Boulevard mitten in München: Grüne wollen grüne Sonnenstraße

Einen Central Park und einen Schwerpunkt auf Fuß- und Radverkehr fordert die Partei.
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Die Sonnenstraße um 1910 herum. Damals ging es hier beschaulicher zu. Die Grünen wollen zurück zur Begrünung.
Die Sonnenstraße um 1910 herum. Damals ging es hier beschaulicher zu. Die Grünen wollen zurück zur Begrünung. © Stadtarchiv

München - Als Münchner Grüner muss man wohl manchmal mit einem Widerspruch zurechtkommen: Auf der einen Seite wissen auch die Grünen, dass München wächst: 2040 werden voraussichtlich 1,85 Millionen Menschen hier leben. Sie brauchen Wohnraum – und das heißt, dass Flächen, die einst grün waren, bebaut werden. Kann kein Naturschützer wollen, oder?

Einen Weg, wie Stadtgestaltung im Einklang mit Klimaschutz und Natur gelingen kann, versuchten die Grünen auf ihrem Stadtparteitag am Montagabend zu finden. Gleichzeitig eröffneten sie den Landtagswahlkampf. "Wir sind die Partei, die handelt, statt zu jammern", betitelte die Chefin der Grünen-Fraktion, Mona Fuchs, ihre Rede. Während sich die CSU in der Rolle der "Destruktiv-Opposition" eingefunden habe.

Mona Fuchs
Mona Fuchs © Grüne

Mehr Grüne Projekte in der Zukunft

"Die CSU klebt sich sinnbildlich an jedem einzelnen Parkplatz fest. Manchmal leider, leider mit unserem Koalitionspartner der SPD im Schlepptau." Trotz Krisen würden die Münchner Grünen klug in die Zukunft der Stadt investieren, so Fuchs. Den U-Bahn-Ausbau, den grüneren Max-Josephs-Platz nannte sie als Projekte, die die Grünen im Stadtrat vorantreiben wollen.

Gefordertes Gleichgewicht: Gewerbe vs. Wohnen

Dass die Münchner Grünen unterm Strich tatsächlich eher zur Fraktion Realpolitik zählen, konnte man auf dem Parteitag auch beobachten. Eigentlich brachte Roland Barfuß den Antrag ein, dass München drei Jahre auf die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten verzichten soll.

Doch letztlich schaffte es die Grünen-Stadträtin Anna Hanusch, das zu verhindern: "Gewerbe generell abzulehnen, wäre eine zu starke Fessel." Sie plädierte stattdessen für ein besseres Gleichgewicht zwischen Wohnen und Gewerbe. Hanuschs Änderungsantrag wurde letztlich zugestimmt.

Breite Zustimmung fand auch ein Antrag der Grünen Jugend, die einen "Munich Central Park" an der Sonnenstraße forderten. Der Bund Naturschutz hatte diese Idee vor ein paar Monaten vorgestellt.

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Projekt "Boulevard Sonnenstraße"

Bis in die 1930er Jahre war die Sonnenstraße nämlich ein grüner Boulevard, dann gestalteten ihn die Nazis um, später wurde die Straße zu einer der Hauptverkehrsadern der Stadt. Jetzt wollen die Grünen wieder zurück in die Vorkriegszeit: Nur zwei Fahrspuren, also eine pro Richtung, soll es noch geben. Alle Parkplätze auf der Oberfläche (außer Anlieferzonen) sollen entfallen. Die ersten Bäume sollen noch in dieser Legislaturperiode gepflanzt werden. Ziel ist ein Grünzug von der Lindwurm- bis zur Brienner Straße. Und für all das soll sich nun die Grünen-Fraktion im Stadtrat einsetzen.

"Mobilität aus eigener Kraft"

Einen Schwerpunkt setzen die Grünen auf die "Mobilität aus eigener Kraft" – also dem Fuß- und dem Radverkehr. "Wir brauchen auch resiliente Bürger die nicht bei jedem Regen ins Auto steigen", betonte Johannes Reichel aus dem Arbeitskreis Mobilität. Die grüne Basis sei nicht unbedingt ein Freund der großen U-Bahn-Projekte und der Zweiten Stammstrecke – viel "graue Energie" werde durch solche Baustellen freigesetzt.

"Berechnungen aus Berlin zeigen, dass es 139 Jahre dauern kann, bis sich der Bau einer U-Bahn amortisiert", so Reichel. "Verkehr muss nicht immer verbuddelt werden. Die CSU sei auch deshalb für den Bau neuer U-Bahnen, weil dadurch die Autos länger an der Oberfläche fahren können."

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Ob das die Grünen mehrheitlich auch so sehen? Das wurde nicht groß diskutiert. Der Antrag aber, die Mobilität, für die man die eigenen Muskeln braucht, besser zu fördern, wurde angenommen.

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21 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Lackl am 30.11.2022 22:45 Uhr / Bewertung:

    Kann sich die Grüne Jugend nicht mehr in unserer eigenen Sprache verständigen oder ist Generation Smartphone so zu sehr amerikanisiert?

  • Der wahre tscharlie am 01.12.2022 14:23 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Lackl

    Klingt nach "Wächter der deutschen Sprache". Aber gut, wer es vestehen will, versteht es auch. Wobei.....beim Wort Park komm ich schon ins grübeln....das gibt es genauso in der deutschen und englischen Sprache. Jetzt stellt sich die Frage, was war zuerst da, die deutsche oder die englische Version. Ist irgendwie wie dem Huhn und dem Ei......Ironie aus.

  • Futurana am 30.11.2022 09:13 Uhr / Bewertung:

    Soweit ich informiert bin hat München im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten die wenigsten Grünflächen und zwar deutlich weniger. Englischer Garten hin oder her, er reicht nicht aus. Um der jährlichen Sommerhitze zu begegnen, auf die Gesundheit der Städter zu achten braucht es erheblich mehr Grünlungen in der Stadt

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