Platz vor Kult-Kino in München wird umgebaut: 95 Parkplätze verschwinden
München - Aktuell herrscht an der Kreuzung Rosenheimer-, Lilien- und Zeppelinstraße meist eher Chaos – was aber vor allem am Fahrspurgewirr rund um die Dauerbaustelle an der Ludwigsbrücke liegen dürfte. Doch auch ohne die Baustelle könnte man aus dem kleinen Platz vor dem Traditionskino Museum-Lichtspiele – am Berg hoch zum Gasteig – schon etwas mehr machen. Der Bauausschuss des Stadtrats hat genau das in der vergangenen Woche beschlossen.
Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) erklärt in einer Mitteilung im Nachgang der Sitzung: "Wir sorgen für einen deutlich grüneren Platz und einen Ort, an dem man sich gerne aufhält. Die Planungen schaffen mehr Raum für Fußgängerinnen und Fußgänger. Außerdem verbessern wir die Situation für Radfahrende deutlich." Ein gefährliches "Nadelöhr" werde entschärft.
Neues Platzerl in München: Ein Ort, an dem man sich gerne aufhalten wird
Wie sieht die Umgestaltung also konkret aus? Der Platz wird grundsätzlich vergrößert. Sitzelemente, teils mit Rückenlehnen, sollen den kleinen Platz umrunden. Der Gehweg rundherum soll 2,50 Meter breit werden. Drei Bäume, die vor dem Kino stehen, sollen erhalten bleiben und mit bunten Stauden sowie Gräsern "ökologisch wertvoll" und "optisch ansprechend" umpflanzt werden. Zudem soll eine kleinere bepflanzte Grünfläche im südöstlichen Bereich entstehen.
Die verbleibende befestigte Fläche vor dem Kino dient zukünftig als öffentlicher Sitzbereich, teilt das Referat mit. Die Einfassung des Platzes werde an mehreren Stellen abgesenkt für barrierefreies Queren.
Und nicht nur der Platz, sondern auch der angrenzende Straßenraum wird überarbeitet: An der Ecke Lilien- und Rosenheimer Straße wird der Gehweg erweitert, ein Baum bekommt eine vergrößerte Unterpflanzung, eingefasst mit Sitzmöglichkeit.
In der Rosenheimer Straße zwischen der Ludwigsbrücke und der Einmündung Lilienstraße wird eine neue Ampel aufgestellt, die Querung für Fußgänger und Radfahrer wird barrierefrei. Dazu kommt ein Bodenleitsystem für Blinde und Sehbehinderte.
Neuer Radweg in beide Richtungen, Breite: 4,50 Meter
In der Zeppelinstraße wiederum wird, wie schon länger bekannt, der Radweg neben der Isar bis zum Kreuzplätzchen nach Maßstäben des Radentscheids umgebaut (AZ berichtete). Bisher ist hier eine unübersichtliche Engstelle, Rad- und Fußweg kreuzen sich zudem vor der Rampe der Unterführung. Nun soll ein "Zweirichtungsradweg" entlang der Zeppelinstraße zur Rosenheimer Straße entstehen.
Allerdings müssen dafür zwei Bäume gefällt werden, für die aber Ersatzpflanzungen in der Nähe geplant sind, so das Baureferat in der Sitzungsvorlage.
Der "Zweirichtungsradweg" entlang der Zeppelinstraße, Teil des hochfrequentierten Isarradwegs, soll 4,50 Meter breit werden, mit einem ein Meter breiten begrünten Sicherheitstrennstreifen zwischen Fahrbahn und Radweg. Nach dem Kreuzplätzchen wird der neue Radwegabschnitt auf den bestehenden Zweirichtungsradweg geführt. Hierfür müsse ebenfalls ein Baum gefällt werden, der ersetzt wird, so die Vorlage.
Der bereits bestehende Baumgraben zwischen Gehweg und neuem Radweg soll aus Baumschutzgründen bleiben.
Platz wird umgebaut: 95 Parkplätze und drei Fahrspuren fallen weg
Für eine solche Neugestaltung muss freilich Platz umverteilt werden: Laut Baureferat fallen im Kreuzungsbereich in der Lilienstraße zwei Fahrspuren weg sowie in der Zeppelinstraße eine Fahrspur. Die so dazugewonnene Fläche ermögliche die neue Platzgestaltung und die sichere und komfortable Vergrößerung der Geh- und Radwege.
An der Zeppelinstraße sind auf Höhe des neuen Platzes zwei Behindertenparkplätze geplant. Weiter südlich auf Höhe der Schwarzstraße entstehen auf der Gehbahn an der Zeppelinstraße 30 neue Fahrradparkplätze und sechs für Lastenräder.
Insgesamt 95 Autoparkplätze entfallen für das Projekt, so ist es der Vorlage zu entnehmen. Das ruft freilich auch Kritik hervor.
FDP fordert Plätze für Anwohner in Gasteig-Tiefgarage
So kritisierte etwa die FDP-Fraktion die Fällung der Bäume und den Wegfall der Parkplätze. Und beruft sich dabei auch auf Kritik aus der Anwohnerschaft. Man sei überzeugt, so Stadtrat Fritz Roth, dass einige der Bäume erhalten werden könnten, wenn die Radwegplanung flexibler wäre. Zudem bemühe sich das Baureferat nicht um einen Ersatz für die wegfallenden Parkplätze.
Roth betont, seine Fraktion habe "bereits vor Längerem im Bauausschuss vorgeschlagen, in der Gasteig-Tiefgarage Möglichkeiten zum Anwohnerparken zu schaffen." Dies sei aber unter anderem von den Grünen abgelehnt worden, "mit der aberwitzigen Begründung, Gasteig-Besucher könnten dann nicht mehr mit dem Auto zum Konzert anreisen." Da "durch die brachliegende Sanierung" auf "absehbare Zeit keine Konzerte im Gasteig stattfinden" würden, halte die FDP ihre "Forderung nach Anwohnerparken aufrecht", so Roth.
Allerdings, das Mobilitätsreferat betont, man kümmere sich um Ersatz für die entfallenden Parkplätze. Sprecherin Christina Warta erklärt, im Lizenzgebiet "Nördliche Au" in der Lilienstraße südlich der Ludwigsbrücke bis zum Paulanerplatz werden insgesamt 117 Parkplätze werktags ganztägig als Bewohnerparkplätze ausgewiesen. Dies war dort bisher nur werktags von 18 bis 23 Uhr angeordnet. So solle ein größeres Angebot an Anwohnerparkplätzen geschaffen und so Bewohnern mit Parkausweis die Parkplatzsuche erleichtert werden. Der Mobilitätsausschuss habe diesen Beschluss im vergangenen September einstimmig gefasst, so die Sprecherin.
3,8 Millionen Euro kostet die Umgestaltung voraussichtlich
Das Baureferat wiederum betont, all das habe man in "Beteiligungsveranstaltungen intensiv mit Bürgern sowie mit dem Bezirksausschuss Au-Haidhausen abgestimmt". Auch der Städtische Beraterkreis Barrierefreies Planen und Bauen und der Behindertenbeirat hätten den Planungen zugestimmt.
Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich laut Baureferat auf 3,8 Millionen Euro. Da der Umbau der Straßen und die neue Platzgestaltung zeitlich und planerisch mit der Instandsetzung der Ludwigsbrücke zusammenhängen, ist geplant, im Sommer 2024 mit den Bauarbeiten zu beginnen.