Boulevard mitten in München: Grüne wollen grüne Sonnenstraße
München - Als Münchner Grüner muss man wohl manchmal mit einem Widerspruch zurechtkommen: Auf der einen Seite wissen auch die Grünen, dass München wächst: 2040 werden voraussichtlich 1,85 Millionen Menschen hier leben. Sie brauchen Wohnraum – und das heißt, dass Flächen, die einst grün waren, bebaut werden. Kann kein Naturschützer wollen, oder?
Einen Weg, wie Stadtgestaltung im Einklang mit Klimaschutz und Natur gelingen kann, versuchten die Grünen auf ihrem Stadtparteitag am Montagabend zu finden. Gleichzeitig eröffneten sie den Landtagswahlkampf. "Wir sind die Partei, die handelt, statt zu jammern", betitelte die Chefin der Grünen-Fraktion, Mona Fuchs, ihre Rede. Während sich die CSU in der Rolle der "Destruktiv-Opposition" eingefunden habe.

Mehr Grüne Projekte in der Zukunft
"Die CSU klebt sich sinnbildlich an jedem einzelnen Parkplatz fest. Manchmal leider, leider mit unserem Koalitionspartner der SPD im Schlepptau." Trotz Krisen würden die Münchner Grünen klug in die Zukunft der Stadt investieren, so Fuchs. Den U-Bahn-Ausbau, den grüneren Max-Josephs-Platz nannte sie als Projekte, die die Grünen im Stadtrat vorantreiben wollen.
Gefordertes Gleichgewicht: Gewerbe vs. Wohnen
Dass die Münchner Grünen unterm Strich tatsächlich eher zur Fraktion Realpolitik zählen, konnte man auf dem Parteitag auch beobachten. Eigentlich brachte Roland Barfuß den Antrag ein, dass München drei Jahre auf die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten verzichten soll.
Doch letztlich schaffte es die Grünen-Stadträtin Anna Hanusch, das zu verhindern: "Gewerbe generell abzulehnen, wäre eine zu starke Fessel." Sie plädierte stattdessen für ein besseres Gleichgewicht zwischen Wohnen und Gewerbe. Hanuschs Änderungsantrag wurde letztlich zugestimmt.
Breite Zustimmung fand auch ein Antrag der Grünen Jugend, die einen "Munich Central Park" an der Sonnenstraße forderten. Der Bund Naturschutz hatte diese Idee vor ein paar Monaten vorgestellt.
Projekt "Boulevard Sonnenstraße"
Bis in die 1930er Jahre war die Sonnenstraße nämlich ein grüner Boulevard, dann gestalteten ihn die Nazis um, später wurde die Straße zu einer der Hauptverkehrsadern der Stadt. Jetzt wollen die Grünen wieder zurück in die Vorkriegszeit: Nur zwei Fahrspuren, also eine pro Richtung, soll es noch geben. Alle Parkplätze auf der Oberfläche (außer Anlieferzonen) sollen entfallen. Die ersten Bäume sollen noch in dieser Legislaturperiode gepflanzt werden. Ziel ist ein Grünzug von der Lindwurm- bis zur Brienner Straße. Und für all das soll sich nun die Grünen-Fraktion im Stadtrat einsetzen.
"Mobilität aus eigener Kraft"
Einen Schwerpunkt setzen die Grünen auf die "Mobilität aus eigener Kraft" – also dem Fuß- und dem Radverkehr. "Wir brauchen auch resiliente Bürger die nicht bei jedem Regen ins Auto steigen", betonte Johannes Reichel aus dem Arbeitskreis Mobilität. Die grüne Basis sei nicht unbedingt ein Freund der großen U-Bahn-Projekte und der Zweiten Stammstrecke – viel "graue Energie" werde durch solche Baustellen freigesetzt.
"Berechnungen aus Berlin zeigen, dass es 139 Jahre dauern kann, bis sich der Bau einer U-Bahn amortisiert", so Reichel. "Verkehr muss nicht immer verbuddelt werden. Die CSU sei auch deshalb für den Bau neuer U-Bahnen, weil dadurch die Autos länger an der Oberfläche fahren können."
Ob das die Grünen mehrheitlich auch so sehen? Das wurde nicht groß diskutiert. Der Antrag aber, die Mobilität, für die man die eigenen Muskeln braucht, besser zu fördern, wurde angenommen.
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