraße soll die Verkehrssituation verbessern und entschärfen (AZ berichtete)
Der VCD München, ein Mobilitätsverband, der sich schon seit Ende der 80er Jahre nach eigenen Angaben für "klimaschonenden Verkehr" und die "intelligente Verknüpfung aller Fortbewegungsarten", also Gehen, Radeln, Autofahren und ÖPNV, einsetzt, begrüßt diese Pläne der Stadt. Der breitere Radweg werde "hier, auf einer der Hauptradrouten der Stadt, dringend benötigt". Doch zugleich beklagt der VCD eine "vertane Chance" in dieser Gegend - und zwar für den ÖPNV.

Wenn schon umgebaut wird, dann doch gleich auch für einen neuen Bus

Die Umgestaltung an der Zeppelinstraße sei eine gute Gelegenheit, die Voraussetzungen für eine Buslinie durch diesen Winkel der unteren Au zu schaffen, so der VCD in einer Mitteilung in der vergangenen Woche. "Dass dieser Teil der Au immer noch nicht mit dem ÖPNV erschlossen wird", sei "völlig inakzeptabel".  VCD-Sprecher Wolfram Liebscher erklärt im Gespräch mit der AZ, der Abschnitt zwischen Schweiger- und Rosenheimer Straße sei in Sachen ÖPNV ein regelrechter "weißer Fleck auf der Karte". Und das "in einer solchen innerstädtischen Lage und bei einer sehr hohen Wohndichte", so Liebscher. "Vom Mariahilfplatz zum Volksbad, da läuft man schon ein ganz schönes Stück."

Der Bus in der Au wird schon lange gefordert

Ein Busanschluss für diesen Bereich hätten sowohl der Bezirksausschuss (BA) als auch die Bürgerversammlung schon mehrmals beantragt und gefordert, so der VCD. Zuletzt, vor gut zwei Jahren, sprach man sogar bei einer Ortsbegehung des BA mit Vertretern der MVG über einen möglichen Verlauf und Haltstellen.

Das Ergebnis: Ein Bus, der in südlicher Richtung durch die Zeppelinstraße fahren sollte, mit Haltestellen an der Zenneckbrücke beim Deutschen Museum und am Pestalozzi-Gymnasium. Richtung Norden ginge die Route durch die Lilienstraße, mit Haltestellen am Eck zur Schweigerstraße und am Paulanerplatz. Es habe auch Überlegungen gegeben, die Route in das Innenstadtbuskonzept einzubauen, so Liebscher.

Auf Höhe der Zenneckbrücke, die von der Zeppelinstraße zum Deutschen Museum führt könnte eine Haltestellen der neuen Linie sein, so die Idee.
Auf Höhe der Zenneckbrücke, die von der Zeppelinstraße zum Deutschen Museum führt könnte eine Haltestellen der neuen Linie sein, so die Idee. © IMAGO/Ulrich Wagner

 

Doch passiert ist seitdem nichts - "sehr enttäuschend" aus Sicht des VCD. "Der Stadtrat hat unseren Wunsch nicht aufgegriffen", und auch die MVG verfolge dieses Ziel aktuell offenbar nicht mehr, so Liebscher. Dabei gebe es das Thema etwa im BA schon seit 20 Jahren. "Die Ur-Idee" sei gewesen, den 52er Bus zwischen Tierpark und Sendlinger Tor "an der Schweigerstraße weiter geradeaus zu führen", eben durch Zeppelin- bzw. Lilienstraße zum Isartor und weiter zum Odeonsplatz. Eine Verknüpfung dorthin fehle und sei ebenfalls immer wieder Thema gewesen. 

Eine neue Buslinie in Zeiten des großen Sparkurses?

Die Strecke über die Corneliusbrücke und Gärtnerplatz zum Sendlinger Tor hingegen werde auch vom Bus 62 befahren. "Diese Parallelbedienung macht keinen Sinn, die Linien nehmen sich hier die Gäste weg", so Liebscher. Zählungen, die zeigten, dass der Bus 52 zwischen Gärtnerplatz und Sendlinger Tor am schlechtesten ausgelastet sei, habe es schon gegeben. Die Route des 52ers zu ändern, erscheine also nach wie vor sinnvoll.

Aktuell ist die Lage allerdings eine ganz andere. Es herrscht Fahrermangel, viele Linien fahren mit ausgedünntem Takt, auch der 52er. Anfang der Woche kamen noch dazu Details zum Sparplan der MVG an die Öffentlichkeit, die Schockpotential hatten.

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2,7 Milliarden Euro weniger als geplant soll die Stadt in den ÖPNV investieren und statt den vom Stadtrat beschlossenen 30 Prozent ÖPNV-Anteil bis 2030 nur noch 28 Prozent bis 2035 anstreben. Gestrichen würden dabei vor allem Großprojekte, wie neue Betriebshöfe, aber beispielsweise auch neue U-Bahn und Tramlinien.

Liebscher hofft, dass Buslinien hiervon nicht betroffen sind. Bei knappen öffentlichen Kassen müsse eher bei teuren "Prestigeprojekten" gespart werden. "Es ist nun umso wichtiger, auf kleinere Maßnahmen zu setzen, weil da keine neuen Investitionen notwendig sind", so Liebscher. Der Mobilitätsexperte ist überzeugt: "In der Au könnte man mit wenig Ressourcen eine gute Lösung finden." Etwa, indem man "die Buslinien einmal neu ordnet", so Liebscher. Gerade jetzt. "Es braucht nur den politischen Willen dazu."

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10 Kommentare
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  • tutnixzursache am 26.11.2023 09:32 Uhr / Bewertung:

    noch so ein "Experten"-Verband.

  • glooskugl am 26.11.2023 08:15 Uhr / Bewertung:

    Der 52 nur noch im 20 Minuten Takt... Werden die Ersparnisse von 50% auch auf den Kunden weitergegeben? Schließlich muss sich der Fahrgast jetzt den Arsch abfrieren bis der Bus kommt?
    Die alten Leute mit den Rollatoren ... schön ist das nicht.

  • AK1 am 26.11.2023 19:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von glooskugl

    Die meisten Kunden zahlen schon seit Mai weniger.

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